#1

Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 08.08.2021 20:44
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Moin liebe Gemeinde,

jetzt passiert das, was 100% vorausschaubar war.

Islamistische Barbaren erobern eine Provinz nach der anderen.

Den Abzug halte ich für korrekt, aber die Sendung deutscher Soldaten Anfang 2000 für völlig falsch.

Sie standen einem heimtückischen Gegner gegenüber.

Einem Gegner mit dem Verhandlungen nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen.

Die Lüge "Taqiya" ist bei islamistischen Fundamentalisten das Gebot Nummer 1. Mit ihnen zu verhandeln ist sinnlos.

Fazit:

Der Einsatz war sinnlos. 59 deutsche Soldaten sind gefallen. Unzählige Verletzte und Traumatisierte.

Wofür sind unsere deutschen Jungs gestorben ? (Nein, es war keine Frau dabei)

Das Thema wird in der Politik untergehen.....es gibt ja wichtigeres.....z.B. Öko Wiesen.

Pfui !


Imperare sibi maximum bellum est
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#2

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 08.08.2021 21:50
von Anthea | 12.407 Beiträge

Was auch ganz schlimm ist - ich sah dazu einen Beitrag - ist, dass viele der Männer, die als Übersetzer oder anderes für die deutsche Bundeswehr gearbeitet haben, nun die Rache der Taliban fürchten. Denn die vergessen nichts.

Von vornherein war die Aktion Afghanistan eine total unsinnige Mission. Von wegen "wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch". Himmelfahrtskommando. Aber das hat keiner gesagt.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


SirPorthos hat sich bedankt!
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#3

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 08.08.2021 22:18
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #2
Was auch ganz schlimm ist - ich sah dazu einen Beitrag - ist, dass viele der Männer, die als Übersetzer oder anderes für die deutsche Bundeswehr gearbeitet haben, nun die Rache der Taliban fürchten. Denn die vergessen nichts.

Von vornherein war die Aktion Afghanistan eine total unsinnige Mission. Von wegen "wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch". Himmelfahrtskommando. Aber das hat keiner gesagt.

---






Liebe Anthea,

viele der Menschen dort wollten ein besseres Leben ohne religiösen Wahnsinn. Viele wurden von unserer Bundeswehr ausgebildelt. Sie glauben an westliche Werte. Sie verdienen ein Visum. Aber weniger als die Hälfte sind bearbeitet.

Jetzt werden sie überrannt. Kundus im Norden ist gefallen. Die Taliban werden sie übelst hinrichten.

Wo bleibt die Treue ? Wo die Pflicht, Versprechen einzuhalten ?

Ich bin kein Freund von unkontrollierter Einwanderung. Aber diese Männer, Frauen und Kinder verdienen Asyl.

Wir sind hier im Wahlkampf, unsere Soldaten, die heimkehrten, wurden empfangen, als seien sie "Irgendwer". Und jetzt lassen wir noch die Afghanen im Stich, die uns zur Seite standen und auf ein besseres Leben hofften.

PFUI !

Die Taliban werden jetzt das Land vom Norden erobern. Provinz nach Provinz. Ich gebe Kabul noch ein halbes Jahr, dann wird auch die Hauptstadt fallen.

Dieser Gegner ist erbarmungslos. Er ist skrupellos. Frauen sind für ihn nur Gebärmaschinen.

Dieser Gegner ist der Satan in meinen Augen.

Deutsches Blut ist geflossen. Entweder man zieht das richtig durch....man kann gewinnen oder mit fliegenden Fahnen untergehen. Aber dieser von Anfang an verkehrte Einsatz und dieser in meinen Augen feige Rückzug ist eine Schande.

Aber das interessiert im Wahlkampf niemanden. Es geht um Öko Wiesen und 5g Wlan an jeder Milchkanne.

Lieben Gruß aus dem alten Land !

PS: Die ersten Schulen in Kundus wurden abgefackelt und alle Bücher verbrannt. Kundus war mal das Hauptquartier der deutschen Truppen

Das ist so ehrlos. Ich schäme mich als Major der Reserve dafür.


