#106

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 12:44
von Anthea | 12.557 Beiträge

Irgendwo las ich, dass die Initialen der SPD dann mit "Splitter Partei Deutschland" übersetzt werden können.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#107

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 14:03
von Findus (gelöscht)
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Zitat von Till im Beitrag #103
Zitat von Findus im Beitrag #96
Ich glaube, Häme helfen da nicht weiter. Er soll mit Stil seinen Hut nehmen und einer neuen Generation das Ruder der SPD lassen. Schlicht und schnörkellos. Dann fällt auf die Spotter das schlechte Licht.
Es geht gar nicht mal so sehr um eine neue Generation. Viel wichtiger wäre, dass sich die Seeheimer endlich vom Acker machen. Vorgestern Abend habe ich Rudolf Dreßler (Jahrgang 1940) in der Phoenix-Runde gesehen. Da konnte ich nur sagen, "Hut ab".


Die promineten Seeheimer sind mehrheitlich wiederum auch Kinder ihrer Generation. Weiter links stehen die Alten, die nichts zu sagen haben und die jungen, die noch nichts sagen sollen.


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#108

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 15:21
von fagussylvatica | 142 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #105
In den Umfragen kommt der Zickzack-Kurs naturgemäß nicht beim Volk an. Die SPD tut alles, um Projekt18 zu erreichen.


In Mo Yan's "Die Sandelholzstrafe" wird in wohlfeilen Worten die Strafe der 1000 Schnitten beschrieben. Selten hat mich beim Lesen etwas derart verstört zurückgelassen. Was die SPD gerade praktiziert ist ein solches Lingchi am eigenen Leib.

Die Inbrunst mit der sich linke und rechte Flügel, Junge und Alte, Arbeiter und Beamte, Genossen und Genossinnen gerade öffentlich ausweiden, vorführen und zerfleischen löst bei mir neben Betroffenheit nur noch soetwas wie "Fremdschämen" aus. Wenn "Ätschi- Bätsche"- Andrea und Martin "wir stehen für in eine Große Koalition nicht zur Verfügung" nun das Parteivolk um die Zustimmung für eine Neuauflage der im Kern ausgesprochen erfolgreichen, aber beim SPD- Souverain und der Opposition ausgesprochen unpopulären GroKo erbetteln, zeugt das von einem devot- masochistischen Charakter der SPD Granden die mich sprachlos macht.

Der einzige dem es aktuell nutzt ist Sigmar, der alte Fuchs, der sich klug und vorrausschauend an den Rand gestellt hat und nun gehässig die Hände reiben kann. Wer bitte würde die SPD unter diesen Umständen wieder wählen wollen?


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#109

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 15:38
von Findus (gelöscht)
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Die GroKo war alles nur nicht erfolgreich. Das waren 4 Jahre des Stillstandes.


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#110

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 16:18
von sagittarius (gelöscht)
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Zitat von Findus im Beitrag #109
Die GroKo war alles nur nicht erfolgreich. Das waren 4 Jahre des Stillstandes.


Um dafür ein Beispiel zu nennen.Der Jusochef war in der letzten Sendung bei Illner.Er wies darauf hin,dass in der letzten Legislatur die "Solidarrente" geplant war.Diese sei auch im Koalitionsvertrag mit der CDU vereinbart gewesen.Nun,aus diesem Versprechen wurde wohl ein Versprecher,die Solidarrente kam nicht.Jetzt verspricht man eine Grundrente,allerdings nur bei nachgewiesener Bedürftigkeit.Ob diese dann Wirklichkeit wird?Nach den Erfahrungen mit der Solidarrente kann man daran zweifeln.
Im Zusammenhang mit dieser Sendung war sehr auffällig,dass weder Frau Klöckner,CDU noch Frau Illner oder sonst ein Teilnehmer der Runde bereit war zu diesem Thema auch nur ein Wort zu verlieren.Im Gegenteil,Frau Illner bügelte die Diskussion an der Stelle sofort ab mit der Bemerkung,nun müsse man nach vorn schauen und nicht in die Vergangenheit.So laufen die meisten dieser Sendungen ab,das Wesentliche wird unter den Tisch gekehrt um sich an Nebensächlichkeiten aufhalten zu können.
Die ganze Diskussion wird erst ab der Minute 57:30 interessant.Da wird es kurz konkret um gleich darauf wieder von der eigentlichen Fragestellung des Jusovorsitzenden abgelenkt zu werden.Wer sich die Szene anschauen möchte:https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/machtkampf-um-die-groko-schulz-und-merkel-zittern-sendung-vom-18-januar-2018-100.html



