Ich weiß nicht so recht, ob dieses Thema hierher passt, aber ich möchte es gerne zur Diskussion stellen.
Der Posener hat wieder mal zugeschlagen: Viele sind antisemitisch und merken es nicht
Das wichtigste aus dem Artikel gleich zu Beginn:
>> Seit 2004 liegt eine von Historikern und Antisemitismusexperten zusammen mit NGOs erarbeitete Arbeitsdefinition des Antisemitismus vor. ...
Zu den in dieser Arbeitsdefinition genannten Beispielen für Antisemitismus gehören: „Anschuldigungen gegen die Juden als Volk oder Israel als Staat, sie erfänden den Holocaust oder übertrieben ihn. Anschuldigungen gegen jüdische Bürger, sie seien Israel oder den angeblichen Prioritäten der Juden weltweit gegenüber loyaler als ihren eigenen Ländern. Das Absprechen des Rechts auf Selbstbestimmung des jüdischen Volkes, beispielsweise durch die Aussage, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Projekt. Das Anwenden von doppelten Standards durch das Einfordern eines Verhaltens, wie es von keiner anderen demokratischen Nation erwartet oder gefordert wird. Die Verwendung von Symbolen und Bildern des klassischen Antisemitismus, um Israel oder Israelis zu charakterisieren. Vergleiche der heutigen israelischen Politik mit der der Nazis. Kollektive Verantwortlichmachung der Juden für die Handlungen des Staates Israel.“ <<
Im Grunde hätte es gereicht, diese Definition zu zitieren; mit allem, was dort aufgezählt wird, kann ich mich jedenfalls identifizieren. Aber Posener wäre nicht Posener, wenn er nicht wieder Rabulistik betriebe und sich an Begriffen wie z.B. "Israelkritik" abarbeitete. Ansonsten wie üblich viel geschrieben und wenig gesagt.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 10.07.2017 06:02von thunibert (gelöscht)
Es ist schon so, dass wer auch immer diesen Begriff erstmals gegen die kritische Kommentierung der Handlungsweise Israels, ersonnen hat, keine Diskussion wünschte.
Der Begriff "Semiten" umfasst sehr viel mehr Menschen als jene die man dem jüdischen Glauben zurechnen kann, hier die Definition aus Wikipedia:
"https://de.wikipedia.org/wiki/Semiten".
Da auch Araber "Semiten" sind, ist es eher peinlich wenn man sie als "Antisemiten" beschimpft, weil man ihre Kritik an z.B. an Apartheid - Regelungen Israels nicht hören will.
Ein Totschlagargument wie "Antisemit" ist eben kein Argument sondern der hilflose Versuch, Argumente nicht hören zu wollen, sie zu diskreditieren.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 10.07.2017 13:17von Anthea • | 12.752 Beiträge
Zitat von Till im Beitrag #1
Ich weiß nicht so recht, ob dieses Thema hierher passt, aber ich möchte es gerne zur Diskussion stellen.
Der Posener hat wieder mal zugeschlagen: Viele sind antisemitisch und merken es nicht
Das wichtigste aus dem Artikel gleich zu Beginn:
>> Seit 2004 liegt eine von Historikern und Antisemitismusexperten zusammen mit NGOs erarbeitete Arbeitsdefinition des Antisemitismus vor. ...
Zu den in dieser Arbeitsdefinition genannten Beispielen für Antisemitismus gehören: „Anschuldigungen gegen die Juden als Volk oder Israel als Staat, sie erfänden den Holocaust oder übertrieben ihn. Anschuldigungen gegen jüdische Bürger, sie seien Israel oder den angeblichen Prioritäten der Juden weltweit gegenüber loyaler als ihren eigenen Ländern. Das Absprechen des Rechts auf Selbstbestimmung des jüdischen Volkes, beispielsweise durch die Aussage, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Projekt. Das Anwenden von doppelten Standards durch das Einfordern eines Verhaltens, wie es von keiner anderen demokratischen Nation erwartet oder gefordert wird. Die Verwendung von Symbolen und Bildern des klassischen Antisemitismus, um Israel oder Israelis zu charakterisieren. Vergleiche der heutigen israelischen Politik mit der der Nazis. Kollektive Verantwortlichmachung der Juden für die Handlungen des Staates Israel.“ <<
Im Grunde hätte es gereicht, diese Definition zu zitieren; mit allem, was dort aufgezählt wird, kann ich mich jedenfalls identifizieren. Aber Posener wäre nicht Posener, wenn er nicht wieder Rabulistik betriebe und sich an Begriffen wie z.B. "Israelkritik" abarbeitete. Ansonsten wie üblich viel geschrieben und wenig gesagt.
