Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 25.11.2018 23:15von Gelöschtes Mitglied
Ca. 82,8 Millionen Einwohner hatte Deutschland im Jahr 2016.( Quelle )
Nehmen wir an, jedem dieser Einwohner hätte man ein BGE in Höhe von 1000€ je Monat gezahlt, dann wäre dies ein Betrag in Höhe von:
82.800.000 * 1.000€ * 12 = 993.600.000.000 €
Oder leichter verständlich als die Zahl mit den vielen Nullen ist der Betrag von 993,6 Mrd. Euro.
Unfinanzierbar, wird schnell gesagt – aber ich will mal anhand eines theoretischen Finanzierungsmodells zeigen, dass dies gar nicht so ist:
Nehmen wir an, wir belassen alles andere in Deutschland so wie es ist. Alle Steuern, alle Abgabe – alles bleibt zunächst – wir haben also stabile Rahmenbedingungen. Und dann führen wir dieses BGE in Höhe von 1.000€ je Monat für jeden ein – von der Wiege bis zur Bahre. 1.000€ jeden Monat.
Finanzieren wollen wir es gerecht – und verstehen wollen wir darunter, jeder soll das Bezahlen, was er kann – also was er vermag – also entsprechend seines Vermögens! Das ist die Kernidee des Modells.(!)
Geht das überhaupt?
Welches Vermögen haben die Deutschen denn überhaupt? (Quelle Privatvermögen) Hier nehmen wir die Zahl des Reinvermögens – dann reden wir über 11.700 Milliarden Euro in Reinvermögen. (11,7 Billionen)
Mit einer jährlichen Vermögenssteuer von knapp 8,5% auf das Reinvermögen wäre also zumindest im ersten Jahr die Finanzierung unseres Grundeinkommens gesichert!
Allerdings sagt das noch wenig aus. Schauen wir mal das Durchschnittsreinvermögen an – dann finden wir ein Durchschnittsvermögen je Mensch von 141.304€. Je Haushalt wären es noch immer 285.366€. Rechnen sie ihr eigenes Vermögen mal zusammen – liegen sie oberhalb oder unterhalb des Schnittes?
Nun schauen wir mal auf das BGE – das liefert einen Einkommenszugewinn von 12.000€ im Jahr. Damit die Vermögenssteuer von 8,5% gleich hoch ist, wie der Einkommensgewinn von 12.000€, muss ein Vermögen ungefähr in Höhe des Durchschnittsvermögens vorliegen. Das bedeutet – bei einem Grundeinkommen, welches auf diese Art und Weise organisiert würde, würden alle Menschen entsprechend ihres Vermögens belastet werden – alle, die weniger als der Durchschnitt an Vermögen besitzen, würden finanziell entlastet werden – alle, die mehr als der Durchschnitt an Vermögen besitzen, würden finanziell belastet werden.
Ein so finanziertes Gundeinkommen wäre also eine erhebliche Umverteilungsmaschinerie, welches von Vermögenden in Richtung Unvermögender umverteilt.
Bemerkenswert dabei: 80% der privaten Haushalte haben weniger (!) als das Durchschnittsvermögen
(Quelle 2)
wären also effektiv auf der Gewinnerseite eines solchen BGE-Ansatzes. Effektiv bezahlen müssten das BGE also lediglich 20% der Reichen und Superreichen.
Das Modell ist so gestrickt, dass es auch bei jedem anderen Betrag für das BGE entsprechend funktionieren würde - immer wären es ca. 80% der Bevölkerung, die von diesem Modell profitieren würden, und 20%, die zu zahlen hätten. Die Ursache hierfür liegt daran, dass nur 20% der Bevölkerung mehr als den Durchschnitt des Vermögens besitzen - beim Vermögen gehe ich lediglich vom Reinvermögen aus, also dem privaten Geldvermögen abzüglich der Verbindlichkeit, dem Vermögen aus Grundstücken (IST) und dem Anlagenvermögen (netto). Das Gebrauchsvermögen habe ich außen vor gelassen. Die Basis der Zahlen liegen allein bei offiziellen Statistiken und gehen auf das Jahr 2016 zurück.
Selbstverständlich würde man ein BGE so nie umsetzen - warum Hartz IV beibehalten, wenn man ein BGE hat? Es zeigt aber als Modell einmal mehr wirksam auf, dass das eigentliche Problem unseres Steuer- und Sozialsystems ist, dass wir die oberen 20% (tatsächlich ist der Anteil noch deutlich niedriger - <5%!) zu wenig an den Kosten des Staates beteiligen.
