Seymor Hersh, ein weltbekannter investigativer Berichterstatter, der Mann, der das amerikanische Massaker in Vietnam und die amerikanischen Folterkammern im Irak entlarvt hat, recherchierte den Vorfall eines Giftgasangriffs sehr genau und fand, dass es absolut keinen Beweis gibt und fast keine Möglichkeit, dass Bashar Nervengas in Khan Sheikhoun anwandte.
Ich berichtete bereits darueber. (#20)
Was geschah als nächstes? Etwas Unglaubliches: alle bekannten US-Zeitungen, einschließlich der NY Times und The New Yorker weigerten sich, dies zu veröffentlichen. Auch die angesehene London Review of Books. Am Ende fand er eine Zuflucht in der deutschen „Welt am Sonntag“.
Nun meldete sich auch der israelische Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery zu den Beschuldigungen gegen Assad in einem Artikel, den er so betitelte:
"Der bizarre Fall von Bashar" (CONAN DOYLE, der Schöpfer der Legende von Sherlock Holmes würde seine Geschichte über diesen Vorfall mit „Der bizarre Fall von Bashar al-Assad“ überschrieben haben.)
Es handelt sich um die bösen Taten von Bashar al-Assad, dem syrischen Diktator, der sein eigenes Volk mit Sarin, einem Nervengas, bombardiert und so unmittelbar den Tod der Opfer verursacht hat.
Wie jeder in aller Welt hörte ich von dieser schändlichen Tat nur wenige Stunden, nachdem sie geschah. Wie jeder andere war ich schockiert. Doch …. .
In meiner Zeit habe ich mich entschieden, Tausende von investigativen Artikeln zu veröffentlichen, einschließlich einiger, die sich um die bedeutendsten Leute in Israel handeln. Weniger bekannt ist, dass ich mich auch entschieden habe, viele Hunderte andere nicht zu veröffentlichen, bei denen mir die notwendige Glaubwürdigkeit fehlte.
Wie entschied ich das? Nun als erstes fragte ich nach dem Beweis. Wo ist der Hinweis, das Indiz? Wo sind die Zeugen? Gibt es eine schriftliche Dokumentation?
Aber da war immer etwas, das nicht definiert werden konnte. Außer Zeugen und Dokumenten gab es etwas im Inneren des Redakteurs, das ihm oder ihr sagt, warte, da stimmt etwas nicht. Etwas fehlt. Etwas das nicht dazu passt.
Es ist ein Gefühl. Man nenne es eine innere Stimme. Eine Art Intuition. Eine Warnung, die dir sagt, die Minute, in der du über diesen Fall zum ersten Mal hörst: Vorsicht, untersuche es noch einmal.
Genau dies erlebte ich, als ich am 4. April zum ersten Mal hörte, Bashar al-Assad hat Khan Sheikhoun mit Nervengas bombardiert.
Meine innere Stimme flüsterte: warte. Da stimmt etwas nicht. Das riecht faul.
ZU ALLERERST, es war zu schnell. Nur wenige Stunden nach dem Vorfall wusste jeder, das war Bashar, der dies tat.
Natürlich war es Bashar! Ein Beweis ist nicht nötig. Man muss keine Zeit verschwenden, um dies zu untersuchen. Wer soll es denn außer Bashar sein?
Nun, da gibt es eine Menge Kandidaten. Der Krieg in Syrien ist nicht zweiseitig, nicht einmal drei- oder vierseitig. Es ist fast unmöglich, die Seiten zu zählen.
Wie konnte jemand in diesem bizarren Schlachtfeld innerhalb Minuten des Giftgasangriffes sagen, dass es Bashar war, der dies tat?
DIE ERSTE Frage, die Sherlock Holmes stellen würde, ist: „Was ist das Motiv? Wer wird etwas gewinnen?
Bashar hat gar kein Motiv. Er kann dadurch, dass er seine Bürger mit Giftgas-bombardiert, nur verlieren.
Es sei denn, er ist verrückt. Und nichts deutet darauf hin. Im Gegenteil. Er scheint in voller Kontrolle seiner Sinne zu sein. Sogar normaler als Donald Trump."
Ich liebe Diktatoren nicht. Ich mag auch Bashar al-Assad nicht, ein Diktator und der Sohn eines Diktators (Assad bedeutet übrigens Löwe) Aber ich verstehe, wo er ist.
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Deshalb herrscht Bashar weiter. Die verschiedenen Sekten und Lokalitäten fürchten sich vor einander. Sie brauchen einen Diktator.
Man möchte glauben, dass die Welt – und besonders die „westliche Welt“ - voll ehrenhafter Zeitungen ist, die gründlich recherchieren und die Wahrheit veröffentlichen. Das ist nicht so. Sicher, sie lügen wahrscheinlich nicht bewusst. Aber sie sind unbewusste Gefangenen von Lügen.
Einige Wochen nach dem Vorfall in Syrien interviewte mich eine israelische Radiostation übers Telefon. Der Interviewer, ein rechter Journalist, fragte mich über Bashars hinterhältige Anwendung von Giftgas gegen seine eigenen Bürger. Ich antwortete, dass ich keinen Beweis seiner Verantwortlichkeit gesehen habe.
Der Interviewer war hörbar geschockt. Er wechselte schnell das Thema. Aber der Ton seiner Stimme verriet seine Gedanken: „ Ich wusste immer, dass Avnery ein bisschen verrückt ist, aber jetzt hat er seinen Verstand völlig verloren“.
Der gute Uri ist ganz gewiss alles andere als ein "bisschen" verrueckt, es sei denn, Ehrlichkeit sei keine Tugend, sondern eine psychische Erkrankung. Am Ende des Tages wissen wir nicht, wer es wirklich war, im Unterschied zum guten alten Sherlock bekennt Avnery, es auch nicht zu wissen.
Der vollstaendige Artikel:
http://www.uri-avnery.de/news/426/17/Der...Fall-von-Bashar