Ich bin kein Fan der ehemaligen DDR. Aber man hat meines Erachtens nach der Wende den Fehler gemacht, dort alles über einen Kamm zu scheren und als negativ zu bewerten.
Was beide Bildungssysteme betrifft, das west- und das ostdeutsche, hätte man sich das eine oder andere durchaus positive vom ostdeutschen System abschauen und integrieren können.
Das beginnt schon einmal mit den ostdeutschen Strukturen in der vorschulischen Bildung, die deutlich besser als im Westen der Republik organisiert sind und waren.
Das hat natürlich auch damit zu tun, weil der Westen die sogenannte Hausfrauenehe und damit die alleinige, innerfamiliäre Erziehung im Vorschulalter lange Zeit formal bevorzugte. Demgegenüber wollte das System DDR schon frühzeitig Zugriff auf die Köpfe der Menschen.
Natürlich muss man sich nichts vormachen. Ab einem gewissen Punkt spielten in der DDR politische Konformität und Parteinähe eine tragende Rolle, vor allem, wenn man anspruchsvollere Bildungsabschlüsse machen wollte.
Eine Doktorantenstelle bekam man nicht unbedingt ohne dass die Stasi erst einmal vor der Tür stand, eine direkte oder indirekte Gesinnungsprüfung machte und zur Zusammenarbeit drängte.
Demgegenüber bekam man im Westen halt auch manchmal einen Doktortitel, weil Papa die Uni bespendete oder er einfach nur einen hohen gesellschaftlichen Status hatte.
Wenn man die intellektuelle oder fachliche Reife nicht besaß, dann bekam man, bis auf wenige Einzelfälle, in der DDR allerdings üblicherweise keinen gehobenen, akademischen Titel. Partei- und Systemnähe alleine reichten da eher selten aus.
Nach meiner persönlichen Erfahrung in den knapp drei Jahrzehnten nach der Wende, in der natürlich auch viele Ostdeutsche im Westen ihr Glück versuchten, ist der tatsächliche Bildungsgrad von Menschen, die in der DDR zur Schule gingen, verglichen mit dem Westen, ein höherer, jedenfalls, wenn man formal identische Abschlüsse vergleicht.
Ich treffe nicht selten in meinem beruflichen Alltag auf Menschen, welche zu DDR-Zeiten zur Schule gingen, mit mittlerem Bildungsabschluss, die aber grundsätzlich eher Abitur- oder gar akademisches Potential haben, oft nur deshalb, weil man politisch damals nicht konform war.
Währenddessen treffe ich nicht selten auf Menschen, welche im Westen Abitur machten, aber eigentlich nur das Potential der mittleren Reife oder gar nur Hauptschulfähigkeiten besitzen.
Es überrascht deshalb nicht, dass in einzelnen westlichen Bundesländern die Abiturientenquote längst nahe der 50% liegt, während sie in anderen Bundesländern traditionell deutlich niedriger ist.
Akademische Reife besitzen aber im Schnitt maximal 20% eines Landes.
Bildung ist Ländersache. Mit fatalen Folgen in einer Gesellschaft, in der sich Menschen zunehmend häufiger beruflich von einem Bundesland ins andere bewegen. Der formale Bildungsabschluss, der in Deutschland traditionell einen hohen Wert hatte, verliert zunehmend seine inhaltliche Relevenz und Bedeutung. Insofern ist schon die gesellschaftlich durchaus sehr beliebte Abgrenzung formal gleicher Bildungsabschlüsse von Migranten mit den in Deutschland erworbenen, mehr als fragwürdig.
Mein eigener Haus- und auch meine Fachärzte sind inzwischen ausnahmslos Menschen, die ursprünglich nicht aus Deutschland kommen, weil ich die Erfahrung machte, dass sie mich im Schnitt deutlich erfolgreicher therapieren.
Am Ende zählt bei mir, auch in Sachen Gesundheit. was tatsächlich hinten raus kommt und nicht, wie sprachlich geschickt mir ein Arzt seinen therapeutischen Misserfolg vermarkten kann.