Bemerkenswert daran ist aber auch, obwohl bei einem solch relativ einfach gestrickten Modell ca. 80% der Bevölkerung profitieren würden, verstehen das Modell doch nur viel zu wenige - weshalb das Modell faktisch keine Mehrheit finden würde.
Offensichtlich haben wir Strukturen im Staat, die noch immer auch Minderheiten von 20% davor schützen, dass sie sich ausreichend an der Staatsfinanzierung beteiligen müssen.
Nicht zuletzt empfehle ich dann noch ergänzend folgenden Beitrag.
Die Fragen, die sich damit stellen sind:
Warum haben solche Ansätze keine Mehrheitschance, obwohl sie 80% Profiteure und nur 20% Verlierer generieren?
Wäre wirklich unsere Wirtschaft gefährdet, wenn wir die oberen 20% ein wenig von ihrem Vermögen entlasten würden?
Nehmen wir mal an, wir würden so ein Modell einfach mal einführen - was würde passieren?
Junge Menschen könnten schneller ein Vermögen aufbauen.....
Ältere Menschen hätten eventuell ein Problem, ihren Lebensstandard zu halten....
Der Konsum würde profitieren - weil viele Menschen, die sich heute wenig leisten können, sich plötzlich mehr leisten könnten.
Weniger Menschen würden einfach jeden Job annehmen....
... .... ....
Was denkt ihr über das theoretische Modell?
Was können wir daraus lernen?
Und warum lehnst DU es ab, obwohl die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass auch du mit deinem Reinvermögen zu den 80% Profiteuren gehören würdest.....spätestens wenn du das auf der Haushaltsebene betrachtest.....
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.11.2018 13:30von Anthea • | 12.752 Beiträge
Dazu passend in Bezug auf Möglichkeiten der Finanzierung:
Steuern sind für alle Bürgerpflicht. Eine Kolumne in der RP
https://rp-online.de/wirtschaft/gute-und...rn_aid-34670337
„Verwerflich ist es, wenn Personen mit hohem Einkommen sich der Steuerpflicht entziehen können“.
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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.11.2018 20:13von Meridian • | 2.940 Beiträge
Das Thema BGE kam auch am Rande einer Diskussion mit Anne Will vor, wo u.a. Spahn, Wagenknecht und Klingbeil teilnahmen. Doch alle 3 (ja, auch Wagenknecht!) lehnen das BGE ab oder versuchen es, zu zerreden.
https://www.t-online.de/nachrichten/deut...r-bezahlt-.html
https://www.stern.de/politik/deutschland...at-8463982.html
Im ersten Link ist schon sogar davon die Rede, dass das BGE, das ja an einige von Bohmeyer verlost wird, sogar einen verbitterten Reichsbürger bekehrt haben soll. Ein Punkt, der bei aller BGE-Diskussion noch gar nicht erwähnt wurde. BGE ist ein Vertrauensvorschuss des Staates. Es könnte durchaus eine Lösung sein, die AfD zu halbieren. Aber Merz würde nie auf die Idee kommen, die AfD mittels Einführung eins BGEs zu halbieren...
Von Menne, einer weiteren Teilnehmerin der Diskussion, wurde angeführt, dass der Staat durchaus einige Arbeits-Unwillige aushalten kann. Das muss jede Hochkultur aushalten, und das kann sie auch. Auch Hartz4 hat nicht alle ausgerottet, die gar nicht arbeiten wollen. Daher lohnt sich der fast schon detektivische und sehr kostenintensive Aufwand nicht, jeden Verstoß zu verfolgen. Aber es scheint so, als ob der Staat kein oder nur geringes Vertrauen in seine Bürger hat...
Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.11.2018 23:00von Anthea • | 12.752 Beiträge
Ich habe die Sendung auch gesehen.
Besonders erwähnenswert fand ich auch, wie Sahra Wagenknecht ausführte, die Aufweichung des Begriffs "zumutbare Arbeit", die sich nicht mehr an der beruflichen Qualifikation und dem Arbeitsbereich des arbeitslos Gewordenen orientiert. Wie es einmal war.