Imperare sibi maximum bellum est
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#4

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 08.08.2021 22:53
von Meridian | 2.860 Beiträge

Und wer sagt, dass die Taliban sich mit Afghanistan zufrieden geben? Da viele der afghanischen Armee nach Tadschikistan geflohen sind, ist nun dieses Land auch in Gefahr. Russland hat immerhin dort Truppen in die ehemalige Sowjetrepublik entsandt. Ob's hilft oder die Taliban erst recht reizt? Mit Russland hat man auch noch eine Rechnung offen. Denn mit dem Einmarsch der Sowjets hat erst die bis heute anhaltende Unruhe in Afghanistan angehalten. Aber anstatt vom Misserfolg der UdSSR zu lernen, haben USA und Europa diese Erfahrung erst recht machen wollen. Eigentlich weiß man es seit den Versuchen der Briten in der Kolonialzeit, dass man sich dort die Zähne ausbeißt. Aber offenbar muss jedes starke Land diese Dummheit nachmachen. Nun, wenn man zu viel Kraft hat...

China macht's geschickter. Es gab wohl schon ein Treffen von Taliban und chinesischen Regierungsvertretern, und China will die Taliban anerkennen und wirtschaftliche Beziehungen aufnehmen. Das passt strategisch gut, denn Afghanistan liegt zw. China und dem Iran, der wegen der westlichen Sanktionen auch immer mehr von China abhängt.

Trotzdem ist der Abzug das einzig Richtige. Das Land muss selber zu sich finden. Das ist ein Prozess, der noch lange anhalten wird und bei dem leider noch viel Blut fließen wird. Vielleicht zerfällt es auch.

Diejenigen Einheimischen, die von der Bundeswehr ausgebildet wurden, hätten unbürokratisch und schnellstens außer Landes in Sicherheit gebracht werden sollen.


Aber wer weiß: Vielleicht lässt einen die Taliban nicht in Ruhe, wenn dort islamische Terroristen ausgebildet werden, die Anschläge in alle Welt verüben sollen und man erneut zu Militäreinsätzen gezwungen wird. Und vielleicht will es die Taliban sogar, denn Krieg sind sie gewöhnt; das hält sie zusammen, und sie wissen, dass die westlichen Länder ihretwegen eine Menge Geld ausgeben müssen.


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#5

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 00:05
von Meridian | 2.860 Beiträge

Und weil es zum Thread passt: Hier ein sehr drastischer Artikel dazu.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021...eg-kundus-kabul

Ja, Taliban und IS bekämpfen sich aufs heftigste. Aber was ist, wenn sie sich zusammentun? Auszuschließen ist das nicht. Wie auch immer: Aus dieser Region droht uns noch so manches Ungemach. Die Geister, die wir dort riefen, die werden wir nicht so schnell los, egal was wir machen.


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#6

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 09:40
von Anthea | 12.407 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #5
Und weil es zum Thread passt: Hier ein sehr drastischer Artikel dazu.


Nun klingt dieser Artikel allerdings wie "Aufruf zum Kampf". Zurück, marsch, marsch.
Und das sollte nun wirklich nicht sein, dass unsere Soldaten sich wieder nach Afghanistan begeben.

Was mir an dem Artikel auch auffiel war folgende Passage:

"Um Missverständnissen vorzubeugen: die Taliban – so sehr sie jetzt wieder Millionen Frauen unterjochen, sie zum Tragen der Burka zwingen, unverheiratete oder verwitwete junge Frauen in den von ihnen eroberten Bezirken zwangsheiraten, sie von höherer Bildung ausschließen – sie, die Taliban, sind nicht der Feind. Der wahre Feind in diesem Krieg ist die Überzeugung, ihn mit Gewalt gewinnen zu können."

Gleichzeitig aber plädiert der Kommentator des ZEIT Artikels für die Entsendung von Militär. Ja, wozu denn? Um den Taliban gut zuzureden? Oder um sie vernichtend zu schlagen trachten mit der Überzeugung: Wir können das?

"Warum lasst ihr mich zurück" war die Überschrift in einem Artikel der SZ, wo es um die Menschen ging, die als Journalisten, Übersetzer o.a. für die Bundeswehr in Afghanistan gearbeitet hatten. Und weiter: "Ich bedauere sehr, dass ich für die Bundeswehr gearbeitet habe. Wenn die Taliban an meine Tür klopfen, hoffe ich, dass sie mich gleich erschießen."

Das ist erschütternd. Viele der ehemaligen Mitarbeiter verstecken sich. Diese von hier aus im Nachhinein zu retten wird nicht einfach sein. Aber "gute Vorschläge" gibt es natürlich. So hieß es in einem Fernsehbeitrag, dass diese nach Kabul gehen sollten, da sei es sicher. Da sei die Deutsche Botschaft. So ähnlich der Tenor. Aber die Menschen müssen erst einmal unbeschadet dort ankommen...

