Zitat von Anthea im Beitrag #60
Das würde ich zwar auch so empfehlen, aber... Nicht alle Menschen sind dazu fähig oder auch willens, sich ausführlicher Exegese zu bedienen, um etwas überhaupt verstehen zu können, was geschrieben steht. Und was als Richtlinie ihres Handelns gelten soll. Eben "Gottes Wort". Des unsichtbaren, fiktiven Wesens, das existent sein soll. Wobei jetzt das Wesen des Glaubens voll gefragt ist: Einfach ES hinnehmen und nicht weiter hinterfragen müssen Denn es existiert ja SEIN Wort. Niedergeschrieben von Menschenhand, später, nach seiner Zeit. Und immer wieder überarbeitet. Z.B. waren die Jünger Jesu einfache Menschen, Handwerker, Fischer... Eigentlich schwer anzunehmen, dass sie sich blumiger Sprache, Vergleiche, Metaphern bedienten.
Ich hatte einmal einer intellektuell eher einfachen Frau verständlich machen wollen, dass nun einmal die Bibel nicht wörtlich zu nehmen sei. Dass man sie lesen und interpretieren müsse. Und dass z.B. Dogmen "menschenhandgemacht" später hinzugefügt wurden. Ich erinnere mich nicht mehr, worum es ging. Jedoch erinnerlich ist mir, dass sie verwundert nach meinen Ausführungen mich ansah und fragte: "Und warum steht das denn nicht da?" Kluge Frage, so finde ich. Darob musste ich zwangsläufig ins "Schwafeln" geraten...
Meine Mutter sagte immer: Warum einfach, wenn es auch umständlich geht. Und so klingt dann auch der Spruch der Bibelstelle nach Matthäus 5,37 in Bezug auf die Bergpredigt etwas befremdlich hihsichtlich der Vorgaben, die da lauten: "Eure Rede sei Ja! Ja! Nein Nein!" Eine klare Absage also an Schwüre, Verstärkungen und für klare Aus- und Absagen.
Das, was deine Mutter als Einfach einschätzt......entspringt ihrem Zeitgeist. Zu Zeiten Jesus haben die Menschen die zugehörige Bildersprache äußerst gut verstanden. Es war normal, so zu reden.
Bezogen auf die Bibel kommen noch viele weitere Punkte erschwerend hinzu. Heute bezieht man sich bei Übersetzungen gerne auf gut vorliegende Texte aus dem Griechischen. Doch schon diese Texte waren Übersetzungen und Abschriften und Interpretationen der Originale.....
Schon der Anfang der Bibel........
In den griechischen Texten taucht dort der Begriff des LOGOS auf. Für Griechen (jener Zeit) ein Begriff, mit dem jeder etwas anfangen konnte - seine Bedeutung aber erschließt sich heute Deutschen kaum! Es ist eine Mischung aus: Geist, Sinn, Tat, Kraft, Mut, Wort, ... ... .....
Und je nach Übersetzer wird mal das ein oder andere benutzt. In Goethes Faust spielt Goethe genau mit diesem Punkt......
Den Altgriechen war föllig klar, was mit LOGOS gemeint war - heute haben wir Schwierigkeiten diesen Begriff in gängige europäsiche Sprachen zu adaptieren. Und dabei ist LOGOS nur die greichische Übersetzung noch älterer Texte......was war also tatsächlich im Original gemeint?
Ich habe starke und berechtigte Zweifel, dass heute weite Teile der Bibelleser in der subjektiven Interpretation der Texte auch nur annähern an dem dran sind, was spirituell hinter den weitgehend verschollenen Orginaltexten steckte......
Und die meisten derer, die sich zur Bibel äußern, haben noch nicht einmal den deutschen Text gelesen......
Fazit: das faktische Fundament der meisten "Christen" in Deutschland steht auf äußerst fragwürdigen Füßen. Würden sich die sogenannten Christen mal ernsthaft mit der eigenen Religion beschäftigen, würde klar werden, dass vieles, was scheinbar an Werten da ist, in der Praxis nicht mit der Religion übereinstimmt.
Ich plädiere locker für die These, gleiches kann man für Moslems, Juden und andere Religionsanhänger in ähnlicher Form herleiten. Die allermeisten suchen nicht nach ihren Wurzeln des Glaubens. Kritische Gläubige jeglicher Religion sollten aber genau dies tun!