Was die Sache mit dem "Vertrauensvorschuss" anbelangt, so sehe ich in dem "bekehrten Reichsbürger" einen Sonderfall und nicht anwendbar auf alle. Denn gar viele werden mEn der Meinung sein: Es steht mir zu...Und nicht voller Dankbarkeit an geben, nehmen und zurückgeben denken. Sprich: Eine Art von schlechtem Gewissen wird sich nicht entwickeln. Da können manche nicht aus ihrer Haut.
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RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.11.2018 15:13von Anthea • | 12.752 Beiträge
Zitat von Meridian im Beitrag #3
Aber es scheint so, als ob der Staat kein oder nur geringes Vertrauen in seine Bürger hat...
Das ist wohl auch wechselseitig zu sehen.
Aber, wie heißt es so schön? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Deswegen bin ich im Falle HartzIV, so dieses beibehalten werden sollte, durchaus der Meinung, dass Sanktionen angebracht sind. Allerdings weiß ich nicht, warum es eine Schonfrist für unter 25-Jährige geben sollte, was in der Sendung mit Anne Will auch angesprochen wurde. Gerade junge Menschen sollten früh genug lernen, dass es Pflichten/Verpflichtungen gibt.
Ich bin jedoch sehr dafür, dass Menschen, die in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind, länger im ALG1 verbleiben sollten.
Ich finde die Idee des bGE keinesfalls schlecht. Nur: Ich denke, es funktioniert nicht wirklich.
Es ist auch irgendwie eine Frage, dass man aus einem Esel kein Rennpferd machen kann...
Es ist bereits viel über das bGE diskutiert worden. Ich weise in dem Zusammenhang auch auf den Thread vom
28.6.2017 "Das bedingungslose Grundeinkommen bGE" hin, wo ich hier dieses Modell das erste Mal zur Diskussion stellte.
Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE
Ich fürchte, dass der "Stein der Weisen" bei dieser Sache nicht wird gefunden werden können!
Da auch weitere Unwägbarkeiten hinzukommen - z.B. die zunehmende Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Automatismus. Ja, man sagt, dass Arbeitsplätze wegfallen werden - aber durch neue ersetzt würden...
Dabei aber bleiben ältere AN schon auf der Strecke...
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RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.11.2018 18:04von moorhuhn • | 1.493 Beiträge
"Deswegen bin ich im Falle HartzIV, so dieses beibehalten werden sollte, durchaus der Meinung, dass Sanktionen angebracht sind. Allerdings weiß ich nicht, warum es eine Schonfrist für unter 25-Jährige geben sollte, was in der Sendung mit Anne Will auch angesprochen wurde. Gerade junge Menschen sollten früh genug lernen, dass es Pflichten/Verpflichtungen gibt." (Anthea)
Sehe ich genauso, auch deshalb, weil unser Ausbildungssystem darauf abzielt, dass sich junge Leutz mit Beginn der Volljährigkeit dem Arbeitsleben zuwenden sollen. Klar werden kritische Stimmen jetzt wieder die mangelnde Reife und den Status des sich Ausprobierens anführen. Dies kann man aber im Studium oder in einer Berufsausbildung auch kompensieren, bzw. vervollkommnen. Bis 25 gibt es für Eltern genug staatliche Beihilfen, die jedem Schulabgänger eine sorglose Ausbildung ermöglichen.
Wer Auszeiten und andere Experimente nach der Schule benötigt, sollte diese auch privat bezahlen.
Der frühe Vogel kann mich mal !
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.11.2018 22:36von Anthea • | 12.752 Beiträge
Genau so, moorhuhn. Aus der Theorie der Schule hinaus in die Praxis der Arbeitswelt ist bereits ein Ausprobieren. Im Grunde genommen dann "drum prüfe, wer sich ewig bindet..." Und da ist Umentscheiden und Einschlagen eines anderen Weges ja nicht verboten.
Allerdings sollte der nicht derjenige der Art sein: "Arbeit ist nix für mich".
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RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.11.2018 23:19von Gelöschtes Mitglied
Vielen Dank euch allen für die tollen Beiträge!
Mit meinem Beitrag wollte ich auch nicht zwingend erneut die Diskussion eines BGEs eröffnen (wobei ich gerne darüber rede :-) ). Mir ging und geht es vor allem um drei Aspekte:
1) Ganz gleich ob man ein BGE oder nur eine Art Grundeinkommen finanzieren möchte, welches ggf. vom Empfänger an bestimmte Bedingungen geknüpft sein darf - prinzipiell ist so etwas finanzierbar!
