Für Juden sei der Neujahrstag Rosch Haschana der Tag, an dem Gott die Menschen erschaffen habe, erklärt der Rabbiner Steven Langnas, der zuletzt das "Münchner Lehrhaus der Religionen" gegründet hat. Immer zu Jahresbeginn mache Gott quasi Inventur und entscheide, wem das nächste Jahr welches Schicksal bringe, sagt er.
[...]"Im Gottesdienst zu Neujahr wird auf dem Schofar, einem Widderhorn, ein Weckruf geblasen. "Die Töne sollen uns wachrütteln aus dem Schlummer der Gleichgültigkeit", sagt Langnas. Und am ersten Abend sitze man traditionell zum Essen zusammen. Serviert werden unter anderem symbolische Speisen, etwa ein Apfel in Honig, der für ein süßes Jahr steht, ein Granatapfel, der zeigen soll, dass man so viele Verdienste erwerben soll, wie er Kerne hat. […]
Muslime begehen an Neujahr zunächst einen Jahrestag: Im Jahr 622 christlicher Zeitrechnung zog Mohammed von Mekka nach Medina, wo er die erste islamische Gemeinde gründete. Das sei mehr als ein politischer Gedenktag, sagt der Imam Benjamin Idriz, der das "Münchner Forum für Islam" leitet. Vielmehr werde jeder Muslim an Neujahr ermahnt, auch innerlich vom Bösen zum Guten zu finden.
Einen überall auf dieselbe Weise gefeierten Ritus gebe es nicht, sagt Idriz. Ein Akzent liege aber auf drei Gedanken: darauf, dass es wichtig sei, einen Ort zu haben, um sich zu treffen, "der Prophet hat in Medina ja die erste Moschee gebaut". Darauf, einander zu helfen, insbesondere Einwanderern und Flüchtlingen. Und darauf, friedlich mit Andersgläubigen zusammenzuleben. Denn in Medina gab es zuvor keine Muslime, aber dafür Christen und Juden. So erklärt Idriz auch, dass an Aschura, am zehnten Tag des islamischen Jahres, auch Muslime fasten. Dafür gibt es mehrere Begründungen. Idriz sagt, Mohammed habe gesehen, dass die Juden an Jom Kippur fasteten. "Und er h hat gesagt: Wenn mein Bruder Mose gefastet hat, mache ich das auch."
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/reli...ujahr-1.3675307
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