Nachdem im Februar auf höchstrichterliche Anordnung illegal auf palästinensischem Privatbesitz errichtete Häuser in Ofra und Amona abgerissen wurden (was von der israelischen Journalistin Yifat Erlich so kommentiert wurde: "... hier wird Zerstoerung um der Zerstoerung willen betrieben, die niemandem einen Nutzen bringen wird und nur grossen Schaden fuer die Menschen anrichten wird, die hier acht bis zehn Jahre gewohnt haben. Es ist traurig, dass der Oberste Gerichtshof keine Gerechtigkeit uebt und keine Moral anerkennt."), entsteht nur 15 km entfernt eine neue Siedlung, Amichai. Damit hat Israel erstmals seit 25 Jahren wieder den Bau einer völlig neuen Siedlung genehmigt.
In der näheren Umgebung befinden sich mehrere ungenehmigt errichtete Siedlungsvorposten. Wenn Amichai erst einmal stehe, ließen sie sich eingemeinden und somit nachträglich legalisieren, so die offenbar berechtigte Hoffnung der Siedler.
Israelische Siedler in der Westbank haben offenbar eine merkwürdige Vorstellung von Gerechtigkeit und Moral und folgen ihrem Führer Netanjahu in dessen Ansicht, "Israel cannot "occupy" the land of Israel".
An Moral und Gerechtigkeit mangelt es vor allem dem israelischen Ministerpraesidenten.
Amichai = mein Volk lebt!
"Nach Jahrzehnten habe ich die Ehre der Regierungschef zu sein, der eine neue Siedlung in Judaea und Samaria baut", teilte Netanjahu vergangene Woche auf Twitter mit.
Ungeachtet dessen, dass die Vereinten Natioen und die Bundesrepublik den Plan fuer die neue Siedlung bereits vor 3 Monaten scharf kritisierten. Die UN hat Israel immer wieder zu einem Stopp aller Bauarbeiten in den Palaestinensergebieten aufgefordert.
Ein Siedler formuliert es so: "Wir hoffen, dass wir tausende Familien hier haben werden. Dass sie in "ihr" Land kommen, um die Wueste bluehen zu lassen."
Der alte Mythos lebt weiter.
Zitat von Till im Beitrag #4
Amichai ist der Name der neuen Siedlung.
Zitat von Athineos im Beitrag #3
Mir ist Jehuda Amichai bekannt, aber der ist seit 2 000 tot. Der war es nicht. Und ein Ministerpräsident dieses Namens ist mir momentan auch nicht gegenwärtig.
Oder ist עמיחי nur ein Freudenruf Ihrerseits?
Till hatte den Namen der neuen Siedlung erwaehnt und ich konnte davon ausgehen, dass damit jeder verstanden hatte, dass die Uebersetzung die Bedeutung dieser erklaeren wuerde. Sie auch. Und bis jetzt gehe ich davon aus, dass Sie es taten. Das wuerde Ihren Schlusssatz erklaeren.
Zitat von Geraldo im Beitrag #5Zitat von Till im Beitrag #4
Amichai ist der Name der neuen Siedlung.
Ich kenne mich in der Gegend nicht so aus
aber liegt diese Siedlung klar und deutlich auf Israelischem Gebiet
MfG Geraldo
Und wenn Sie sich in der "Gegend nicht so auskennen", wie kommen Sie dann auf die Idee zu behaupten, dass diese Siedlung "klar und deutlich" auf israelischem Gebiet liegt"? Weil Herr Netanjahu und Konsorten das behaupten?
Vielleicht kann man einmal detailliert, und zwar ganz sachlich, hier ausbreiten wie eine durchschnittliche israelische und eine durchschnittliche palästinensiche Familie in der Westbank lebt... unter der besonderen Berücksichtigung ihrer Bedrückungen durch die Besatzer... könnte es nicht sein, dass die Besatzer auf Kosten der einheimischen Bevölkerung in Saus und Braus leben und Land und Leute plündern?
--
Wie immer, keine Zeit.
Zitat von Athineos im Beitrag #10
Danke, werde es gleich tun!
Sie sollten dazu kein israelisches Schulbuch zu Hilfe nehmen.
Die Darstellung von Palaestina und den Palästinensern in israelischen Schulbüchern ist voller Zerrbilder. Das zeigt das neue Buch von Nurit Peled. Die Professorin von der Hebräischen Universität hat für ihre Studie untersucht, welches Bild das Unterrichtsmaterial in Israel vom ungeliebten Nachbarn zeichnet.
