Da wird meines Erachtens nach viel zu viel rein interpretiert - als ob die internationale Politik permanent und beständig von von lang greifender Strategie wäre....
In Teilen mag das sogar so sein - aber was den nahen Osten betrifft, sind langfristige Strategien in aller Regel nicht machbar, weil viel zu viele Köche mit dabei sind. Alles was immer wieder mal temporär und meist auch lokal begrenzt gelingt, ist die hoch lodernden Flammen ein wenig einzudämmen.
So ist die Türkei beispielsweise in der Lage, einen kleinen Streifen in Syrien zu besetzen und der eigenen Einflusszone hinzuzufügen - aber nicht wirklich in der Lage, umfassend die "Kurdenproblematik" aus Sicht der Türkei zu lösen.
Rußland hat auf jedem Fall Einfluß - aber ist dennoch nicht in der Lage, mehr als ein halbwegs strategisches Gleichgewicht bei Förderung von Diktatoren irgendwie sicher zu stellen.
Die USA kann und will auch nicht dauerhaft den Polizisten für den Nahen Osten liefern - das hat in Afghanistan nicht geklappt, und klappt nicht im Irak - und erst recht nicht noch im erweiterten Gebiet von Syrien.
Die Strategie Irans ist, es kann keine relevante Macht neben mir geben, außer sie ist mir hörig. Aber faktisch ist auch der IRan nur punktuell in der Lage, zu destabilisieren, und vielleicht auch mal eine kleine Revolution anzuzetteln - für einen Vorrangigen Einfluß in der gesamten Region reicht es einfach nicht.
Dann wäre da noch Saudi Arabien - auch ein Staat, der wenig Interesse daran hat, dass andere Staaten in der Region zu einflußreich werden - aber ebenfalls nicht in der Lage, größere Gebiete dauerhaft zu befrieden.
Dann haben wir noch Israel, den Libanon, die besetzten Gebiete, kleinere und größere weitere Player, Terrorgruppen, Milizen, etc. etc. etc......
Die USA brauchen derzeit weder das Öl, noch das Gas aus dem nahen Osten - allenfalls wollen sie nicht, dass sie langfristig dort den Einfluss verlieren.
Die EU hätte mehr zu verlieren - aber andererseits, jeder der dort in den Gebieten die Macht übernimmt, braucht für seinen Machterhalt Cash - und das geht nur, wenn man Öl und Gas auch an den Westen verkauft.
Warum dann der Vorstoß von AKK?
Das hat relativ wenig mit dem Nahen Osten zu tun. Da geht es mehr darum, auch mal im Rampenlicht zu stehen, und zu zeigen, dass sie was kann. Dann geht es darum, Trump mal zu zeigen, dass man durchaus bereit ist, in Richtung 2%-Ziel zu investieren. Dann kann man sich gegenüber der SPD profilieren. Und: Man könnte sogar die EU ein wenig in Richtung gemeinsamer Verteidigungsaufgaben drängen.
Dazu käme, dass man so auch gegenüber der Türkei Stellung beziehen kann, wenn es um die Flüchtlingsfrage geht.
Und: Allen Ernstes glaubt sowieso niemand, dass es ernsthaft dazu kommt, dass Deutschland da mit Soldaten reingeht - weil die Voraussetzungen ein Beschluss des Sicherheitsrates wäre, oder wenigstens ein Mandat der Türkei und Syriens - und damit auch Rußlands.
Unterm Strich - ist halt mal ein Vorschlag - hilft niemandem, schadet niemandem, ist bald vergessen.
Und die Kurden?
Werden noch weitere 50 Jahre auf einen eigenen Staat warten müssen....