2) Und mehr noch - wenn man es mit Modellen wie dem von mir vorgeschlagenen finanziert, dann bedeutet das, dass 80% der Bürger mehr haben als bisher, weitere 10% nur moderat weniger, und lediglich 10% deutlich weniger - die aber können sich dieses deutlich weniger auch leisten.
3) Da ich mit dem Vermögensbasierten Ansatz einen Ansatz gewählt habe: Jeder nach seinen Möglichkeiten, nach dem was er vermag, nach seinem Vermögen! Und das ANTEILIG für alle gleich - würde ich das Modell durchaus gerecht nennen. Und gerade dabei zeigt sich, dass in unserer Gesellschaft die mit hohen finanziellen Möglichkeiten unter dem zur Staatsfinanzierung herangezogen werden, was eigentlich gerechtfertigt wäre.
Es geht mir nicht darum, dass ich eine GLEICHMACHEREI fordere - auch mit meinem theoretischen Modell bleibt noch sehr viel Spielraum von "gar kein Vermögen" bis zu "richtig Reich". Trotzdem wäre die Spanne nicht so weit auseinander wie heute. Und: Richtig reich kann man nur dann werden, wenn man dies nicht zu sehr auf Kosten anderer macht.....
Im heutigen System fehlt dieses Korrektiv - eigentlich fehlt das Korrektiv sogar weltweit, aber auch schon national. Und national wäre es durchaus umsetzbar!
Was ich nicht begreife ist, dass dieser Fakt eigentlich sehr offen auf der Hand liegt - eigentlich würden auch wenigstens 80% von entsprechenden Regelungen profitieren - und DENNOCH gibt es in diesem Land keine Mehrheiten dafür, diese Gerechtigkeitslücke auch nur in geringem Maße zu schließen.
Zitat von Anthea im Beitrag #4
Was die Sache mit dem "Vertrauensvorschuss" anbelangt, so sehe ich in dem "bekehrten Reichsbürger" einen Sonderfall und nicht anwendbar auf alle. Denn gar viele werden mEn der Meinung sein: Es steht mir zu...
Auf diesen Satz muss ich noch eingehen - und zwar deshalb, weil ich der Meinung bin: "Es steht den Menschen tatsächlich auch zu!".
Es steht ihnen sogar heute schon faktisch zu - denn wir kennen das Bedürftigkeitsprinzip und wir kennen den Sachverhalt, dass der Staat sich dazu verpflichtet hat, keinen Bürger verhungern zu lassen......
Das Prinzip leitet sich aus dem preußischen Landrecht von 1857 ab - und hat es bis heute ins Grundgesetz und in die Sozialgesetzgebung geschafft - nur ist heute noch (veraltet) das Prinzip an die Bedürftigkeit gekoppelt. Aber - dass es jedem ZUSTEHT ist eigentlich seit 1857 nicht mehr umstritten......und ich halte es für überfällig, dass wir heute dieses Bewußtsein nicht längst genauso selbstverständlich kultiviert haben wie das Prinzip, dass die Menschen im Staat für den Staat auch etwas zu leisten haben - weil das dem Staat zusteht!
Füreinander leisten - das sollte der Kerngedanke sein.
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2018 10:05von Anthea • | 12.752 Beiträge
Lieber Atue, ich wollte mit meinem Himweis auf diverse bereits geführte Diskussionen über das bGE keinesfalls damit zum Ausdruck bringen, dass es nunmehr genug damit sei. ;-) Es ist seit Jahren ein aktuelles Thema und sollte durchaus weiter bedient werden. Denn "zu Potte kommen" werden die Herren und Damen Entscheidungsträger auf "hüteren" Positionen sicherlich - wenn überhaupt - lange nicht.
Und somit wird noch viel Wasser den Rhein und andere Flüsse runterfließen. Und wir haben ein im Grunde genommen "neverending" Thema. Auch wenn zwangsläufig gewisse Ermüdungserscheinungen auftreten, die jedoch nun einmal einzig und alleine der Tatsache geschuldet sind, dass sich die Bürger sagen: Du liebe Güte, da haben sich eine Reihe kluger Menschen mit dem Thema befasst und tun dies immer noch - und warum tut man dann so seitens der Regierenden, als sei das vernachlässigbar.
Ich jedenfalls danke dir für deine qualifizierten Beiträge. Und bin auch diejenige, die sagt: Wovon sie am meisten schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt. Lach*
Viel gibt's nämlich zu tun - packen wir es an.
