Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 18:03von Till (gelöscht)
Sawsan Chebli, Berliner Staatssekretärin für Internationales, 39 Jahre alt, sollte am Wochenende bei der Jahreshauptversammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft eine Rede halten. Bevor sie das Podium betrat, sagte der Vorsitzende, ein Ex-Botschafter: „Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an.“ Chebli antwortet aus der ersten Reihe, sie sei da und sitze vor ihm. Seine Antwort: „Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön.“
Chebli schreibt in einem öffentlichen Posting bei Facebook, sie sei geschockt (ohne die Veranstaltung und und den Namen des Vorsitzenden konkret zu erwähnen) und hat damit einen rassistischen und frauenverachtenden Shitstorm ausgelöst. Für Rechtsbraune ist sowieso klar, dass Sawsan Chebli ihren Job als Staatssekretärin nur als Migrations-Quotenfrau und nicht aufgrund persönlicher Leistung erhalten hat, und Birgit Kelle, die außer einem abgebrochenen Jura-Studium (mit dem man allerdings österreichischer Bundeskanzler werden kann) nichts vorzuweisen hat, rät ihr auf achgut: "Tragen Sie ein Kopftuch. Dann sieht man Ihnen die Schönheit nicht so sehr an, Sie werden nicht mit Komplimenten belästigt, und wir alle können uns viel besser auf Ihre intellektuelle Brillanz konzentrieren. Auf Deutsch und Englisch."
Die FR schreibt dazu: "Nein, die Grenzen zwischen Alltagssexismus und einem Kompliment sind nicht fließend. Sie sind sogar ziemlich klar umrissen – sobald man nämlich den Fokus auf die Rezipientin legt: Über ein Kompliment wird sich jede Frau freuen. Sobald sie eine Bemerkung jedoch als unangenehm, unangebracht oder schmierig empfindet, ist es kein Kompliment, sondern fällt unter die Kategorie Alltagssexismus und Chauvinismus. [...] Diese Bemerkung ist ein typisches Beispiel, was Alltagssexismus bedeutet. Zum einen – der Anlass: Chebli wurde zu einem offiziellen Termin in ihrer öffentlichen Funktion als Staatssekretärin eingeladen. Ihr Äußeres tut hier überhaupt nichts zur Sache. Das ist Privatsache. Es ist in höchstem Maße unprofessionell von Seiten eines ehemaligen Botschafters und Vorsitzenden, Cheblis Äußeres zu kommentieren – eine Grenzüberschreitung. Zum anderen – der Inhalt: In dieser Bemerkung schwingt mit, dass es also unüblich ist, dass eine attraktive Frau klug und erfolgreich sein kann."
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 18:41von Anthea • | 12.712 Beiträge
Zitat von Till im Beitrag #1
Sawsan Chebli, Berliner Staatssekretärin für Internationales, 39 Jahre alt, sollte am Wochenende bei der Jahreshauptversammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft eine Rede halten. Bevor sie das Podium betrat, sagte der Vorsitzende, ein Ex-Botschafter: „Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an.“ Chebli antwortet aus der ersten Reihe, sie sei da und sitze vor ihm. Seine Antwort: „Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön.“
Chebli schreibt in einem öffentlichen Posting bei Facebook, sie sei geschockt (ohne die Veranstaltung und und den Namen des Vorsitzenden konkret zu erwähnen) und hat damit einen rassistischen und frauenverachtenden Shitstorm ausgelöst. Für Rechtsbraune ist sowieso klar, dass Sawsan Chebli ihren Job als Staatssekretärin nur als Migrations-Quotenfrau und nicht aufgrund persönlicher Leistung erhalten hat, und Birgit Kelle, die außer einem abgebrochenen Jura-Studium (mit dem man allerdings österreichischer Bundeskanzler werden kann) nichts vorzuweisen hat, rät ihr auf achgut: "Tragen Sie ein Kopftuch. Dann sieht man Ihnen die Schönheit nicht so sehr an, Sie werden nicht mit Komplimenten belästigt, und wir alle können uns viel besser auf Ihre intellektuelle Brillanz konzentrieren. Auf Deutsch und Englisch."
