Die Grünen hatten sich in einer Abstimmung ihrer Mitglieder vor dem Bundestagswahlkampf für das Spitzenduo Cem Özdemir und Kathrin Göring-Eckardt entschieden und damit auch für die strategische Ausrichtung, für welche beide elementar stehen:
Annäherung an die Union und die FDP, primär auf das alleinige Ziel hinarbeitend, unbedingt an die Macht zu kommen, Regierungsbeteiligung um jeden Preis.
„Inhalte überwinden“ würde die Satirepartei „Die Partei“ zu diesem Wahlkampfmotto sagen.
Die grüne Parteibasis hat deshalb auch eine Strategie abgenickt, bei der im Hintergrund vor allem auch die persönlichen Karriereinteressen ihrer beiden Spitzenleute im Vordergrund standen. Cem Özdemir werden erhebliche Ambitionen auf das Amt des deutschen Außenministers nachgesagt.
Diese grüne Wahlkampfstrategie führte dazu, dass vor allem der linke Parteiflügel zunehmend abbröckelte und man einige Wochen vor der Bundestagswahl noch gar nicht wusste, ob man überhaupt die 5% Hürde schafft.
Erst die Zuspitzung unserer Leitmedien in der heißen Phase des Wahlkampfs auf die AfD, mit ihren ein oder zwei Themen, führte kurz vor Schluss noch dazu, dass die Grünen ein paar mehr Stimmen bekamen, als man es wenige Wochen vor der Wahl noch für möglich gehalten hatte.
Die Grünen werden traditionell als ideologischer Kontrapunkt zur AfD wahrgenommen.
Multikulti versus Schießbefehl an der Grenze.
Viele der Stimmen, welche die Grünen kurz vor Schluss noch bekamen, waren primär Anti-AfD-, d.h. Anti-DDR-Stimmen und nicht Pro-Grüne-Stimmen. Dass die AfD vor allem in der ehemaligen DDR so stark ist, wo es traditionell vergleichsweise wenige Migranten gibt, ist kein Zufall.
Bei der Niedersachsenwahl kam dann die Rechnung für die aktuelle Strategie der Grünen, auch weil dort die AfD und ihre Themen nicht so sehr im Fokus stehen.
Die Grünen verloren massiv an Zustimmung und damit faktisch auch die realistische Option einer Regierungsbeteiligung in diesem Bundesland.
Bisherige Wähler der Grünen wechselten bei der Niedersachsenwahl deshalb in logischer Folge überwiegend zur SPD und den Linken. Für die Linken reichte es trotz der grünen Leihstimmen nicht, was mit ihrer mangelnden Einheitlichkeit und mit ihrem aktuell fehlenden Profil zu tun hat.