Auch im beruflichen Alltag mache ich eher die Erfahrung, dass Kollegen/Innen auf der gleichen hierarchischen Ebene, welche Migrationshintergrund haben, im Schnitt gebildeter und oft auch den höheren (in Deutschland erworbenen) Bildungsabschluss haben als ihre deutschen Kollegen der gleichen Hierarchieebene.
Deine Argumentation hat einen entscheidenden Nachteil. Intelligenz ist normalverteilt. D.h. auch, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung für ein Studium geeignet ist.
Die 20% Abi-Abschlusse der neuen Bundesländer sorgen einfach nur dafür, dass Potenzial verschenkt wird. Leider gibt es ebenso Studien, dass nicht der wirklich Intelligente gut durch die Schule kommt, sondern der durchschnittlich Begabte. Besonders starke oder besonders Schwache Schüler passen nicht in das Standard-Schulmodell.
Dein Beitrag ist in diesem Sinne Artefakt eines auf den Durchschnitt ausgerichteten Schulsystems.
Hinzu kommt eine ethische Anforderung: Jeder Mensch hat das gleiche Recht, mit allen seinen Stärken und Schwächen individuell nach seinen Bedürfnissen gefördert zu werden. Verbrieft z.B. in der UN-Kinderrechtskonvention (https://www.kinderrechtskonvention.info/...uf-schule-3620/).
Irgendwelche Beschränkungen des akademischen Zugangs kann ich also nur entschieden ablehnen! Im Gegenteil, es müssen Zugangsmöglichkeiten für weitere Personengruppen geschaffen werden. Man denke nur an die Anforderungen der Inklusion!
Die Bildungsmöglichkeiten für breite Bevölkerungsschichten ist ein Wert, den die West-Linke historisch in den 1960er / 1970er Jahren erkämpft hat!
Ich halte das mit dem 20%igen akademischen Potential in einer Gesellschaft sogar noch für ein wenig zu hoch angesetzt.
Man kann so etwas nicht züchten. Man kann nur das Niveau nach unten schrauben. Mit fatalen Folgen. Denn auf Dauer funktioniert vieles in unserem Land nicht mehr geordnet und richtig, weil zunehmend mehr Menschen in höherqualifizierten Jobs sitzen, denen sie inhaltlich eigentlich gar nicht gewachsen sind.
Man löst Probleme dann eher damit, dass man mauschelt und trickst. Im öffentlichen Nahverkehr fallen dann einzelne Verbindungen einfach mal aus, wenn der Zugführer krank ist und man nennt den Kunden dann Oberleitungsschaden als Grund. Kostendruck ist hier oft weniger die Ursache als die zunehmende Unfähigkeit der Verantwortlichen, entsprechende Verbindungen und Prozesse professionell zu planen und zu organisieren.
Es entsteht sogar eine Entwicklung, in der bei Stellenbesetzungen zunehmend weniger auf die eigentlichen, fachlichen Fähigkeiten geachtet wird, sondern andere Dinge Treiber sind.
Die Politik macht es uns vor. Wie kommt eine gelernte Amtsärztin zum Job des Bundesverteidigungsministers? Warum arbeitet sie nicht als Ärztin?
Es überrascht dann nicht, dass Frau von der Leyen sich erst einmal gar nicht um ihre eigentliche Aufgabe kümmerte, sie sogar vernachlässigte und stattdessen Fragen wie die Einführung von KiTas und vermehrt weibliches Personal in der Truppe in den Fokus stellte.
Oder schaut Euch mal die berufliche Herkunft vieler DAX-Vorstände an! Das hat oft wenig mit der eigentlichen Aufgabe zu tun, für die sie eingesetzt wurden. In einem solchen Umfeld geschehen natürlich so Dinge wie der VW-Skandal häufiger als in einem fachlich geordneten Berufsumfeld.
