[quote="antenna"|p3494][quote="Mellnau"|p3485]
"Die aktuelle Debatte um die Integrationsbeauftragte Aydan Özoğuz zeigt es sehr deutlich: Sie darf sich aus der Sicht von mehreren AfD-Politikern nicht über die deutsche Kultur äußern, weil ihre „Herkunft“ in Anatolien liegt. Auch, wenn ihre Herkunft eigentlich Hamburg ist. Die Haltung dahinter wird klar: Nur ein echter Deutscher darf sich über die deutsche Kultur auslassen, nicht aber so eine „Passdeutsche“ (wie die NPD unsereins bezeichnet), so eine dahergelaufene Muslimin – die soll sich lieber über „ihre“ Kultur äußern. Das kann man getrost schon als rechtsextremes Weltbild bezeichnen, mit völkischer Ideologie. Deutsch ist nur, wer von Deutschen abstammt."
"Kerndeutsch" ist der "Nazzen-Terminus" hierfür und weil die Ministerin zwar in Deutschland geboren wurde aber doch einen türkischen Namen hat, bleibt sie ein Fremdkörper.
Mein Sohn hatte mal einen solchen "Fremdkörper" als einen Freund mit nach Hause gebracht und mit dem unterhielt ich mich beim Wein. Er war Musiker als Hobby und hat "Soziologie" studiert. Seine Familie kam vor vielen Generationen ca. 200 Jahren aus dem Iran nach Anatolien, so sagte er im Verlauf unseres Gesprächs. Damals waren politische Ursachen Grund der Umsiedlung. In jenem Dorf in Anatolien stammten wohl viele Familien aus dem Iran und sie waren "Arier", als solche hatten sie sich auch immer in dieser Tradition verheiratet und fortgepflanzt.
Nun kamen die Großeltern Anfang der 1960er Jahre nach Deutschland, da wurde dann auch schon bald seine Mutter geboren. Als die dann in Tübingen studierte und dort einen Kommilitonen aus "Schwaben" kennenlernte, sich in ihn verliebte und damit den Vater schockierte, kam es zu einem Break, der nicht in das Wunschbild einer arischen Familie passte, sie war schwanger von einem Deutschen, einem Schwaben. Den Opa zu beruhigen benannten sie den neu geborenen Jungen nach ihm, er heißt Bülent. Ich fragte ob man denn mit seinem Vornahmen wenigstens als Deutscher anerkannt wurde, wenn er schon den "Arier-Status" nicht für sich beanspruchen konnte? Nein sagte er, mein Vornahme stigmatisiert, sobald ich den Campus verlasse.
Da frage ich mich schon, wie unklug doch manche Menschen sind, wie schnell sie urteilen und wie wenig sie in der Kultur eines Schiller, eines Hegel oder Kant, denken und leben.