Was Posener da schreibt ist für den "Normalo Leser" recht verwirrend.
Denn am Ende sagt er sich: Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.
Oder anders, so man die teilweise verworrenen Gedankengeflechte Revue passieren lässt ironisch "Sind wir nicht allein bisschen Anti....." ? Was auch immer.
Die Definition der o.a. Ausarbeitung ist auch in meinen Augen korrekt. Jedoch - wie auch hier - immer auf den Einzelfall zu betrachten. Wenn jemand zur Verdeutlichung der weltweiten und immer noch existierenden Vorurteilen gegenüber Juden "klassische Bilder" verwendet, dann kann man ihn deshalb nicht grundsätzlich einen Antisemiten oder Judenhasser nennen. So jedoch würde es geschehen, oder geschieht es, weil die Menschen einfach zu sensibilisiert sind. Oder verängstigt, oder auch feige, das Wort "Israel" überhaupt in den Mund zu nehmen.
Denn tatsächlich begreifen viele überhaupt und ganz und gar nicht die Unterschiede hinsichtlich einer Kritik an der Politik Israels und seiner Verantwortlichen und wirklichem Antisemitismus.
Und dieses andauernde "Verantwortlichkeits-Gedöns" ist auch ätzend. Ich fühle mich nicht verantwortlich, dass vor meiner Zeit verwirrte Deutsche einem Psychopathen den Weg geebnet hatten, der sich Vernichtung eines Volkes zugewandt hatte. Ich weiß darum, ich verabscheue es, ich bekämpfe jede Art des Wiederaufflackerns solcher verbrecherischen Ideologie. Aber ich bin nicht bereit, im "mea culpa"-Dackelgang mir eine "Täterrolle" aufdrücken zu lassen.
Es gibt viele Völker in der Welt, denen Unrecht geschah und geschieht, die Verbrechen und Verbrechern zum Opfer fielen. Und fallen. Und gegen das Unrecht in der Welt, gegen Kriege, Vernichtung und Unmenschlichkeit vorzugehen, das ist vordringlichste Aufgabe der Menschen und der Politik.
Die Welt besteht nicht nur aus Israel und Netanjahu & Co. mit seinem Dauerklage-Gesang.
---
"Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!"
Albert Einstein
Das Thema wurde geschlossen. |
Zitat von Till im Beitrag #1
Ich weiß nicht so recht, ob dieses Thema hierher passt, aber ich möchte es gerne zur Diskussion stellen.
Der Posener hat wieder mal zugeschlagen: Viele sind antisemitisch und merken es nicht
Das wichtigste aus dem Artikel gleich zu Beginn:
>> Seit 2004 liegt eine von Historikern und Antisemitismusexperten zusammen mit NGOs erarbeitete Arbeitsdefinition des Antisemitismus vor. ...
Zu den in dieser Arbeitsdefinition genannten Beispielen für Antisemitismus gehören: „Anschuldigungen gegen die Juden als Volk oder Israel als Staat, sie erfänden den Holocaust oder übertrieben ihn. Anschuldigungen gegen jüdische Bürger, sie seien Israel oder den angeblichen Prioritäten der Juden weltweit gegenüber loyaler als ihren eigenen Ländern. Das Absprechen des Rechts auf Selbstbestimmung des jüdischen Volkes, beispielsweise durch die Aussage, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Projekt. Das Anwenden von doppelten Standards durch das Einfordern eines Verhaltens, wie es von keiner anderen demokratischen Nation erwartet oder gefordert wird. Die Verwendung von Symbolen und Bildern des klassischen Antisemitismus, um Israel oder Israelis zu charakterisieren. Vergleiche der heutigen israelischen Politik mit der der Nazis. Kollektive Verantwortlichmachung der Juden für die Handlungen des Staates Israel.“ <<
Im Grunde hätte es gereicht, diese Definition zu zitieren; mit allem, was dort aufgezählt wird, kann ich mich jedenfalls identifizieren. Aber Posener wäre nicht Posener, wenn er nicht wieder Rabulistik betriebe und sich an Begriffen wie z.B. "Israelkritik" abarbeitete. Ansonsten wie üblich viel geschrieben und wenig gesagt.