zuletzt bearbeitet 19.01.2018 16:23 | nach oben springen

#111

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 17:39
von fagussylvatica | 142 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #109
Die GroKo war alles nur nicht erfolgreich. Das waren 4 Jahre des Stillstandes.



Das ist eine Frage des Blickwinkels. Wer die Welt aus den Angeln heben und eine Revolution- wenn nicht die Abkehr vom Kapitalismus, die Lösung aller Umwelt- und div. anderer Menschheitsprobleme erwartet hat, der wird natürlich bitter enttäuscht sein.

Wer die Regierung der letzten Legislaturperiode aber mal sachlich mit den vielen Vorgängern vergleicht und rational zusammen rechnet, wird neben dem Mindestlohn, eine Rekordbeschäftigung, eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit, deutlich gestiegene Bildungsinvestionen und Renten, eine Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs, eine recht gut verkraftete Flüchtlingsschwemme und Bankenkrise finden, sowie einen angenehmen Ruhepol im politischen Schleudergang, den die EU und die ganze Welt aktuell eingelegt haben, erkennen.

Ich kann die große Kritikwelle nicht nachvollziehen. In keiner Weise. Klar kann man über einen zu niedrigen Mindestlohn, Harz IV oder Renten klagen- aber irgendwo sehe ich auch die Verantwortlichkeit des Einzelnen nicht durch den Staat kompensiert, d.h. wer sich wenig qualifiziert hat, wer sich nicht hinreichend diszipliniert, wer wenig Flexibilität anbietet, der hat -möglichweise verdient- gegenüber denen die diese Fähigkeiten mitbringt einen Nachteil. Diese muß sich am Ende des Tage irgendwo abbilden- Juso- Idylle hin oder her. Für mich braucht es auch keine Grundrente- die heißt im Zweifel Harz IV, so bitter es im Einzelfall auch sein mag. Nur wer 65 alt wurde, erreicht nicht zeitgleich einen Anspruch auf eine "Durchschnittsrente".



zuletzt bearbeitet 19.01.2018 17:42 | nach oben springen

#112

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 17:53
von Till (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
... eine Rekordbeschäftigung, eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit, deutlich gestiegene Bildungsinvestionen und Renten, eine Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs ...
Abgesehen davon, dass sich eigentlich alle einig sind, dass eine Regierung keine Arbeitsplätze schaffen kann und auch sonst kaum Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum hat, stehen dem die hohe Zahl prekär beschäftigter oder durch die Hartz-Gesetze benachteiligter Arbeitnehmer, die nicht auf mangelnder Qualifikation beruht, Stückwerk in der Krankenversicherung, Ratlosigkeit in der Rentenversicherung und Wegsehen beim Pflegenotstand gegenüber. Bei der Bildung sehe ich nur ewigen Streit darüber, inwieweit sich der Bund in die Länderhoheit einmischen darf, den die GroKo ggf. mit dem Druck ihrer Zweidrittel-Mehrheit hätte beilegen können.


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#113

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 18:02
von Findus (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
Zitat von Findus im Beitrag #109
Die GroKo war alles nur nicht erfolgreich. Das waren 4 Jahre des Stillstandes.