Die FR schreibt dazu: "Nein, die Grenzen zwischen Alltagssexismus und einem Kompliment sind nicht fließend. Sie sind sogar ziemlich klar umrissen – sobald man nämlich den Fokus auf die Rezipientin legt: Über ein Kompliment wird sich jede Frau freuen. Sobald sie eine Bemerkung jedoch als unangenehm, unangebracht oder schmierig empfindet, ist es kein Kompliment, sondern fällt unter die Kategorie Alltagssexismus und Chauvinismus. [...] Diese Bemerkung ist ein typisches Beispiel, was Alltagssexismus bedeutet. Zum einen – der Anlass: Chebli wurde zu einem offiziellen Termin in ihrer öffentlichen Funktion als Staatssekretärin eingeladen. Ihr Äußeres tut hier überhaupt nichts zur Sache. Das ist Privatsache. Es ist in höchstem Maße unprofessionell von Seiten eines ehemaligen Botschafters und Vorsitzenden, Cheblis Äußeres zu kommentieren – eine Grenzüberschreitung. Zum anderen – der Inhalt: In dieser Bemerkung schwingt mit, dass es also unüblich ist, dass eine attraktive Frau klug und erfolgreich sein kann."
Für mich als Frau ganz klar: Überempfindlichkeit!
Was war denn bitte an der Aussage so schlimm oder abwertend? Der Mann war erstaunt, denn er hatte vor seinem "geistigen Auge" sich eine Frau in der Funktion einer Staatssekretärin offenbar etwas anders vorgestellt.
Kleine Lästerei: Er hatte vielleicht vorher ein Bild von "Tante Storch" gesehen und irgendeinen Typ "Schabracke" erwartet.
Vielleicht zeigt diese Begebenheit auch auf, dass es nun einmal nicht wirklich selbstverständlich ist, dass Frauen in höheren Positionen anzufinden sind. Und wenn, nun ja, so richtig schöne fallen einem da nicht auf Anhieb ein wie z.B.: Sahra Wagenknecht oder Marina Weisband. Gegenteilige dann schon eher.... beziehungsweise auch schön, aber doch eher "schön blöd".
Ich bin da durchaus einer Meinung mit Birgit Kelle, wenn diese schreibt:
"Ich hab mir diese Geschichte jetzt dreimal durchgelesen, suche aber immer noch nach dem angeblichen Sexismus, der unser scheues Reh derart in Schockstarre versetzt hat. Ich habs bereits vor vier Jahren in der Brüderle-Debatte gesagt, und ich wiederhole mich gern noch einmal und lasse mich dann zum #aufschrei freigeben: Genau solche Reaktionen auf ganz offensichtliche Komplimente, solche unsouveränen Überempfindlichkeiten und Skandalisierungen von einem großen „Nichts“ sind der Grund, warum echter Sexismus tatsächlich ein Problem bleibt."
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Rainer Maria Rilke
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:00von Till (gelöscht)
Was sich der Botschafter a.D. geleistet hat, kann man bei einem gemütlichen Umtrunk bringen, aber nicht bei einer offiziellen Veranstaltung. Dass er nicht weiß, wer Frau Chebli ist, und sie dann noch wie eine Schülerin behandelt, zeigt, wie wenig er sie ernst nimmt.
Schreiberling Birgit Kelle darf das ruhig anders sehen (vielleicht hat ihr noch niemand ein Kompliment gemacht), aber das ist kein Grund, in dieser Form über Sawsan Chebli herzuziehen. Da äußert sich der latente Rassismus.
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:20von Anthea • | 12.712 Beiträge
Zitat von Till im Beitrag #3
Was sich der Botschafter a.D. geleistet hat, kann man bei einem gemütlichen Umtrunk bringen, aber nicht bei einer offiziellen Veranstaltung. Dass er nicht weiß, wer Frau Chebli ist, und sie dann noch wie eine Schülerin behandelt, zeigt, wie wenig er sie ernst nimmt.
Schreiberling Birgit Kelle darf das ruhig anders sehen (vielleicht hat ihr noch niemand ein Kompliment gemacht), aber das ist kein Grund, in dieser Form über Sawsan Chebli herzuziehen. Da äußert sich der latente Rassismus.
Sehe ich anders.
Der Mann war nicht gut vorbereitet, das kann man ihm anlasten.
Also ich würde auch eine suffisante Bemerkung machen, wenn mir Frau Chebli ihr "Mimosengejammer" präsentiert hätte. Ich hätte dann sogar möglicherweise eine Ganzkörperverhüllung empfohlen. Das hätte ich aber auch bei einer anderen Frau, egal, woher sie kommen würde, getan. Weil ich es einfach übertrieben fand.