Du schreibst:
Zitat
Es steht ihnen sogar heute schon faktisch zu - denn wir kennen das Bedürftigkeitsprinzip und wir kennen den Sachverhalt, dass der Staat sich dazu verpflichtet hat, keinen Bürger verhungern zu lassen......
Das Prinzip leitet sich aus dem preußischen Landrecht von 1857 ab - und hat es bis heute ins Grundgesetz und in die Sozialgesetzgebung geschafft - nur ist heute noch (veraltet) das Prinzip an die Bedürftigkeit gekoppelt. Aber - dass es jedem ZUSTEHT ist eigentlich seit 1857 nicht mehr umstritten......und ich halte es für überfällig, dass wir heute dieses Bewußtsein nicht längst genauso selbstverständlich kultiviert haben wie das Prinzip, dass die Menschen im Staat für den Staat auch etwas zu leisten haben - weil das dem Staat zusteht!
Ich denke, dass die Menschen das Selbsverständnis verinnerlicht haben, dass Menschen in Not geholfen wird. Also den Bedürftigen. Und da leistet der Staat gute Arbeit, denn keiner muss in Deutschland verhungern, keiner muss/müsste erfrieren. Keiner fällt wirklich durch ein (soziales) Netz, das "Hilfe" heißt.
Aber da steht obenan der Begriff "Bedürftigkkeit". Und dieser meint nun einmal die ganz normalen, zum (Über)leben) erforderlichen Dinge.
Von "Lebensqualität" ist dabei nicht die Rede. Und daran mangelt es natürlich, wenn jemand sich mit wenig zufrieden geben muss. Hier bezogen auf HartzIV.
Wieso ein Selbstverständnis der Denkweise "gibst du mir, so geb ich dir" bis dato nicht erfolgt ist, was meint, dass ein Transferempfänger von "Volkes Arbeit" dies nicht als Verpflichtung für sich ansieht, ist auch zu großen Teilen dem Frust und Neid - unsere Gesellschaft ist voll davon - geschuldet. Da sieht der HartzIV-Empfänger sich als Almosenempfänger an, weil er den Blick auf diejenigen richtet, die es besser haben. Und dann kommt "warum die, warum nicht ich" sehr schnell auf. Da ist irgendwie menschlich, führt aber nun einmal zum starren Gedanken einer irgendwie verfehlten Gerechtigkeit und somit zum "es steht mir zu" - und noch viel mehr...
"Dankbarkeit" und "Läuterung" und daraus resultierende Bewusstseinsbildung - wie diese anscheinend beim Reichsbürger eingetreten ist - dürfte da eher selten sein.
Warum nicht die Idee des bGE wirklich Raum greift, beziehungsweise dessen Finanzierbarkeit, das liegt nun einmal an der Einstellung vieler höherer Einkommensklassen (und auch derjenigen darunter). Nach dem Motto: Was man hat, das hat man. Anders: Abgeben ist so gar nicht deren Ding.
Auch das ist verständlich. Denn - ich nehme mal diejenigen, die ihren Reichtum wirklich erworben und nicht vererbt bekommem haben - die haben Fleiß, Ausdauer und Engagement gezeigt, sie waren kreativ, innovativ, was auch immer. Natürlich könnten sie mehr Steuern zahlen, aber sie sagen sich "wofür"?
Und da greift dann mehr das "Selber essen macht fett" als das christliche teilen und abgeben.
Und verständlich, wenn da ein Firmeneigner, der vielen Menschen "Arbeit und Brot" gegeben hat, sich sagt: Ich habe viel geleistet. Und meinen Reichtum habe ich mir verdient. Das Vermögen.
Und das, was jetzt auf dem Konto liegt, das ist bereits versteuert worden. Warum denn schon wieder in Endlosschleife?
Was wir aus den bGE-Interpretationen lernen können: "Bedingungslos" im Sinne von reiner "Lebenserhaltung" für alle, auch nichtbedürftige Bürger, geht mEn nicht.
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RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.12.2018 19:11von Findus (gelöscht)
Zitat von moorhuhn im Beitrag #6
Sehe ich genauso, auch deshalb, weil unser Ausbildungssystem darauf abzielt, dass sich junge Leutz mit Beginn der Volljährigkeit dem Arbeitsleben zuwenden sollen. Klar werden kritische Stimmen jetzt wieder die mangelnde Reife und den Status des sich Ausprobierens anführen. Dies kann man aber im Studium oder in einer Berufsausbildung auch kompensieren, bzw. vervollkommnen. Bis 25 gibt es für Eltern genug staatliche Beihilfen, die jedem Schulabgänger eine sorglose Ausbildung ermöglichen.