Wer die Regierung der letzten Legislaturperiode aber mal sachlich mit den vielen Vorgängern vergleicht und rational zusammen rechnet, wird neben dem Mindestlohn, eine Rekordbeschäftigung, eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit, deutlich gestiegene Bildungsinvestionen und Renten, eine Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs, eine recht gut verkraftete Flüchtlingsschwemme und Bankenkrise finden, sowie einen angenehmen Ruhepol im politischen Schleudergang, den die EU und die ganze Welt aktuell eingelegt haben, erkennen.

Ich kann die große Kritikwelle nicht nachvollziehen. In keiner Weise. Klar kann man über einen zu niedrigen Mindestlohn, Harz IV oder Renten klagen- aber irgendwo sehe ich auch die Verantwortlichkeit des Einzelnen nicht durch den Staat kompensiert, d.h. wer sich wenig qualifiziert hat, wer sich nicht hinreichend diszipliniert, wer wenig Flexibilität anbietet, der hat -möglichweise verdient- gegenüber denen die diese Fähigkeiten mitbringt einen Nachteil. Diese muß sich am Ende des Tage irgendwo abbilden- Juso- Idylle hin oder her. Für mich braucht es auch keine Grundrente- die heißt im Zweifel Harz IV, so bitter es im Einzelfall auch sein mag. Nur wer 65 alt wurde, erreicht nicht zeitgleich einen Anspruch auf eine "Durchschnittsrente".




Die Große Koalition hat normale Alltagsfragen nicht in der letzten Legislatur gelöst. Zum Beispiel:
* eine Rentenreform, um Altersarmut abzumindern,
* den eigentlich versprochenen Wegfall der sachgrundlosen Befristung,
* die Frage zunehmend prekärer Beschäftigungsverhältnisse, die inzwischen auch die Mittelschicht erreicht hat,
* die Energiewende,
* Kohleausstieg,
* den Diesel-Skandal und seine Auswirkungen,

letztlich alles Themen, die den Normalbürger beschäftigen. Leider wohl großteils auch typisch sozialdemokratische Themen, so dass sie in der GroKo hinten über gefallen sind.
Niemand sagt, dass z.B. politische Dreierbündnisse einfacher sind. Die mit den jetzigen Mehrheiten theoretisch mögliche Jamaika-Koalition wäre sicherlich ein einigen dieser Fragen innovativer gewesen. Gleiches gälte für eine noch theoretischere Ampel-Koalition.
Genau der beschriebene Stillstand ist es, der zu zusammen 14% Stimmverlust bei Union und SPD geführt haben. Du sprichst den Mindestlohn an. Immerhin gab es in der letzten Legislaturperiode ein sinnstiftendes Leuchtturmprojekt für die Sozialdemokratie. Was hat sie in den Sondierungen erreicht? Nur "Kleinkram" und Schönheitskosmetik. Selbst die Rückkehr zur erst in der letzten Legislatur abgeschafften paritätischen Finanzierung der Krankenversicherung bringt dem durchschnittlichen Arbeitnehmer allenfalls seine 1,50 € mehr pro Monat. Für Sinnstiftung reicht das Ergebnis nicht! Kein Wunder, dass es in der SPD kocht.

Nein, dann lieber Jamaika als GroKo!


Solidarität ist übrigens ein Wert, der auch unsere soziale Marktwirtschaft tragen soll. Dazu gehört eine Grundrente für Menschen, die lange Arbeitsjahre durchgearbeitet haben. Alles andere würde bedeuten, die soziale Marktwirtschaft in Frage zu stellen. Daher verstehe ich deine Kritik an einer knappen Grundrente überhaupt nicht. Selbst die FDP hält den alten ideologischen Manchester-Kapitalismus für einen toten Gaul.