Ich finde schon, dass das Thema hierher passt und finde es gut und nuetzlich, es aufzugreifen.
Der Begriff "Antisemitismus" zu definieren: "die Antisemiten hassen Juden, weil sie Juden sind"- ist natuerlich zu kurz gefasst und bedarf seitenlanger Erklaerungen.
Antisemtismus ist eine Form von Rassismus. Und darueber sagte einst Jean-Paul Sartre, dass wir alle Rassisten seien. Der Unterschied liegt nur darin, dass einige von uns dessen bewusst sind und dagegen ankaempfen, waehrend andere diesem Uebel erliegen. In normalen Zeiten gibt es eine kleine Minoritaet eklatanter Rassisten in jedem Land; aber in Zeiten der Krise kann ihre Zahl ploetzlich katastrophal wachsen. Das ist eine staendige Gefahr, und jedes Volk muss gegen die Rassisten in seiner Mitte kaempfen.
Darin liegt die Verantwortung jedes Einzelnen, "wehret den Anfaengen" !
Wer aber bestimmt Antisemit? Es existiert eine "Top Ten Liste" der Antisemiten, die das Simon Wiesenthal Center alljaehrlich veroeffentlicht. Auf dieser Liste zu landen, ist kein Ruhmesblatt.
Darauf kann ganz schnell landen, wer Israels Politik kritisiert. Allein wer sich laut Gedanken ueber Zionismus macht, wie geschehen seitens George Saliba, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche im libanesischen Fernsehsender, landet auf dieser Liste - oder Namen wie Grass, Augstein und Hermann Dierkes,Kreisvorsitzender der Linken in Duisburg.
Kritiker der Politik Israels, allen voran so hervorragenden wie Gideon Levy oeffentliche Raeume in Deutschland zu verwehren mit der Begruendung, nichts "Antisemitisches verbreiten zu lassen, ist tatsaechlich die subtilste Form des zeitgenoessischen Antisemitismus, da eine solche Haltung oeffentlicher Entscheidungstraeger das wesentlichste Kriterien des Antisemtismus bedient, "man duerfe Juden nicht kritisieren."
Zugegeben, es ist nicht immer einfach zwischen den beiden Arten - Israelkritik und Antisemtismus zu unterscheiden, weil schlaue Antisemiten vorgeben, Kritik an Israels Aktionen zu ueben.
Auf alle Faelle schadet es dem Kampf gegen Antisemitismus, wenn jede Kritik an Israel als Antisemitismus hingestellt wird.
Der inflationaere Gebrauch des Antisemitisvorwurfs ist kontraproduktiv. Im Schatten dieses gefaehrlichen Missbrauchs kann naemlich der echte Antisemitismus gedeihen.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 10.07.2017 15:51von Anthea • | 12.752 Beiträge
Hallo antenna,
du schreibst:
<<Wer aber bestimmt Antisemit? Es existiert eine "Top Ten Liste" der Antisemiten, die das Simon Wiesenthal Center alljaehrlich veroeffentlicht. Auf dieser Liste zu landen, ist kein Ruhmesblatt.
Darauf kann ganz schnell landen, wer Israels Politik kritisiert. Allein wer sich laut Gedanken ueber Zionismus macht, wie geschehen seitens George Saliba, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche im libanesischen Fernsehsender, landet auf dieser Liste - oder Namen wie Grass, Augstein und Hermann Dierkes,Kreisvorsitzender der Linken in Duisburg. <<
Ich sehe das jedoch sehr wohl als "Ruhmesblatt" an. Denn es zeigt - ich kenne nicht alle, die du anführst - Menschen mit klarer Sicht der Dinge und ohne "Maulkorbverordnung" zu beachten, als seriöse Kritiker!
Somit ist das ein treffliches Beispiel dafür, dass Menschen in eine Ecke gestellt werden, wo sie gar nicht hingehören. Und nur! weil sie Kritik äußern, die anderen nicht gefällt.
Wohlgemerkt: Nicht an den jüdischen Menschen.
Im Übrigen könnte man Antisemitismus oder Rassismus dem Oberbegriff "Voreingenommenheit" unterordnen.
Und diese wird sich niemals wirklich zerstreuen lassen. Schon alleine in schlechtem "wissen um...." begründet.
