"Die Anuak, Mitte der Siebzigerjahre noch halbnackte Stämme, die mit Speeren jagten und in Strohhütten auf Kuhhäuten schliefen, erscheinen in Perners Berichten als zivilisierte, humorvolle und tapfere Menschen, die ihr Zusammenleben durch Regeln und gegenseitige Solidarität organisieren. Sie haben ein stolzes Bewusstsein ihres genuinen Werts als Menschen, Respekt und Würde sind auch im Alltag gelebte Begriffe. Sie anerkennen eine Sphäre des Göttlichen, aber ihr Verhältnis zu Gott ist eher philosophisch als fromm. Lange hätten die Menschen und Gott leidlich miteinander gelebt, erzählt ein Stammesmythos. Da habe Gott plötzlich von ihnen verlangt, dass sie ihm den Hintern leckten. Die Anuak hätten abgelehnt, sie seien anständige Menschen. Darauf sei Gott beleidigt gegen Norden verschwunden. Die Araber und die Weissen zeigten weniger Scham und seien dafür mit Reichtum belohnt worden. Solange sich Gott nicht bessert, meinen die Anuak, solle er bleiben, wo er ist."
Aus einem Artikel über Conradin Perner und seine Forschungen über das Volk der Anuak im Südsudan.