#1

Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 12.10.2017 16:16
von antenna (gelöscht)
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Wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, werden die USA zum Jahresende aus der Unesco austreten.
Der Hintergrund sei - auch - ein Streit ueber die Aufnahme Palaestinas in die Organisation.

Der Beschluss d.J., die Altstadt Hebrons - Al Khalil - zum Weltkulturerbe zu erklaeren, sorgte sowohl in Israel als auch in den USA fuer Empoerung. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen nannte die Ernennung auf "mehreren Ebenen tragisch", denn sie stelle einen "Affront" gegen die Geschichte dar. Welche Art von Affront liess die Dame offen. Vermutlich gegen die zionistische Geschichtsschreibung? Der Juedische Weltkongress liess die Ernennung ebenfalls nicht unkommentiert und unterstellte den Palaestinensern politische Manipulation.

Die USA, bis dato groesster Beitragszahler, stellte die Beitragszahlungen ein und ist nun in letzter Konsequenz aus der Unesco ausgetreten. Nicht zum erstenmal uebrigens. Im Jahr 1984 unter Reagan schon mal. Immer die Republikaner.



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#2

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 12.10.2017 19:48
von Meridian | 2.950 Beiträge

Verlieren die Weltkulturerbe-Stätten in USA und Israel nun ihren Status?


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#3

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 12.10.2017 22:39
von Till (gelöscht)
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Die Weigerung Israels, Hebron als palästinensisches Welterbe anzuerkennen, ist arrogant. Abgesehen davon, dass die "Patriarchengräber" nicht nur von Juden, sondern auch von Christen und Muslimen verehrt werden, geht Israel offenbar davon aus, dass es seit der jüdischen Frühgeschichte keine Kultur mehr in dem Gebiet gibt, die schützenswert ist.
Hebron liegt auf palästinensischem Gebiet, und demzufolge ist die Altstadt von Hebron mit den in der Mamluken-Zeit zwischen 1250 und 1500 entstandenen Bauten ein palästinensisches Welterbe. Andernfalls könnte Polen fordern, die Altstadt von Stralsund als polnisches Welterbe zu bezeichnen, weil vor 800 Jahren das Gebiet von Slawen besiedelt war.

Die Geschichte der UNESCO geht übrigens auf eine Idee Frankreichs zu Zeiten des Völkerbundes zurück. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Idee von Engländern wieder aufgegriffen; Frankreich konnte den Standort Paris durchsetzen.


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#4

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 15.10.2017 15:30
von grauer kater (gelöscht)
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Den Status sollte man solange ruhen lassen, bis die USA und Israel wieder oder besser erstmals eine vernünftige, auf gerechten Frieden ausgerichtete Politik betreiben und vor allem ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen!



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#5

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 15.10.2017 15:32
von grauer kater (gelöscht)
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Wundert das noch jemanden? Die USA sind ein von der zionistischen Lobby regierter Staat, da ist nichts Vernünftiges zu erwarten!



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#6

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 19.10.2017 17:36
von MaMi (gelöscht)
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@Till, Du schreibst: "Die Weigerung Israels, Hebron als palästinensisches Welterbe anzuerkennen, ist arrogant."


und widerlegst Dich bereits im nächsten Moment selbst:
@Till: Abgesehen davon, dass die "Patriarchengräber" nicht nur von Juden, sondern auch von Christen und Muslimen verehrt werden,

Richtig. Hebron ist schon historisch kein Ort, den man als palästinensisches Weltkulturerbe bezeichnen kann.
Insofern wäre eine solche Auszeichnung geradezu absurd.

Das, was in Hebron zur Deklarierung als Weltkulturerbe führen würde, ist nichts Palästinensisches.


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#7

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 19.10.2017 17:59
von Till (gelöscht)
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Hebron liegt in Palästina und ist palästinensisches Welterbe; so einfach ist das. Israel versucht, die Altstadt von Hebron als jüdisches Welterbe für sich zu reklamieren; deshalb der Hinweis auf Christen und Muslime. Die eigentliche Altstadt entstand in nachjüdischer Zeit.
Manche sollten mal in der Gegenwart ankommen.


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#8

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 20.10.2017 06:44
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von MaMi im Beitrag #6
.......................Richtig. Hebron ist schon historisch kein Ort, den man als palästinensisches Weltkulturerbe bezeichnen kann................................


So ein Quatsch! Das Gebiet, das heute Palästinenser und Zionisten für jeweils ihren Staat beanspruchen, war lange vor der Invasion der antiken jüdischen Stämme Kulturland. Es wurde durch die Juden mit grausamer Kriegsführung erobert, Ihre Staaten, wenn es sie überhaupt je gegeben hat, hatten vor der Geschichte keinen Bestand. Zudem waren die Palästinenser eher da und es hat über die Jahrtausende immer Assimilationen der Völker des Raums gegeben.
Der Zionistische Anspruch auf Palästina ist absurd! Erstens sind die Palästinenser die autochthone Bevölkerung des heutigen Palästina und von den Zionisten um ihre Heimat gebracht worden und zweitens sind sie die Nachkommen der Menschen, die über Jahrhunderte in Palästina lebten, also auch jener, die ursprünglich Juden waren aber dann zum Christentum oder Islam konvertierten.



zuletzt bearbeitet 20.10.2017 06:45 | nach oben springen

#9

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 20.10.2017 10:59
von Minou | 149 Beiträge

Es heißt ja WELTkulturerbe. Und die Staaten, in denen sie existieren, können beantragen, dass sie in die Liste aufgenommen werden. Ein Streit darum, wer die Stätten geschaffen hat und in welchen Gebieten sie heute liegen, ist einfach lächerlich, sie müssen in Ehren gehalten und gepflegt werden, und dafür braucht es die Anstrengungen der dort lebenden Bevölkerung sowie eine Unterstützung bzw. gegenseitige Hilfe aller Kulturinteressierten, um dieses Erbe zu erhalten!


Beginne den Tag mit einem Lächeln, denn jeder Tag ist ein Geschenk.
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#10

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 20.10.2017 12:40
von Anthea | 12.783 Beiträge

Irgendwie sind mir die Bestimmungen "Unesco Kulturerbe" nicht wirklich einleuchtend!
Grundsätzlich geht es doch um etwas für die gesamte Welt! zu Erhaltendes. Etwas besonderes, das es zu schützen gilt. Was also soll dieser Hickhack?

Es ist ein WELT-Erbe. Wofür alle verantwortlich zeichnen sollten.
Um was geht es wirklich? Gibt es irgendwelche Erträge, die dann einem Land zufließen würden - z.B. aus Tourismus, so dieses "Erbe" ihm zugeschrieben würde?
Dieses Gezerre hin und her der Sandkastenart "mein Schüppchen, dein Eimerchen" ist einfach albern. Da wollen offenbar wieder zwei Parteien ihre "Scharmützel" austragen. Unwürdig.

---


Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben ist der Anfang der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke
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#11

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 20.10.2017 19:22
von MaMi (gelöscht)
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Wer die Rechnung bezahlt, der prägt auch Leistung und Rahmenbedingungen.
Es ist durchaus legitim, wenn die USA dies gelegentlich deutlich machen, wie in diesem Fall. Das kann ich sogar unterschreiben, obwohl ich Trump für eine eher zwielichte Person halte.
Würden Russland, China, Frankreich oder Deutschland den größten Teil der Rechnung bezahlen, dann wäre es für uns genauso selbstverständlich, wenn das entsprechende Land daran auch dauerhaft einen gewissen Grad an Machtverteilung innerhalb der Organisation knüpft.
Vermutlich beteiligen sich vor allem Russland und China wirtschaftlich nicht stärker an der Finanzierung der UNO insgesamt, weil sie daraus keinen höheren Einfluss ableiten können.
Die Sache mit Hebron kann man für sich genommen so oder so bewerten. Ich fand Hebron selbst nicht unbedingt einen besonders prickelnden Ort, der zur Wiederkehr einlädt. Auch die Patriarchengräber fand ich eher langweilig. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.
Dass die Gräber sich nach den bisher üblichen Kriterien durchaus als Weltkulturerbe anbieten, kann man natürlich unterschreiben. Eine palästinensische Kulturstätte sind die Gräber aber definitiv nicht. Sie sind primär eine jüdisch-arabische Kulturstätte.
Auch wenn sich Christen und Muslime später an die religiöse Tradition der Juden angehängt haben, sind die Gräber trotzdem kein christlicher oder muslimischer Ort, weil es hier vor allem auch um Abstammungsfragen geht.
Es wird selbst bei den Arabern schon schwierig, weil sie der Überlieferung nach zwar von Abraham, aber später halt von Ismael und nicht von Jakob und Isaak abstammen.
Im Falle von Hebron kommt natürlich die unterschiedlich bewertete, politische, staatsrechtliche Situation der sogenannten Westbank hinzu. Die USA vertreten hier einen anderen Standpunkt.
Das muss nicht jedem gefallen, aber man muss das erst einmal zur Kenntnis nehmen und auch grundsätzlich respektieren, wie es auch sonst bei Meinungen und Standpunkten sein sollte, wenn man sich selbst als Demokraten bezeichnen möchte.
Die Juden betrachten berechtigterweise die Patriarchengräber als wichtigen Teil ihres eigenen Kulturguts, aber auch Hebron selbst, weshalb sich dort die jüdische Siedlung Qiriat Arba bildete.
Demgegenüber überlassen die Juden in Jerusalem auch die unmittelbare Oberhoheit über klassisch muslimische Kulturstätten, wie Felsendom und Al Aqsa Moschee, den Muslimen vor Ort. Israel käme nicht auf den Gedanken, beide Stätten als israelische Kulturgüter zu betrachten.
Die Sache mit der Westmauer des alten Tempels sieht natürlich anders aus.
Mit welchem Recht sollten die Palästinenser die Patriarchengräber als eigenes Kulturgut betrachten? Dieser Einwand ist selbst dann legitim, wenn Palästina ein völlig normales, komplett autonomes, staatliches Gebilde wäre.
Judentum ist Religion UND Herkunft. Manchmal ist es nur das eine, manchmal beides. Diese Tatsache wird in Diskussionen oft vermischt und durcheinander gebracht.
Albert Einstein war Jude, was seine Herkunft betrifft, aber nicht unbedingt Jude, was seine religiösen Überzeugungen angeht. Er war deshalb überzeugter Zionist, was die wenigsten hierzulande wissen, die ihn nur allzu gerne nach seinem Tod auch politisch vereinnahmen wollen. Währenddessen war Einstein aber kein Jude, der regelmäßig eine Synagoge aufsuchte. Er sah den religiösen Part des Judentums eher kritisch.
Allein das Beispiel Albert Einstein macht deutlich, dass der Zionismus keine primär religiöse Dimension hat, wie das viele Antizionisten glauben machen wollen. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass die Zionisten im 19. Jahrhundert, also in den Ursprüngen dieser Bewegung, erst einmal gar nicht das historische Land als jüdische Heimstätte im Auge hatten, auf dem heute der Staat Israel errichtet ist, sondern beispielsweise Regionen wie um das heutige Uganda. Im Gegenteil war es in weiten Kreisen der ursprünglichen zionistischen Bewegung sogar so, dass das historische Land, auf dem Israel einst stand, eher zweite Wahl war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Machpela