---
Will man einen Freund haben, so muss man auch für ihn Krieg führen wollen: und um Krieg zu führen, muss man Feind sein können. Friedrich Wilhelm Nietzsche
Das Thema wurde geschlossen. |
Hallo Anthea,
ich glaube, dass Menschen wie beispielsweise Grass und Augstein, die dir bekannt sind, ganz sicher gerne auf diesen "Ruhm" seitens des Wiesenthals Centers verzichtet haetten, in einer Reihe mit echten Antisemiten genannt zu werden.
Die Diskussionen ueber Grass waren teilweise sehr undifferenziert und des Schriftstellers und Literaturnobelpreistraegers unwuerdig.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 10.07.2017 16:15von Anthea • | 12.752 Beiträge
Zitat von antenna im Beitrag #6
Hallo Anthea,
ich glaube, dass Menschen wie beispielsweise Grass und Augstein, die dir bekannt sind, ganz sicher gerne auf diesen "Ruhm" seitens des Wiesenthals Centers verzichtet haetten, in einer Reihe mit echten Antisemiten genannt zu werden.
Die Diskussionen ueber Grass waren teilweise sehr undifferenziert und des Schriftstellers und Literaturnobelpreistraegers unwuerdig.
Das war missverständlich, wenn man die Namen nicht alle kennt. Ich nahm nicht an, dass richtige Antisemiten auf der Liste neben den lediglich Beschuldigten standen.
Was hat der Linke gemacht?
---
Will man einen Freund haben, so muss man auch für ihn Krieg führen wollen: und um Krieg zu führen, muss man Feind sein können. Friedrich Wilhelm Nietzsche
Das Thema wurde geschlossen. |
Zitat von Anthea im Beitrag #7Zitat von antenna im Beitrag #6
Hallo Anthea,
ich glaube, dass Menschen wie beispielsweise Grass und Augstein, die dir bekannt sind, ganz sicher gerne auf diesen "Ruhm" seitens des Wiesenthals Centers verzichtet haetten, in einer Reihe mit echten Antisemiten genannt zu werden.
Die Diskussionen ueber Grass waren teilweise sehr undifferenziert und des Schriftstellers und Literaturnobelpreistraegers unwuerdig.
Das war missverständlich, wenn man die Namen nicht alle kennt. Ich nahm nicht an, dass richtige Antisemiten auf der Liste neben den lediglich Beschuldigten standen.
Was hat der Linke gemacht?
---
Was das Simon Wiesenthal Center mit der Auflistung von Namen wie Augstein oder Grass betreibt, kann man gut und gerne als Rufmord bezeichnen. Ausserdem missbraucht es den Namen Simon Wiesenthal, der Nazi-Massenmoerder aufgespuert und ihrer gerechten Strafe zugefuehrt hat.
Was hat "der Linke" gemacht? Fuer einen Flyer, in dem er zum Boykott israelischer Ware aus dem besetzten Gebiet aufgefordert hat, kam er auf die Liste und hat damit auch seine Anwartschaft zur Kandidatur zum OB Duisburg verwirkt
Israelkritik kann mitunter politischer Selbstmord bedeuten. Ich denke dabei auch an Moellemann, den man als Antisemiten beschimpfte, nur weil er Kritik an Sharon und dessen Politik uebte.
Dierkes nannte das Simon Wiesenthal Center "Propaganda-Agentur der "rechtesten und schaebigsten Regierung, die Israel je hatte."
Das Thema wurde geschlossen. |
Die Angst vor dem A-Wort
lautet ein interessanter Artikel in der FAZ.
"Zum Thema Nahost-Konflikt entbrennt in Deutschland ein Meinungskampf. Nicht jede Kritik am israelischen Staat hat dabei einen judenfeindlichen Hintergrund. Doch die Furcht, als Antisemit bezeichnet zu werden, schadet der Meinungsfreiheit."
Die Überschrift ist sicherlich zugespitzt, aber der Artikel beschreibt anhand einiger Beispiele, wie schwierig es heute ist, Kritik an der Politik der israelischen Regierung (vulgo "Israelkritik") zu üben, ohne als Antisemit diffamiert zu werden (nicht nur in einigen merkwürdigen Foren ).
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 10.07.2017 21:53von antenna (gelöscht)
Zitat von Till im Beitrag #9
Die Angst vor dem A-Wort
lautet ein interessanter Artikel in der FAZ.