Ich bin mir sicher, dass ähnlich fatale Skandale wie bei VW in den meisten DAX-Unternehmen schlummern, aber nur noch nicht an die Öffentlichkeit kamen.
Hinzu kommt, dass in den Regionen mit einer künstlichen 50% Abiturientenquote die Hauptschule schnurstracks in Hartz IV führt, d.h. eine extreme Entwertung niedrigerer Schultypen stattfindet und die Schüler, die dort hängen bleiben, dadurch zusätzlich demotiviert sind und sich oft schon mal gar nicht mehr anstrengen, weil ihnen die eigene Perspektivlosigkeit natürlich irgendwann bewusst ist.
Bei unserer Personalstelle stellen sich zunehmend häufig Bewerber mit akademischem Abschluss für ungelernte Tätigkeiten vor. Diese Bewerber stellen sich bei Kollegen vor, die geringer qualifiziert sind als sie selbst, aber keine realistische Chance auf deren Job hätten.
Dieser Markt, der hier im akademischen Bereich seit Jahrzehnten durch völlig verfehlte öffentliche Debatten den Leuten suggeriert wird, den gibt es in der Praxis nicht.
Jede Gesellschaft besteht überwiegend aus Indianern und nicht mehrheitlich aus Häuptlingen.
Es sei denn, wir wollen massenweise Putzfrauen und Taxifahrer mit Doktortitel haben.
Die Herausforderungen der Zukunft bestehen meines Erachtens eher darin, wie man die einzelnen Schultypen modern aufstellt und an die zukünftige Entwicklung anpasst.
Zitat von MaMi im Beitrag #3
Ich halte das mit dem 20%igen akademischen Potential in einer Gesellschaft sogar noch für ein wenig zu hoch angesetzt.
Man kann so etwas nicht züchten. Man kann nur das Niveau nach unten schrauben. Mit fatalen Folgen. Denn auf Dauer funktioniert vieles in unserem Land nicht mehr geordnet und richtig, weil zunehmend mehr Menschen in höherqualifizierten Jobs sitzen, denen sie inhaltlich eigentlich gar nicht gewachsen sind.
Jeder Mensch hat die Chance verdient, sich zu beweisen.
In einer funktionierenden Marktwirtschaft wird derjeninge, der nicht bewährt nicht lange an den hochqualifizierten Jobs bleiben.
In diesem Absatz beginnt das, was ich für den Grundfehler deiner Argumentation halte. Du fängst an, Menschen ihre Lebenschancen vorzuschreiben, indem du - letztlich willkürlich - berufliche Bildungswege einzuschränken begehrst.
Und nein: Wie im anderen Thema bereits gesehen erkenne ich bekanntlich die Brillianz und fachliche Wohlgeordnetheit deiner Beiträge nicht. Die Mühen entsprechend freche Bemerkungen einzutippen kannst du dir also unter Gesichtspunkten der Zeiteffizienz sparen.
Zitat
Man löst Probleme dann eher damit, dass man mauschelt und trickst. Im öffentlichen Nahverkehr fallen dann einzelne Verbindungen einfach mal aus, wenn der Zugführer krank ist und man nennt den Kunden dann Oberleitungsschaden als Grund. Kostendruck ist hier oft weniger die Ursache als die zunehmende Unfähigkeit der Verantwortlichen, entsprechende Verbindungen und Prozesse professionell zu planen und zu organisieren.
Der Job wäre vielleicht attraktiver, wenn er besser bezahlt würde oder die Arbeitsbedingungen stimmen würden. Wäre dies so, würden sich auch mehr Menschen zu Zugführern ausbilden lassen.
Aber lassen wir uns nicht auf Nebenschauplätze ein sondern kommen zur Quintessenz:
Zitat
Hinzu kommt, dass in den Regionen mit einer künstlichen 50% Abiturientenquote die Hauptschule schnurstracks in Hartz IV führt, d.h. eine extreme Entwertung niedrigerer Schultypen stattfindet und die Schüler, die dort hängen bleiben, dadurch zusätzlich demotiviert sind und sich oft schon mal gar nicht mehr anstrengen, weil ihnen die eigene Perspektivlosigkeit natürlich irgendwann bewusst ist.