zuletzt bearbeitet 19.01.2018 18:18 | nach oben springen

#114

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 18:24
von Findus (gelöscht)
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Zitat von Till im Beitrag #112
Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
... eine Rekordbeschäftigung, eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit, deutlich gestiegene Bildungsinvestionen und Renten, eine Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs ...
Abgesehen davon, dass sich eigentlich alle einig sind, dass eine Regierung keine Arbeitsplätze schaffen kann und auch sonst kaum Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum hat,


Richtig. Unter wirklich marktwirtschaftlichen Aspekten würden sich sogar Firmen-Rettungen (die letztlich bisher immer nur eine Pleite herausgezögert haben) und subventionierende Wirtschaftsförderung verbieten. Neuen Unternehmen wird aber dadurch der Zugang zum Markt erschwert.


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#115

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 18:42
von fagussylvatica | 142 Beiträge

Zitat von Till im Beitrag #112
Abgesehen davon, dass sich eigentlich alle einig sind, dass eine Regierung keine Arbeitsplätze schaffen kann und auch sonst kaum Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum hat, stehen dem die hohe Zahl prekär beschäftigter oder durch die Hartz-Gesetze benachteiligter Arbeitnehmer, die nicht auf mangelnder Qualifikation beruht, Stückwerk in der Krankenversicherung, Ratlosigkeit in der Rentenversicherung (...)


Ein Regierung schafft Vorraussetzungen für Wachstum und Arbeitsplätze. Sie stellt einen Ausgleich zwischen den Interessen her. "Prekäre" Beschäftigungsverhältnisse sind so ein herrliches Strüßje "schlimmen" Dingen die Bäckereifachverkäuferinnen und Friseure in Teilzeit oder Paketlogistiker in Vollzeit erleiden müssen. Offensichtlich gehen die Jobs aber weg wie warme Semmeln und ein jeder der einen Hand findet den ungleich weniger unangenehm, als die, die drüber reden. Manchmal tut daher ein Blick auf die Realität der "ach so vielen Millionen" Jobs gut.

Wir haben hier im Haus sicher auch ein paar "prekäre" Arbeitsverhältnisse. Eines ist besonders augenfällig. Eine Alleinerziehende in der Buchhaltung die nur 14komma Stunden macht, also gerade so in der Gleitzone ist. 680 € gibt es da im Monat für. Der Kindsvater zahlt nicht einen Cent, der Unterhalt und das Kindergeld kommen vom Amt. Die Miete wird auch aufgestockt und große Investionen sind immer ein Problem. Wenn es dann und wann mal eine neue Spülmaschine (nicht wirklich prekär) oder eine Klassenfahrt ansteht, dann muß die junge Dame rudern. Lass ich mich bei einer Klassenfahrt noch zum Sponsoring erweichen und leg mal 200 € dazu, habe ich bei der Spülmaschine meine Probleme.

Es kann nach meiner Überzeugung weder Dein noch mein Problem sein, daß diese sehr nette und sehr qualifizierte junge Frau keine 40 Stunden in der Woche arbeiten will oder kann. Ich finde es im Gegenteil großartig, daß diese junge Frau sich entscheiden kann wie sie ihr Leben -um den Preis der "prekären" Beschäftigiung- einteilen und leben möchte. Es kann daher auch nicht Aufgabe einer Regierung sein diese Beschäftigungen zu verhindern. Das wäre im Gegenteil konraproduktiv.

Und die Ratlosigkeit in der Rente, die Regeln über die Lufthoheit des Kultus und die Krankenversicherungen schleppen sich durch die Bundesrepublik so lang ich auf der Welt bin. Fast ein halbes Jahrhundert. Und ich glaube so schlecht stehen wir heute nicht da, oder? Ich wage sogar zu bezweifeln, daß wir eine Bürgerversicherung brauchen (ich bin gesetzlich versichert) oder andersweitige lauterbach'sche Idee. Das Rad ist schon ziemlich rund und rollt so geschmeidig und lautlos wie in kaum einem anderen Fleckchen dieser Welt.