Wer Auszeiten und andere Experimente nach der Schule benötigt, sollte diese auch privat bezahlen.
In einer bGE - Gesellschaft würde aber letztlich jeder junge Mensch frei seinen Beruf auswählen können. Niedriglohnbranchen müssten also ihre Angebote an Auszubildende verbessern, um angewählt zu werden. Das ist eine potenzielle Chance, die Arbeitswelt weiter zu verbessern.
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.12.2018 22:58von Anthea • | 12.752 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #10
In einer bGE - Gesellschaft würde aber letztlich jeder junge Mensch frei seinen Beruf auswählen können. Niedriglohnbranchen müssten also ihre Angebote an Auszubildende verbessern, um angewählt zu werden. Das ist eine potenzielle Chance, die Arbeitswelt weiter zu verbessern.
Jein. Er könnte zwar wählen, aber es wird immer eine Frage von Angebot und Nachfrage sein.
Wenn er/sie also einen mehr "exotischen" Beruf wählt, dann wird er/sie damit später nicht unbedingt Geld verdienen können. Somit bedeutet bGE lediglich eine gewisse Form der Freiheit.
Es werden Probleme verschwinden, die durch neue ersetzt werden.
Denn es wird immer Arbeiten geben, die einfach gemacht werden müssen. Aber wenn jeder nur nach "Gusto" etwas tun will? Im Sinne von Selbstverwirklichung?
Dann wird ein großes Erpressungpotential um sich greifen können, um Arbeiten verrichtet zu bekommen.
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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.08.2019 21:29von denker_1 • | 1.621 Beiträge
Ich fordere die Bedingungslosigkeit. Ich habe in der DDR den gescheiterten Sozialismus mitgetragen, zu einer Zeit als in der Alt BRD Vollbeschäftigung herrschte und daher wirklich so gut wie jeder sich Wohltand aufbauen konnte. Da war für unsereinen die innerdeutsche Grenze dicht und die DDR hat einen sehr großen Teil ihrer Arbeit an den Westen billig verraramscht, ohne dass ich dafür Westgeld gesehen hätte oder dass damit die Versorgungsmängel der DDR gelöst worden wären. Als dann die Mauer fiel wurden wir ostdeutschen von der Treuhand enteignet und in die Arbeitslosigkeit verbannt und unsere Abschlüsse wurden über Nacht wertlos. Von Rechts wegen stünde mir eine Managerabfindung von 10 Millionen Euro dafür zu, wie das unter Managern selbstverständlich ist, wenn die entlassen werden. Warum dürfen die Einen solche Luxusgehälter kassieren, während die Anderen mit völlig unzureichendem Mindestlohn abgespeist werden und die dreckigsten und umbeliebtesten Arbeiten erledigen müssen. Eine Putzfrau leistet mehr als ein Banker, der seine Bak in den Bankrott treibt, das ssie am Ende vom Steuerzahler gerettet werde muss. WO ist da die Moral und die Gerechtigkeit. Solche Moral mscht keinen satt, nur die superreichen! Ich kann und will dieses Ungleichheit nicht vergebven, diese Wirtschaftsverbrecher gehören HIER IN DIESEM LEBEN auf DIESER ERDE bestraft. Mit Hartz IV und Knast! BGE ist mehr als gerecht, wo sind denn all die gut bezahlten Jobs, in denen ich arbeiten könnte. Nicht bloß Mindestlohnalmosen, richtiger Lohn dafür. ab 3000€ NETTO im Monat aufwärts. Und Beschäftigungsgarantie. Nicht bloß in der Saison als Billiglohn Hilfsarbeiter! Ganzjährig beschäftigt! WO sind die Jobs? Wo,, ich kann sie nicht sehen! Wo sind sie!
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.08.2019 21:40von denker_1 • | 1.621 Beiträge
Zitat von Anthea
Es werden Probleme verschwinden, die durch neue ersetzt werden.
Denn es wird immer Arbeiten geben, die einfach gemacht werden müssen. Aber wenn jeder nur nach "Gusto" etwas tun will? Im Sinne von Selbstverwirklichung?