"Zum Thema Nahost-Konflikt entbrennt in Deutschland ein Meinungskampf. Nicht jede Kritik am israelischen Staat hat dabei einen judenfeindlichen Hintergrund. Doch die Furcht, als Antisemit bezeichnet zu werden, schadet der Meinungsfreiheit."
Die Überschrift ist sicherlich zugespitzt, aber der Artikel beschreibt anhand einiger Beispiele, wie schwierig es heute ist, Kritik an der Politik der israelischen Regierung (vulgo "Israelkritik") zu üben, ohne als Antisemit diffamiert zu werden (nicht nur in einigen merkwürdigen Foren ).
Dieser interessante Artikel in der FAZ stammt von Patrick Bahners, dem Autor des Buchs:" Die Panikmacher", ein m.M.n ueberaus lesenswertes Buch ueber die deutsche Angst vor dem Islam.
Das Thema wurde geschlossen. |
Zufällig wiederentdeckt: Ein Interview der FR mit dem in Israel aufgewachsenen Frankfurter Verleger Abraham Melzer von 2014.
Einige Ausschnitte:
"Unvernünftige gibt es überall. Es gibt natürlich auch Antisemiten in Deutschland. Ich bin aber der Ansicht, dass die Haltung ... der Moslems in Frankreich und Deutschland nichts mit Antisemitismus im wissenschaftlichen und fachlichen Sinne des Begriffs zu tun hat. Diese Antihaltung gegenüber Israelis und Juden ist eine Folge des Nahost-Konflikts. Und in diesem geht es nicht um Religion, sondern um das Land."
"Die Palästinenser waren keine Antisemiten und sie sind heute keine. Sie hassen nicht die Juden, sie hassen die Israelis und dazu haben sie reale Gründe. In meinen Augen ist das ein gewaltiger Unterschied."
"Ich bin der Letzte, der sagen würde, dass es in Deutschland keine Antisemiten gibt. Was mich aber vielmehr beschäftigt ist, dass man in Deutschland nicht zwischen Antisemitismus und Israel-Kritik unterscheidet. Man unterscheidet auch nicht zwischen Antisemitismus und Vorurteilen. Viele Menschen haben Vorurteile. Aber wenn jemand sagt, alle Juden sind reich, ist das noch lange kein Antisemit. Das ist ein Mensch der Vorurteile hat, ..."
"Ich brauche diese Philo-Semiten nicht. Philo-Semiten sind für mich Antisemiten, die Juden lieben. Ich brauche keine Anerkennung, weil ich Jude bin. Genauso wenig, wie ich gehasst werden will, weil ich Jude bin, will ich auch nicht geliebt werden, weil ich Jude bin. Lasst doch mal die Juden sein, was sie sind, Menschen wie alle anderen auch."
Melzer musste sich von Broder schon als "jüdischer Antisemit" bezeichnen lassen. Hier das vollständige Interview
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 11.07.2017 08:06von antenna (gelöscht)
Ich finde, das sagt Melzer sehr richtig: "Ich brauche keine Anerkennung weil ich Jude bin - noch will er deswegen geliebt werden. Warum sollten Juden im Kollektiv besser, also anders bewertet werden- wenn auch diesesmal im positiven Sinn?. Jede Verallgemeinerungstendenz und Markierung birgt schon den Keim der Andersbehandlung in sich, der dann - je nach Zeitgeist - mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlagen kann.
So wenig wie es eine Kollektivschuld gibt, kann es Kollektivopfer geben. Das heisst aber nicht, dass damit historische Verantwortlichkeiten aufgeloest werden sollen. Ich sehe in der Verantwortung die Anwendung humaner Prinzipien auf ALLE Menschen und nicht wieder nur selektiv in Bezug auf wenige.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 11.07.2017 08:26von antenna (gelöscht)
"Freund" hat eine ganz eigene Definierung von Antisemtismus.
In einem offenen Brief (den SPON angeblich nicht veroeffentlichen wollte) an seinen "Lieblingsantisemiten" Augstein, , schreibt er u.a.:
"Dieter Bohlen, einer der meist unterschätzten Denker der Gegenwart, hat mal gesagt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist.” Noch schwieriger ist es, einem Antisemiten klar zu machen, dass er ein Antisemit ist.
Denn wäre er sich dessen bewusst, wäre er kein Antisemit. Und das wiederum unterscheidet einen Diabetiker von einem Antisemiten – der Diabetiker weiß, dass er krank ist. In diesem Sinne ist der Antisemitismus mehr als eine Krankheit, er ist eine Obsession.....