Ich wäre dann zwar etwas boslich, aber nicht rassistisch.
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Rainer Maria Rilke
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:27von Anthea • | 12.712 Beiträge
So lange sich Frauen derart ungewandt und hilflos bewegen, sind sie nicht öffentlichkeitsgeeignet. Jeder und jede, die in der Öffentlichkeit steht und besonders im Bereich Politik sollte reagieren können. Und in der Lage sein, mit Nonchalance über gewisse faux pas oder Ungeschicklichkeiten anderer hinweg zu gehen. Oder zu kontern verstehen.
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RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:32von Till (gelöscht)
Zitat
Ich bin jedenfalls ans Pult: „Sehr geehrter Herr Botschafter a.D., es ist schön, am Morgen mit so vielen Komplimenten behäuft zu werden.“ Im Saal herrschte Totenstille.
Das war eine angemessene Reaktion. Dass sie sich vorgeführt fühlte, kann man ihr nicht verübeln. Wie gesagt, es war keine zweitklassige Veranstaltung unter stadtbekannten Chauvis.
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:38von Anthea • | 12.712 Beiträge
Zitat von Till im Beitrag #6ZitatDas war eine angemessene Reaktion. Dass sie sich vorgeführt fühlte, kann man ihr nicht verübeln. Wie gesagt, es war keine zweitklassige Veranstaltung unter stadtbekannten Chauvis.
Ich bin jedenfalls ans Pult: „Sehr geehrter Herr Botschafter a.D., es ist schön, am Morgen mit so vielen Komplimenten behäuft zu werden.“ Im Saal herrschte Totenstille.
Ja, okay, das war ja dann auch gut. Und angemessen.
Aber diese "Nachbearbeitung" ist einfach zu viel und reizt nun einmal zu ironischen Kommentaren.
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RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 19:49von Luftdrache (gelöscht)
Zitat von Till im Beitrag #1
Sawsan Chebli, Berliner Staatssekretärin für Internationales, 39 Jahre alt, sollte am Wochenende bei der Jahreshauptversammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft eine Rede halten. Bevor sie das Podium betrat, sagte der Vorsitzende, ein Ex-Botschafter: Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an. Chebli antwortet aus der ersten Reihe, sie sei
Gut, wer möchte allein auf Schönheit begrenzt werden? Aber ist ein Kompliment um eine peinliche Situation zu überspielen denn so schlimm? Für die Person auf dem Podium ist es bereits peinlich genug, sich den Faux pas mit der Abwesenheit der Staatssekretärin geleistet zu haben. Klar, dass irgendetwas entschuldigend gemeintes auf solch einen Irrtum folgen muss. Allein vom Kontext der Äußerung fällt es schwer, gleich etwas sexistisches rein zu interpretieren, oder?
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 20:23von Till (gelöscht)
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 20:49von Anthea • | 12.712 Beiträge
Zitat von Till im Beitrag #9Zitat von Anthea im Beitrag #7Ihr Hauptfehler war wohl, Fakebook für eine seriöse Diskussionsplattform zu halten.
Aber diese "Nachbearbeitung" ist einfach zu viel und reizt nun einmal zu ironischen Kommentaren.
Siehst du, Till, und jetzt könnte ich sagen: Stimmt. Sie hätte sich besser "wehklagend" an einen Imam ihres Vertrauens gewandt. ;-)
Und das ist nicht böse oder rassistisch gemeint. Einfach nur etwas "lästernd".
Denn gewisse Verhaltensweisen - die reizen mich einfach zum Widerspruch.
Aus Mücken Elefanten machen.
---
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Rainer Maria Rilke
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 20:54von Till (gelöscht)
RE: Der alltägliche Sexismus oder Überempfindlichkeit?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.10.2017 22:02von Martin • | 343 Beiträge
Immerhin wurde sie wegen ihrer unerträglichen Schönheit nicht sofort ausgewiesen oder mit einem Frauenschonbezug verhüllt. In solchen Dingen sind wir nun mal unglaublich tolerant, was ruhig auch einmal gewürdigt werden sollte. >&´)
"Zu schön – Riad weist Männer von Abu Dhabi aus
Saudi-Arabien hat drei Männer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten des Landes verwiesen, weil sie angeblich zu gut aussehen und eine Gefahr für die lokale Frauenwelt darstellten."
http://www.20min.ch/panorama/news/story/...bi-aus-15877642
"Die Kröte hat einen schlechten Leumund." >&´)
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