Oder herumreiten auf der Welle der Hilfsbereitschaft.
Nietzsche meinte, verkürzt gesagt, dass MITleiden das Leid in der Welt vermehren würde. Wenn man darüber nachdenkt, ist das ganz logisch. Ich gehe „mit“ dir, das kann man, so es um einen Weg geht. Aber „ich leide mit dir“ ist insofern nicht möglich, da es ganz subjektive Befindlichkeiten sind, die ein anderer gar nicht in gleicher Form mitfühlen/mitempfinden kann. Man kann nur wissen, erspüren, empathisch sein in der Form, dass man um Schlimmes weiß, unter dem ein anderer zu leiden hat. Man kann jedoch keinesfalls ihm dieses abnehmen. Somit ist „mitleiden“ einfach zu hoch gegriffen. Man kann sagen: Ich kann mir vorstellen, dass du unter diesem/jenem leidest und es tut mir leid. Ich bedauere, dass es dir nicht wohl ergeht… So oder ähnlich. Ich kann dir all das nicht wegnehmen. Ich kann nur versuchen, es dir erträglicher zu machen. Alleine aufgrund deines Wissens darum, dass man dich nicht im Stich lässt.
Ich habe große Hochachtung vor hilfsbereiten Menschen, die dort anpacken, wo Hilfe vonnöten ist. Wobei ich bei den vielen ehrenamtlichen Helfern bin, die meinen vollen Respekt besitzen!
Und dann komme ich zu den „Verdienern“ an der Hilfsbereitschaft.
Es war vor Jahren vielfach Usus, in beinahe jeder Talkshow, die sich mit „sozialen Themen“ o.ä. befasste, in den Kreis der Erlauchten aus Wirtschaft und Politik ein(en) No name aus dem Publikum hinzuzubitten. Dieser er/oder sie, oftmals arbeitslos oder Rentner, teilte dann mit, wie glücklich er/sie doch sei, Gutes tun zu können. Ja zu „dürfen“. Unentgeltlich natürlich. Und wenn dann ein Klerikaler oder besonderer „Frömmling“ in der Runde saß, bekam der/diejenige Lob in den höchsten Tönen. Und da kam mir oft der Kaffee vom Vortage hoch…
Denn es gibt eine Reihe an Stellen – und oft in „kirchlichen“ Einrichtungen - die besetzt werden müssen - die eigentlich vollwertige Arbeitsstellen sind. Wo aber man sich lieber der preisgünstigen Variante der „Freiwilligen“, sprich: Ehrenamtlichen bedient. Aber so lange sich Menschen „am Bauch gepinselt“ fühlen, wenn ihnen ein mit Null dotierter Job angeboten wird, so lange wird es keine Änderung geben. Und keiner der Zahlungsfähigen wird eine Bezahlung in Erwägung ziehen.
Wäre es nicht richtig, dass, so Ehrenamtler eingesetzt werden, die entsprechende Institution einen Nachweis erbringen müsste, dass tatsächlich keine Gelder vorhanden sind?
Ich finde es wirklich beachtlich und achtenswert, um das noch einmal zu wiederholen, wie viele freiwillige Helfer es gibt, wenn Not am Mann ist! Aber ich hasse Ausnutzung. Und da, so glaube ich, liegt vieles im Argen.
Ich habe diesen Beitrag trotz des philosophischen Aufmachers in "Gesellschaft" gebracht. Weil es ein vielfältiges Thema is. Stichwort: Ausnutzung und Profitgier. Pharisäertum und Menschlichkeitsheuchelei. Und um Positiven auch Gegenteiliges.
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