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#116

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 18:45
von fagussylvatica | 142 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #114
Richtig. Unter wirklich marktwirtschaftlichen Aspekten würden sich sogar Firmen-Rettungen (die letztlich bisher immer nur eine Pleite herausgezögert haben) und subventionierende Wirtschaftsförderung verbieten. Neuen Unternehmen wird aber dadurch der Zugang zum Markt erschwert.


Absolut. Politik stellt Regeln auf. Sie ist nicht für Unternehmen verantwortlich.


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#117

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 19:07
von Till (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #115
Zitat von Till im Beitrag #112
Abgesehen davon, dass sich eigentlich alle einig sind, dass eine Regierung keine Arbeitsplätze schaffen kann und auch sonst kaum Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum hat, stehen dem die hohe Zahl prekär beschäftigter oder durch die Hartz-Gesetze benachteiligter Arbeitnehmer, die nicht auf mangelnder Qualifikation beruht, Stückwerk in der Krankenversicherung, Ratlosigkeit in der Rentenversicherung (...)


Ein Regierung schafft Vorraussetzungen für Wachstum und Arbeitsplätze. Sie stellt einen Ausgleich zwischen den Interessen her. "Prekäre" Beschäftigungsverhältnisse sind so ein herrliches Strüßje "schlimmen" Dingen die Bäckereifachverkäuferinnen und Friseure in Teilzeit oder Paketlogistiker in Vollzeit erleiden müssen. Offensichtlich gehen die Jobs aber weg wie warme Semmeln und ein jeder der einen Hand findet den ungleich weniger unangenehm, als die, die drüber reden. Manchmal tut daher ein Blick auf die Realität der "ach so vielen Millionen" Jobs gut. (...)

Ich weiß nicht, wie du auf die Idee kommst, die Regierung sollte Teilzeit verhindern. Wenn jemand nur 14 Stunden pro Woche arbeiten will, soll er. Ich rede z.B. von Ein-Euro-Jobs, bei denen Langzeitarbeitslose Arbeiten verrichten, die offenbar notwendig sind; warum schafft der Staat dort keine sozialversicherungspflichtige Jobs? Ich rede z.B. von Zeitarbeit, bei der Arbeitnehmer die selbe Arbeit tun wie fest Angestellte und trotzdem weniger verdienen. Ich rede z.B. von Scheinselbständigkeit, die nur halbherzig bekämpft wird. Ich rede von den vielen nahtlos aneinander gereihten Praktika. Ich rede z.B. vom Recht auf befristete Teilzeit.
Die Hartz-Gesetze mit ihren Zumutbarkeitsbedingungen haben benachteiligten Arbeitsverhältnissen zu einem Boom verholfen. Das mit "offensichtlich gehen die Jobs aber weg wie warme Semmeln" zu kommentieren ist schon Zynismus.

Zitat
Und die Ratlosigkeit in der Rente, die Regeln über die Lufthoheit des Kultus und die Krankenversicherungen schleppen sich durch die Bundesrepublik so lang ich auf der Welt bin. Fast ein halbes Jahrhundert.

Kann schon sein. Aber niemals vorher hatten wir eine Regierung mit einer komfortablen Zweidrittel-Mehrheit, mit der man, falls nötig, das GG hätte ändern können. Und eine Bürgerversicherung wie in Österreich würde sich auf das technische Niveau unserer Gesundheitsversorgung vielleicht nicht auswirken, aber eine bessere und solidarischere Finanzierung garantieren.



zuletzt bearbeitet 19.01.2018 19:26 | nach oben springen

#118

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 19:35
von Findus (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #115

Es kann nach meiner Überzeugung weder Dein noch mein Problem sein, daß diese sehr nette und sehr qualifizierte junge Frau keine 40 Stunden in der Woche arbeiten will oder kann. Ich finde es im Gegenteil großartig, daß diese junge Frau sich entscheiden kann wie sie ihr Leben -um den Preis der "prekären" Beschäftigiung- einteilen und leben möchte. Es kann daher auch nicht Aufgabe einer Regierung sein diese Beschäftigungen zu verhindern. Das wäre im Gegenteil konraproduktiv..


Alleinerziehende haben eine leider eingeschränkte Wahlfreiheit. Insofern kann gesellschaftliche Verantwortungslosigkeit - wie du sie beschreibst - auch nicht die Antwort sein. Vielmehr müsste es darum gehen, Wahlfreiheit zu ermöglichen.
Freiheit gibt es aber nur, wenn die materielle Grundlage gesichert ist, Freiheit auch verwirklichen zu können. Insofern kann die Antwort auf dein Beispiel nur das bedingungslose und auskömmliche Grundeinkommen sein.


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#119

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 19:46
von sagittarius (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #115
Ein Regierung schafft Vorraussetzungen für Wachstum und Arbeitsplätze.
Nur vor den Wahlen,danach wird prinzipell das Gegenteil behauptet,nämlich das nur die Wirtschaft Arbeitsplätze schafft.
Zitat von fagussylvatica im Beitrag #115
Sie stellt einen Ausgleich zwischen den Interessen her. "Prekäre" Beschäftigungsverhältnisse sind so ein herrliches Strüßje "schlimmen" Dingen die Bäckereifachverkäuferinnen und Friseure in Teilzeit oder Paketlogistiker in Vollzeit erleiden müssen. Offensichtlich gehen die Jobs aber weg wie warme Semmeln und ein jeder der einen Hand findet den ungleich weniger unangenehm, als die, die drüber reden. Manchmal tut daher ein Blick auf die Realität der "ach so vielen Millionen" Jobs gut.
Die Jobs gehen weg wie warme Semmeln?Es gibt Menschen die Teilzeit arbeiten wollen,ganz klar aber es gibt jede Menge die Teilzeit arbeiten müssen weil politisch entschieden wurde Arbeitsplätze zu splitten um die Arbeitslosenstatistik zumindest optisch zu verringern.
Zitat von fagussylvatica im Beitrag #115


Wir haben hier im Haus sicher auch ein paar "prekäre" Arbeitsverhältnisse. Eines ist besonders augenfällig. Eine Alleinerziehende in der Buchhaltung die nur 14komma Stunden macht, also gerade so in der Gleitzone ist. 680 € gibt es da im Monat für. Der Kindsvater zahlt nicht einen Cent, der Unterhalt und das Kindergeld kommen vom Amt. Die Miete wird auch aufgestockt und große Investionen sind immer ein Problem. Wenn es dann und wann mal eine neue Spülmaschine (nicht wirklich prekär) oder eine Klassenfahrt ansteht, dann muß die junge Dame rudern. Lass ich mich bei einer Klassenfahrt noch zum Sponsoring erweichen und leg mal 200 € dazu, habe ich bei der Spülmaschine meine Probleme.

Es kann nach meiner Überzeugung weder Dein noch mein Problem sein, daß diese sehr nette und sehr qualifizierte junge Frau keine 40 Stunden in der Woche arbeiten will oder kann. Ich finde es im Gegenteil großartig, daß diese junge Frau sich entscheiden kann wie sie ihr Leben -um den Preis der "prekären" Beschäftigiung- einteilen und leben möchte. Es kann daher auch nicht Aufgabe einer Regierung sein diese Beschäftigungen zu verhindern. Das wäre im Gegenteil konraproduktiv.