".Und dennoch finden Sie es unerhört, dass die Israelis nicht einfach untätig abwarten wollen, wie sich die Dinge im Iran entwickeln, dass sie die Drohungen des iranischen Präsidenten ernst nehmen, weil sie aus der Geschichte gelernt haben, dass es für die eigene Lebensdauer besser ist, Drohungen beizeiten ernst zu nehmen, als verspätete Trauerfeiern zu Ehren der Opfer zu veranstalten.
Wenn Ihr Nachbar Ihnen immer wieder über den Zaun zurufen würde, er werde Ihren Hund schlachten, ihre Frau vergewaltigen und Ihr Haus abfackeln, würden Sie dann über präventive Maßnahmen nachdenken oder den Nachbarn zu Kaffee und Kuchen rüber bitten?
Schon möglich, dass er nur blufft, aber das weiß man erst mit Sicherheit, wenn die Pokerpartie vorbei ist. Wenn die „Gegenwart der Welt“ Ihnen wirklich am Herzen läge, müssten Sie Ihren Appell an die Iraner richten. Aber in Ihrer kontaminierten Vorstellungswelt ist der Jude der Weltbrandstifter, bedroht Israel den ohnehin brüchigen Weltfrieden."
Quelle: Welt N24 vom 06.12.12 (Brief an meinen Lieblings-Antisemiten Augstein)
Das Thema wurde geschlossen. |
Alan Posener hat wieder zugeschlagen.
Macron als Vorbild
Dort schreibt er u.a.:
Zitat
»Der Antizionismus ist der neue Antisemitismus.« Das sagte Frankreichs Staatspräsident am 75. Jahrestag der »Razzia von Vél d’Hiv« in Anwesenheit von Israels Premier Benjamin Netanjahu. Eine einfache Wahrheit, die schwer zu vermitteln ist.
Diese Wahrheit ist Kernaussage des Films »Auserwählt und ausgegrenzt«, den die ARD nur mit einem skandalösen »Faktencheck« auszustrahlen bereit war. Diese Wahrheit ist nachzulesen in den vom Bundestag in Auftrag gegebenen Expertenberichten zum Antisemitismus. Diese Wahrheit ist in den Erläuterungen zur »Arbeitsdefinition« des Antisemitismus enthalten, deren Übernahme das Europäische Parlament allen Regierungen empfohlen hat.
Wer die "Arbeitsdefinition des Antisemitismus" nachlesen möchte, schaut hier. Die "einfache Wahrheit" »Der Antizionismus ist der neue Antisemitismus.« sucht man dort vergebens.
Stattdessen findet man dort den Satz: "Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden."
Macrons Satz lautet übrigens im Original: "Nous ne cèderons rien à l’antisionisme car il est LA forme réinventée de l’antisémitisme."
Interessant ist allerdings, was Posener weiter schreibt:
Zitat
Macron verband sein klares Wort zum Antizionismus mit einer klaren Antwort auf den Versuch der Populistin Marine Le Pen, die Mitverantwortung des Landes für die Verfolgung der französischen Juden zu leugnen. Auch in Deutschland sind jene, die sich pro-israelisch geben, weil sie Israel als antimuslimischen Staat missverstehen, diejenigen, die nicht an die Schande des Nationalsozialismus erinnert werden wollen.
Eine erstaunliche Kritik an den selbsternannten Freunden Israels.
Posener hat es diesmal immerhin geschafft, seine Kernthesen im wesentlichen auf einer Bildschirmseite unterzubringen.
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Was ist Antisemitismus?
in Naher und mittlerer Osten 25.07.2017 16:47von heiner • | 881 Beiträge
Alles wo "Anti" davor steht, muss man genau besehen, oft genug soll das Kritik pauschal abwehren.
Wer wissen will, wer diese "Semiten" sind, der möge sich das bei Wikipedia ansehen und es mit dem vergleichen, was man uns einzureden versucht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Semiten
Araber sind u.a. Semiten.
Das Thema wurde geschlossen. |
Bitte geben Sie einen Grund für die Verwarnung an
Der Grund erscheint unter dem Beitrag.Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Besucher
0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 4 Gäste , gestern 169 Gäste online |
Forum Statistiken
Das Forum hat 2292
Themen
und
51445
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |