"Europäische Hauptstädte beherbergen in der Regel nicht nur Regierung und Parlament, sie sind auch ökonomisch von überragender Bedeutung. ... Das Institut der Wirtschaft (IW) hat untersucht, wie wichtig die Hauptstädte für ihre jeweilige Volkswirtschaft sind.
Um die Bedeutung der Hauptstädte zu erfassen, setzte das IW auf Datenbasis des Jahres 2015 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Hauptstadteinwohner mit der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung im Rest des dazu gehörigen Landes in Beziehung. Sodann errechneten die Forscher, um wie viel Prozent das BIP pro Kopf geringer ausfiele, wenn die Hauptstadtbevölkerung unberücksichtigt bliebe." (FR)
Das Ergebnis ist wenig überraschend. In allen Hauptstädten der EU ist die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung höher als im Rest des Landes, mit einer Ausnahme: Berlin. Während 2015 im Bund 37.000 Euro pro Einwohner und Jahr erwirtschaftet wurden, waren es in Berlin nur 34.200 Euro. Anders ausgedrückt: Ohne Berlin läge das BIP pro Kopf in Deutschland um 0,2 Prozent höher.
Was sagt uns das? Berlin bekommt nichts auf die Reihe? Tatsächlich werden Äpfel mit Birnen verglichen: Kein Land Europas war in der Vergangenheit so föderalistisch aufgebaut wie Deutschland, so dass sich viele wirtschaftliche und politische Zentren ausbildeten; ein Umstand, der der wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Landes eher förderlich war. Hinzu kommt der 2. Weltkrieg mit der Jahrzehnte langen Isolation (West-)Berlins, in deren Folge viele Industriebetriebe (und Einwohner) nach Westdeutschland abgewandert sind; man konnte damals froh sein, dass überhaupt ein paar Wehrdienstverweigerer und Gastarbeiter nach Westberlin zogen.
Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie man mit einer Statistik nichts aussagen kann.