Annegret Kramp Karrenbauer erweist sich ihrer Vorgängerin "Flinten-Uschi" und des kriegslüsternen Ex-BP Gauck würdig. Sie will unbedingt nach der Wahl ihr Amt beibehalten, wie ich las. Und sie plädiert dafür, unsere Truppen auch gezielt in Kämpfe zu schicken, beispielsweise in Mali...

https://www.tagesschau.de/inland/btw21/k...bilanz-101.html


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Mahatma Gandhi


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#7

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 18:08
von Findus | 2.521 Beiträge

Was macht man in so einer verfahrenen Situation, Anthea? Mit Diplomatie scheint mir im Bürgerkriegsland Afghanistan derzeit wenig zu gewinnen. Ein neuer UN-Einsatz steht auch nicht zur Diskussion.
Die humanitäre Lage ist schlecht und bereits jetzt eine Viertelmillion Menschen auf der Flucht. Was nun?


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#8

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 18:26
von Anthea | 12.407 Beiträge

Ich weiß es nicht, Findus, was das Optimale wäre, vor allen Dingen das Nachhaltigste..


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#9

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 18:30
von Findus | 2.521 Beiträge

Im Grunde muss man sich um die Zivilgesellschaft sorgen. Die trägt das ganze Leid der islamistischen Gebietsgewinne.
Der Spiegel berichtet aktuell über die Lage: https://www.spiegel.de/ausland/taliban-erobern-kundus-roettgen-warnt-vor-desaster-in-afghanistan-a-aee4790c-5f2a-413f-8462-57d12829659b


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#10

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 19:46
von Meridian | 2.860 Beiträge

Besonder schützen sollte man Pakistan. Die Taliban hat früher dieses Land immer wieder bedroht. Aber in PK gibt es Atombomben, und ich glaube, die Taliban hätte sie gerne.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#11

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 19:52
von si tacuisses | 146 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #1
Der Einsatz war sinnlos. 59 deutsche Soldaten sind gefallen. Unzählige Verletzte und Traumatisierte


da stimme ich dir völlig zu

nur hat das mit "Taqiya" nichts zu tun - außer du redest von jener korrupten und nepotistischen kleptokratie, die vorgab, als regierung westliche demokratische werte zu verfolgen. und verlogen waren die motive der nato ja nicht minder

die tragik des afghanischen volkes besteht darin, daß es eben keine demokratische alternative hat, sondern sich nur zwischen pest und cholera entscheiden kann - eigentlich sogar unter beidem leidet


ridentem dicere verum


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#12

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 19:55
von Findus | 2.521 Beiträge

Also, was nun, si tacuisses?



zuletzt bearbeitet 09.08.2021 19:56 | nach oben springen

#13

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 19:56
von si tacuisses | 146 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #3
Deutsches Blut ist geflossen. Entweder man zieht das richtig durch....man kann gewinnen oder mit fliegenden Fahnen untergehen


in afghanistan kann man als macht von außen nicht gewinnen - das mußten schon die briten, dann die russen und nun eben auch die nato schmerzlich lernen

wobei deren schmerzen nichts sind im vergleich zu denen des geschundenen afghanischen volks


ridentem dicere verum


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#14

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 19:59
von Findus | 2.521 Beiträge

Und was folgt für dich daraus, si tacuisses?


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#15

RE: Der Abzug aus Afghanistan

in Naher und mittlerer Osten 09.08.2021 20:00
von si tacuisses | 146 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #4
Diejenigen Einheimischen, die von der Bundeswehr ausgebildet wurden, hätten unbürokratisch und schnellstens außer Landes in Sicherheit gebracht werden sollen


gar keine frage

der deutsche umgang mit diesen menschen ist, wie der umgang mit geflüchteten allgemein, schäbig, ums mal vornehm auszudrücken

Zitat von Meridian im Beitrag #4
wer weiß: Vielleicht lässt einen die Taliban nicht in Ruhe, wenn dort islamische Terroristen ausgebildet werden, die Anschläge in alle Welt verüben sollen und man erneut zu Militäreinsätzen gezwungen wird


man kann den taliban vieles vorwerfen, und auch zu recht - wohl kaum aber internationalen terrorismus


ridentem dicere verum


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