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#12

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 21.10.2017 08:52
von Athineos | 551 Beiträge

Was sagt denn unsere Palästinenserfraktion dazu, dass die HAMAS-Regierung beginnt, unersetzliche Kulturgüter im Gaza zu zerstören? Ganz im Sinne des IS, der ja nun nicht mehr sooooo tätig sein kann.
Allerdings - und da sei der Wahrheit die Ehre gegeben - gegen den ( erfolglosen ) Widerspruch der dortigen Antikenbehörde .....
Quelle: General-Anzeiger Rhein-Sieg-Ausgabe 21./22. Oktober 2017 S. 17


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zuletzt bearbeitet 21.10.2017 08:53 | nach oben springen

#13

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 21.10.2017 11:22
von Anthea | 12.783 Beiträge

Zitat von Athineos im Beitrag #12
Was sagt denn unsere Palästinenserfraktion dazu, dass die HAMAS-Regierung beginnt, unersetzliche Kulturgüter im Gaza zu zerstören? Ganz im Sinne des IS, der ja nun nicht mehr sooooo tätig sein kann.
Allerdings - und da sei der Wahrheit die Ehre gegeben - gegen den ( erfolglosen ) Widerspruch der dortigen Antikenbehörde .....
Quelle: General-Anzeiger Rhein-Sieg-Ausgabe 21./22. Oktober 2017 S. 17



"Palästinensische Christen sind ausser sich vor Wut über die Zerstörung der Überreste einer antiken byzantinischen Kirche, die erst kürzlich in Gaza-Stadt entdeckt worden waren."
Von Khaled Abu Toameh

Ein lesenswerter Artikel aus dem letzten Jahr. Wo man die Vorstellung hat, dass es sich dort bei den Leuten, die solche Dinge tun und gut heißen um Primitivlinge schlimmster Art handelt. Kulturbanausen sowieso. Ohne Achtung vor Werten, die anderen Menschen etwas bedeuten.


---


Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben ist der Anfang der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke


zuletzt bearbeitet 21.10.2017 11:24 | nach oben springen

#14

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 21.10.2017 11:30
von Athineos | 551 Beiträge

Es sind auch broncezeitliche Reste u.ä. dabei. Und das nicht letztes Jahr, sondern zeitgleich! Es soll Platz für Wohnungen Regierungsbeamter geschaffen werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


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#15

RE: Immer wieder Palaestina

in Naher und mittlerer Osten 21.10.2017 11:51
von Anthea | 12.783 Beiträge

Zitat von Athineos im Beitrag #14
Es sind auch broncezeitliche Reste u.ä. dabei. Und das nicht letztes Jahr, sondern zeitgleich! Es soll Platz für Wohnungen Regierungsbeamter geschaffen werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


Bronzezeit Schätze mal, das sagt den meisten der Zerstörer gar nichts. Beginnt doch deren Zeitrechnung erst ab ca. 570!


Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben ist der Anfang der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke
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