Und die Ratlosigkeit in der Rente, die Regeln über die Lufthoheit des Kultus und die Krankenversicherungen schleppen sich durch die Bundesrepublik so lang ich auf der Welt bin. Fast ein halbes Jahrhundert. Und ich glaube so schlecht stehen wir heute nicht da, oder? Ich wage sogar zu bezweifeln, daß wir eine Bürgerversicherung brauchen (ich bin gesetzlich versichert) oder andersweitige lauterbach'sche Idee. Das Rad ist schon ziemlich rund und rollt so geschmeidig und lautlos wie in kaum einem anderen Fleckchen dieser Welt.
Ratlosigkeit in der Rente oder Krankenversicherung?Das ist keine Ratlosigkeit sondern bewusstes Kalkül.Für so dämlich halte ich selbst die amtierenden Politiker nicht,dass sie nicht genau wüssten wozu Renten-und Reallohnsenkungen am Ende führen.


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#120

RE: GroKo Watch

in Deutschland 19.01.2018 20:03
von sagittarius (gelöscht)
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Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
Zitat von Findus im Beitrag #109
Die GroKo war alles nur nicht erfolgreich. Das waren 4 Jahre des Stillstandes.



Das ist eine Frage des Blickwinkels. Wer die Welt aus den Angeln heben und eine Revolution- wenn nicht die Abkehr vom Kapitalismus, die Lösung aller Umwelt- und div. anderer Menschheitsprobleme erwartet hat, der wird natürlich bitter enttäuscht sein.
Wir haben doch seit über 20 Jahren eine Revolution wenn auch eine neoliberale.

Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
Wer die Regierung der letzten Legislaturperiode aber mal sachlich mit den vielen Vorgängern vergleicht und rational zusammen rechnet, wird neben dem Mindestlohn, eine Rekordbeschäftigung, eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit, deutlich gestiegene Bildungsinvestionen und Renten, eine Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs, eine recht gut verkraftete Flüchtlingsschwemme und Bankenkrise finden, sowie einen angenehmen Ruhepol im politischen Schleudergang, den die EU und die ganze Welt aktuell eingelegt haben, erkennen.
Da habe ich eine andere Wahrnehmung.Ein Mindestlohn von 8,84 € reicht weder zum Leben noch zu einer ausreichenden Rente. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen lag 2012 in etwa auf dem Niveau von 1995, während im gleichen Zeitraum die Zahl der Erwerbstätigen von 37,73 Mio. um gut 10 Prozent auf 41,55 Mio. gestiegen ist.Das wiederum bedeutet,dass mehr Arbeitnehmer sich das Arbeitsvolumen teilen müssen,mit entsprechenden Einkommenseinbußen.So kann man die A-losigkeit auch verringern.Ob die Betroffenen davon leben können steht nicht in den Sternen sondern lässt sich an der Anzahl der H4-Bezieher ablesen.Während die offizielle A-losigkeit unter 3 Millionen angegeben wird gibt es über 6 Millionen H4 Empfänger,was bedeutet,dass ein Großteil arbeitet aber nicht davon leben kann und deshalb aufstocken muss.Tolle Bilanz.



Zitat von fagussylvatica im Beitrag #111
Ich kann die große Kritikwelle nicht nachvollziehen. In keiner Weise. Klar kann man über einen zu niedrigen Mindestlohn, Harz IV oder Renten klagen- aber irgendwo sehe ich auch die Verantwortlichkeit des Einzelnen nicht durch den Staat kompensiert, d.h. wer sich wenig qualifiziert hat, wer sich nicht hinreichend diszipliniert, wer wenig Flexibilität anbietet, der hat -möglichweise verdient- gegenüber denen die diese Fähigkeiten mitbringt einen Nachteil. Diese muß sich am Ende des Tage irgendwo abbilden- Juso- Idylle hin oder her. Für mich braucht es auch keine Grundrente- die heißt im Zweifel Harz IV, so bitter es im Einzelfall auch sein mag. Nur wer 65 alt wurde, erreicht nicht zeitgleich einen Anspruch auf eine "Durchschnittsrente".



Ja ,das ist das neoliberale Mantra.Der Einzelne ist selbst schuld wenn er zuwenig verdient oder eine zu geringe Rente bezieht.Damit muss man nicht über die gesetzlichen Grundlagen nachdenken die das verantworten.


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