Der Ansatz ist aber nicht, Bildungschancen für eine breite Masse der Menschen wieder zu reduzieren, sondern die Dreigliedrigkeit des Schulsystems ins Frage zu stellen.
Man kann über Schulnoten denken wie man möchte. Aber, wenn im einen Bundesland eine Abiturquote von 50%, im anderen eine von 20% herrscht und wenn zusätzlich in dem Bundesland mit den 20% die durchschnittliche Abiturnote bei 3,1 liegt, im anderen aber bei 1,8, dann wird klar, dass spätestens dort, wo ein Numerus Clausus herrscht, die weniger strengen Bundesländer bevorzugt werden und die Masse der Studienplätze nicht an die Besten geht. Da kann man über den Sinn eines NC denken wie man möchte. Auch den kann man natürlich kritisch sehen. Jedenfalls entsteht dann sukzessive eine Situation, in welcher der Chef nicht mehr der beste ist, sondern einige seiner Mitarbeiter eigentlich ein höheres Potential haben. Das sogenannte Peter-Prinzip wird zum vorherrschenden Status Quo.
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 23.10.2017 16:59von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von MaMi im Beitrag #5Wenn immer mehr Berufswege ein bestandenes Abitur voraussetzen, muss naturgemäß von der früheren Gewohnheit, dass höhere Schulen allein bessergestellten Personenkreisen zugänglich seien, abkehren. Gut, man mag argwöhnen, dass, was früher mal Hochschulreife bedeutete, entwertet wird - andererseits macht doch die Erkenntnis ebenfalls die Runde, dass auch ein Studienabschluss (sei's als Bacheler oder als Master) nicht mehr ganz dasselbe ist wie ein akademischer Grad früher… es geht längst nicht mehr um Bildung, es berufliche Verwertbarkeit, um Auslandspraktika, um blinde Folgsamkeit gegenüber den von der Chefetage vorgegebenen Quartalszielen. Ersetzbar ist der einzelne Mitarbeiter sowieso.
Man kann über Schulnoten denken wie man möchte. […]
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 23.10.2017 17:19von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von MaMi im Beitrag #5Das ist schon mal eine gewagte Behauptung, schließlich werden bei Studienfächern stärkerer Nachfrage als verfügbaren Plätzen sicher weiterhin Aufnahmetests durchgeführt - zwar werden nur Studenden, die den gewünschten Notendurchschnitt erzielt haben, vorgeladen, aber wenn die gewünschte Lern- und Leistungsfähigkeit nicht erbracht wird, dürfte recht bald eine Exmatrikulation erfolgen…
[…] wenn im einen Bundesland eine Abiturquote von 50%, im anderen eine von 20% herrscht und wenn zusätzlich in dem Bundesland mit den 20% die durchschnittliche Abiturnote bei 3,1 liegt, im anderen aber bei 1,8, dann wird klar, dass spätestens dort, wo ein Numerus Clausus herrscht, die weniger strengen Bundesländer bevorzugt werden […]
Ich will hier tendenziell meinem Vorredner widersprechen.
Spätestens dann, wenn man nicht in demselben Bundesland arbeitet, in dem man auch seine Bildungsabschlüsse gemacht hat, fällt es oft sehr offensichtlich auf, dass die Kriterien und Anforderungen durchaus unterschiedlich sind.
Es gibt natürlich auch Regionen und Bundesländer, welche sehr kreativ sind, was beispielsweise pädagogische Konzepte oder den Mut betrifft, einmal etwas Neues auszuprobieren, was dann manchmal dazu führt, dass mehr Schüler durchaus qualifiziert höhere Bildungsabschlüsse machen. Der Normalfall ist das aber nicht.