Dann wird ein großes Erpressungpotential um sich greifen können, um Arbeiten verrichtet zu bekommen.
Ich freue mich wie verrückt auf das letztere. 9,50 für Putzen ist doch lächerlicvh, meine Frau steht dafür 4:00 morgens auf Arbeitsbeginn 5 Uhr!
Beuhelfer in der Saison, paar Monate, dann wieder arbeitslos, aber in den heißen Sommermonaten bei 35 Grad im Schatten den Herrn Facharbeitern das Material ran schleppen oder schachten. Dann nach der Saison wieder weg vom Fenster, weggeschmissen wie ne Prostituierte!!!!! Mit mir NICHT MEHR ich fordere GELD und nochmals GELD UND NICHTS ALS GELD für jedwede Arbeit die ich für diese Gesellschaft noch tue! Oder ich bkann nach getaner Arbeit meine Traumreise bei Übernachtung im ruhig gelegenen Mittelklasse Hotel völlig kostenlos erleben bei dennocjh im Wintzer geheizter eigener Wohnung kostenlosem Wasser Strom und Internet. Wenn ich aber bezahlen muss brauche ich dazu GELD und nichts als GELD. Es könnte ja auch Rechtsstreitigkeiten geben, der Anwalt will Vorsdchuss und nimmt 100€/Stunde, da kann ich nicht für 9,50/Stunde Brutto arbeiten. Ich war voriges Jahr in Ägypten. Die Pyramiden wurden zur Zeitz der Nilflut gebaut, bis in den hiesigen Herbst rein, wenn das Wasser wirder fällt. Das ist die heißeste Zeit dort. In sengender Sonne haben die Bauarbeiter die Steine geschleppt. Die und NIEMAND sonst haben die Pyramiden wirklich gebau, denen gebührt der gesamte Respekt, nicht irgendeinem Architektzen, der im kühlen Schatten, vielleicht noch im Pool gesessen und con da aus die Berechnungen ausgeführt hat. Ausdenken kann sich der Mensch viel. Gebaut wurden die Pyramiden von den ungelernten Hilfsarbeitern, die nichts anderes kjonnten als Steine schleppen! Von den Unqualifizierten.
RE: Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 15.08.2019 11:05von Anthea • | 12.752 Beiträge
"Gebaut wurden die Pyramiden von den ungelernten Hilfsarbeitern, die nichts anderes kjonnten als Steine schleppen! Von den Unqualifizierten."
Lieber denker_1, ich habe schon eine Menge über bGE geschrieben. Deshalb nur noch einige Anmerkungen.
Ich verstehe deinen und anderer Unmut darüber, dass sie zwar viel, schwer und gut arbeiten, aber die Dotierung nicht ausreichend ist. Darüber lässt sich diskutieren und trifft in vielen Fällen auch den Kern von Missständen. Auch den, warum in einigen Branchen Nachwuchsmangel herrscht, wie z.B. in vielen sozialen Berufen!
Aber was mich immer wieder stört ist diese "Gleichmacherei", denn Menschen sind einander nur gleich, als dass sie der gleichen Spezies, also Mensch" angehören. Und hier eben mit vielen und gravierenden Unterschieden. Vereinfacht: Nicht jeder kann und muss alles können!
Du schreibst in dem aus deinem Beitrag zitierten Klage- oder Beschwerdesatz an den Umständen einige sehr richtige Vokablen, die da sind: ungelernt, nichts anderes können, Unqualifizierte.
Und es ist nun einmal so in unseren Landen, dass einem jeden die Möglichkeiten für mehr Bildung/Ausbildung offen stehen. Anders: Es geht nicht an, dass "Hinz und Kunz" als Nichtkönner meinen, sich mit Qualifizierten messen zu können.
Und auch wenn irgendwie ein jeder in einer Position ersetzbar ist, so jedoch nicht durch einen jeden! Das eben ist der Irrtum und auch die Grundlage des Peter Leiter-Prinzips.
Eine jede Arbeit ist wichtig und wertvoll, jedoch für sich im Kontext betrachtet. Und "soll das Werk den Meister loben..." so gehört Teamwork dazu. Und auch jemand, der das Sagen hat und letztendlich Verantwortung trägt, was auch pekuniär belohnt werden muss. Ohne geht es gar nicht.
Also: Von nichts kommt nichts. Und: Im Kopf fängt's an. Der Erfolg. Aber auch der Größenwahn.
---
Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
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