"Araber sind traditionsverhaftet. Die Ablehnung von Neuerungen liegt in ihrer Natur." So steht es in dem Buch mit dem Titel: "Die Geographie des Landes Israel." Das Klischee wird noch durch ein Bild untermauert. Da ist ein hübsches, modernes Wohnhaus zu sehen. Und außerhalb des Gartens steht ein Mann, der aussieht wie eine Karikatur Ali Baba. Die Keffiyeh auf dem Kopf, die traditionelle arabische Kopfbedeckung, schwarze Augen, Pluderhosen und Schnabelschuhe. An der Hand führt er ein Kamel. Araber wollen nicht in hohen Häusern leben, heißt es unter dem Bild. Wer sich die Wirklichkeit in Dubai, Kairo oder Ramallah anschaut, kann über solche Stereotype nur lachen. Nurit Peled aber ist das Lachen vergangen. Sie hat Bild und Text nämlich in einem israelischen Schulbuch für die Klassen 11 und 12 gefunden:
"Wenn man die Palästinenser als Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler oder Künstler zeigen würde, dann würden sich die israelischen Schüler ja die Frage stellen: Was soll an diesen Menschen so falsch sein? Die sind ja wie wir! Aber wenn man das Bild von grimmigen, unbarmherzigen, beängstigenden Feinden in die Köpfe der Kinder pflanzen will, von Menschen, die man verjagen muss, weil deren Kinder nichts als potenzielle Terroristen sind, dann muss man sie so darstellen."
"Mich hat die Perfektion und Raffinesse überrascht, mit der Text und Bilder zu einer rassistischen Darstellung der Palästinenser zusammengefügt werden."
Dazu gehört zum Beispiel, dass die besetzten Gebiete auf Landkarten in Schulbüchern nicht erkennbar sind. Da reicht Israel grundsätzlich bis zum Jordan, manchmal, unter Bezug auf Bibelstellen, sogar darüber hinaus. Auf Karten, die die Bildungseinrichtungen der Region zeigen, fehlen die palästinensischen Universitäten. Auf Karten mit Israels Bevölkerungszentren fehlen Städte mit palästinensischer Mehrheit, zum Beispiel Nazareth. Die Existenz der Palästinenser wird den israelischen Kindern weitgehend verschwiegen, sagt Nurit Peled. Auch auf Fotos sind sie nicht zu sehen. Bilder von Flüchtlingslagern zeigen leere Straßen, Bilder von Straßenkontrollpunkten im Westjordanland zeigen israelische Soldaten, aber keine Palästinenser, die an diesen Checkpoints anhalten müssen:
"Es gibt in Hunderten und Aberhunderten von Büchern kein Bild, auf dem ein Palästinenser als Individuum zu sehen wäre. Kein einziges Foto eines Palästinensers als normale Person, so wie wir sind, also in normaler Alltagskleidung. Oder ein Kind, das Fußball spielt. Oder ein Arzt oder ein Lehrer oder was auch immer. Nichts, kein einziges Foto."
"Die Kinder lernen, dass Mitleid etwas ist, was auf die eigene Volksgruppe oder Religion beschränkt ist. Palästinenser werden nie als Opfer, immer nur als "Leichnam" bezeichnet. Der ganze Ansatz lehrt die Schüler, dass diese Leute einfach kein Mitleid verdienen."
http://www.deutschlandfunk.de/nichts-als...ticle_id=233400
Das Buch von Nurit Peled ueber die Darstellung der Palaestinenser ist ein Bestseller geworden - ausserhalb Israels.
Dort wurde sie nach Erscheinen ihres Buchs von allen Konferenzen und Projekten, die sich mit Schulbuechern befassen, verbannt. Noch aber darf sie in Israel arbeiten. Noch muss sie nicht ins "Exil" wie beispielsweise Ilan Pappe, Unbeliebt wie dieser ist sie aber gleichermassen.
Zitat von Kammerjäger im Beitrag #13
Vielleicht kann man einmal detailliert, und zwar ganz sachlich, hier ausbreiten wie eine durchschnittliche israelische und eine durchschnittliche palästinensiche Familie in der Westbank lebt... unter der besonderen Berücksichtigung ihrer Bedrückungen durch die Besatzer... könnte es nicht sein, dass die Besatzer auf Kosten der einheimischen Bevölkerung in Saus und Braus leben und Land und Leute plündern?
Wie eine "durchschnittliche israelische Familie lebt, kann ich nicht sagen. Sicherlich nicht in "Saus und Braus auf Kosten der "einheimischen Bevoelkerung"
. Wenn wir ueber ungerechte Verteilung reden, dann muss als erstes das wichtigste Lebensmittel "Wasser" erwaehnt werden.
Waehrend in den illegalen juedischen Siedlungen Rasensprenger laufen, Goldfischteiche gehegt und gepflegt werden, bleiben die Felder der benachbarten Palaestinenser trocken. Dazu fand und findet der deutsche Hydrogeologe Messerschmidt, der seit fast zwanzig Jahren in der Region lebt, deutliche Worte - und dies ganz sachlich.
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