Zitat von MaMi im Beitrag #5
Man kann über Schulnoten denken wie man möchte. Aber, wenn im einen Bundesland eine Abiturquote von 50%, im anderen eine von 20%
Wozu Schulnoten? Im Vergleich zwischen den Bedingungen verschiedener Klassen und Schulen und der Bewertung durch verschiedene Lehrer sind Noten nichts Objektives. Es fließen Zufälle, verschiedene Haltungen und unterschiedliche Auffassung von Pädagogik ebenfalls mit in die Bewertung ein.
Verleiten Schulnoten nicht zum schlichten Auswendiglernen und verhindern so Selbstbildung?
Und wessen Interessen sind eigentlich Schulnoten? Die von Schülern oder die von Arbeitgebern?
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 29.10.2017 10:06von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von MaMi im Beitrag #8Dass Schul- und Bildungswesen Ländersache sind, ist bekannt - dass im PISA-Ländervergleich auffallenderweise Bayern und Sachsen vermeintlich bessere Leistungen attestiert werden, zeigt nur, dass die dortigen Unterrichtsschwerpunkte sich eher mit den Forderungen der jeweiligen IHK decken… war's nicht grad vor ein paar Jahren an einer bayrischen Schule, dass ein kompletter Jahrgang sein Abitur nicht bestanden hatte, was der Notenstreuungsvorgabe des Kultusministeriums dann ja auch nicht entsprach? Die Frage ist doch eher, welcherlei Bildungsinhalte bzw. Schlüselqualifikationen, die via Schulunterricht zu vermitteln sind, in der heutigen Zeit überhaupt nützlich sind, und inwieweit es überhaupt noch einen für die gesamte Gesellschaft relevanten Bildungskanon geben kann… das Humboldt'sche Bildungsideal gilt doch als "überholt", die "Zukunftstechnologien" gieren nach ideologisch geschulten Zöglingen, die "Realwirtschaft" nach verkaufsaffinem Personal… und das gesellschaftliche Ideal wird doch längst vom jederzeit "flexiblen" und "positiv denkenden" Follower aktueller Strömungen verkörpert…
[…] Spätestens dann, wenn man nicht in demselben Bundesland arbeitet, in dem man auch seine Bildungsabschlüsse gemacht hat, fällt es oft sehr offensichtlich auf, dass die Kriterien und Anforderungen durchaus unterschiedlich sind. […]
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 29.10.2017 10:19von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #9Zwar stimmt es, dass die individuelle Leistung des Schülers recht unterschiedlich beurteilt wird - es gab schon gegen 1980 mal einen berühmten Fall, wo dieselbe Arbeit eines Schülers, die einer Anzahl unterschiedlicher Lehrkräfte zur Benotung vorgelegt wurde, das ganze Spektrum von "1" (sehr gut) bis "6" (mangelhaft) erhalten hatte… aber irgendeinen Vergleichswert benötigt man schon, um Begabungen zu erkennen und ggf. Nachbesserungsbedarf festzustellen… ein gewisser Einfluss der Fähigkeit, auswendig zu lernen, mag quer durch alle Fächer vorhanden sein - aber wortgetreue Wiederholung des vom Lehrer vorgetragenen Stoffs befähigt nicht, Aufgaben zu lösen. Im Sprach- und Fremdsprachunterricht ist also ein Grundvokabular unverzichtbar; die Einhaltung grammatikalischer Regeln ebenso. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ist die Kenntnis mancher Formeln und Lehrsätze ebenfalls nützlich, aber nur ein kleiner Teil der zensurrelevanten Leistungserbringung. Und selbst der Geschichtsunterricht beschränkt sich wohl schon lange nicht mehr auf's bloße Abfragen von Jahreszahlen…
[…] Wozu Schulnoten? Im Vergleich zwischen den Bedingungen verschiedener Klassen und Schulen und der Bewertung durch verschiedene Lehrer sind Noten nichts Objektives. […] wessen Interessen sind eigentlich Schulnoten? Die von Schülern oder die von Arbeitgebern?
Was du vorträgst bestätigt doch nur, dass Noten keine Aussagekraft haben.
Selbst den berühmten Vergleichswert muss ich verneinen. Dieser "Vergleichswert" Schulnote ist an einem fiktiven Durchschnittsschüler ausgerichtet. Menschen sind aber Individuen. Somit gibt es Interessen, Abneigungen, Stärken und Entwicklungsfelder usw., denen das schulische Notensystem nicht gerecht wird, ja gar nicht werden kann.
Ich stimme dir zu, dass ein gewisses Grundwissen und kulturelle Grundtechniken vermittelt werden müssen. Alles darüber hinausgehende sollte aber nach den freien Interessen, Wünschen und Bedürfnissen der einzelnen Schüler vermittelt werden. Schliesslich lernt man für das Leben, nicht aber für Schule oder einen ominösen zukünftigen Arbeitgeber, den man sich als Schüler eh nicht vorstellen kann.
RE: Das Leben ist kein Wunschkonzert
in Schule und Bildung 29.10.2017 14:57von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #12Die Lernfähigkeit (oder besser: Die Motivation, sich den Stoff anzueignen) mag interessenbedingt fachspezifisch recht verschiedenartig ausgeprägt sein… aber nicht das Hätscheln dieser schülerseitigen Eigenarten ist Hauptaufgabe des Schulwesens, sondern eben gerade die Erziehung mit dem Ziel, den Schüler zu befähigen, zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft heranreifen zu lassen. (Was, zugegebenermaßen, bei einem wachsenden Prozentsatz der Schüler leider nicht mehr zu gelingen scheint)
[…] Somit gibt es Interessen, Abneigungen, Stärken und Entwicklungsfelder usw., denen das schulische Notensystem nicht gerecht wird, ja gar nicht werden kann. […]
Zitat von Findus im Beitrag #12Das ist nun absoluter Unsinn, denn dann könnte man gleich den Unterricht durch "Trivial Pursuit" ersetzen… was lernt ein Kind denn für's Leben, wenn man's seine Beschäftigung nach gusto frei wählen ließe?
[…] Alles darüber hinausgehende sollte aber nach den freien Interessen, Wünschen und Bedürfnissen der einzelnen Schüler vermittelt werden. […]
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 29.10.2017 15:07von Jackdaw • | 454 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #12Eben, eben. Und gerade heutzutage wird wohl kaum ein Schüler sein künftiges Leben unter den Fittichen eines einzelnen Arbeitgebers verbringen… eine gewisse Menschenkenntnis, Anpassungsfähigkeit und Bereitschaft, sich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten, zählen also schon einmal zu den existenziellen Basisqualifikationen. Welch Herkulesaufgabe für's Lehrpersonal, bedenkt man, dass in jenen Jahren die Launenhaftigkeit des jungen Menschen seine Hingabe an Lernziele zusätzlich schmälert.
[…] Schliesslich lernt man für das Leben, nicht aber für Schule oder einen ominösen zukünftigen Arbeitgeber, den man sich als Schüler eh nicht vorstellen kann.
RE: Das deutsche Bildungssystem
in Schule und Bildung 29.10.2017 15:52von WilliM • | 3 Beiträge
Gibt es überhaupt ein deutsches Bildungssytem? Oder hat Deutschland nicht vielmehr 16 verschiedene Bildungssysteme?
Ich lebe nahe der deutsch-französischen Grenze. In meiner Nachbarstadt Sarreguemines kann jederzeit ein Lehrer aus Marseille unterrichten. Familien können nach Bordeaux ziehen, ohne dass ihre Kinder schulische Probleme bekommen, weil die Schulsysteme nicht untereinander kompatibel sind, wie dies zum Beispiel in Deutschland der Fall ist.
Aber daran wird sich so schnell nichts ändern. Schule und Polizei sind die einzigen größeren Sachgebiete, in denen die Verantwortung allein bei den Ländern liegt. Und das werden sich die Länder nicht freiwillig nehmen lassen.
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