Kinderarmut oder arme Kinder?
Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 12:32von Anthea • | 12.633 Beiträge
Ich denke, das wird oft verwechselt. Ich persönlich glaube, dass es mehr „arme Kinder“ in Deutschland gibt als dass es von tatsächlicher Armut wie Hunger etc. betroffene gibt.
Da häufen sich die Statistiken, da werden Berechnungen erstellt, Größen wie Medianeinkommen ermittelt und danach Feststellungen getroffen.
Einen für mich recht bezeichnenden und die Situation treffenden Satz tätigte die Leiterin des Unicef-Forschungsinstituts Innocenti: "Hohe Einkommen führen nicht automatisch zu einer besseren Situation für alle Kinder.“
Wenn bei uns von Befürchtungen fortschreitender Kinderarmut die Rede ist, dann stellt man sich ein hungerndes Kind vor, das ohne Pausenbrot und Frühstück zur Schule kommt, weil kein Geld für Essen da ist… Und weiter dann die Ausgrenzung durch Mitschüler – Kinder können grausam sein – weil das Kind keine Klamotten mit angesagtem Label trägt. Das jedoch sind arme Kinder, die von Elternhaus aus schon auf Äußerlichkeiten gedrillt werden und später irgendwann einmal zu empathielosen Gefühlskrüppeln mutieren.
Es gibt sie natürlich leider auch, diese verwahrlosten Kinder! Aber das ist mMn keine Frage des mangelnden Geldes – auch wenn es knapp bemessen ist – sondern einer falschen Haushaltung von Eltern oder Elternteilen geschuldet. Und einer Gleichgültigkeit. Oder Selbstaufgabe.
Im letzten Jahr gab es eine Erhebung von Unicef, wonach jedes fünfte Kind in Industriestaaten in relativer Armut lebe und jedes achte Gefahr laufen, nicht genug zu essen zu bekommen. In diese Untersuchungen flossen auch die Ergebnisse aus Rumänien, Bulgarien und Chile ein.
<< Deutschland schnitt bei der Untersuchung vergleichsweise gut ab: Unter den 41 untersuchten Ländern landet die Bundesrepublik auf Platz zwei. Spitzenreiter ist Norwegen. Hinter Deutschland folgen die nordischen Länder Dänemark, Schweden und Finnland. Österreich liegt auf Platz 15. <<
Das, wie ausgeführt wurde: im Vergleich.
Um auf Deutschland zurück zu kommen. Ich denke, dass gewisse Förderungen von Kindern – und hier speziell in Bezug auf geldliche Zuwendungen – nicht hinsichtlich der Verwendung den Eltern überlassen werden sollten. Sondern ganz gezielt dem Kind zu Gute kommen müssten. Was bedeuten würde, dass es – um einmal die Vorstellung von Schulz in Bezug auf ein Konto für alle aufzugreifen - es speziell um Kinder gehen sollte. Der von der „Laien“-Bildungspass war eine Farce.
Und wenn gewisse Kreise sich darüber echauffieren, dass angeblich Flüchtlinge nur nach Deutschland kommen würden, um hier Kindergeld zu kassieren und jedes weitere Kind somit „Karriere“ hinsichtlich mehr Geld bedeuten würde, dann sagt das eigentlich aus, dass dieser Transferleistung durch die Hetzer eine besondere Bedeutung zukommt. Und für nicht arbeitende Deutsche in prekären Verhältnissen mit dem Dauerberuf „HartzIVler“ nicht Anlass ist, ihre Situation zu beenden. Sondern ihren Kindern möglicherweise dauerhaft den Makel „vererben“.
Arme Kinder, die sich ihre Eltern nicht haben aussuchen können. Denn manche Leute sind alleine betrachtet schon zu viel und sollten sich nicht noch vermehren. Das ist boslich, ich weiß.
Aber mich machen solche "Vermehrungsaufforderungen" wie sie die untragbare AfD da von sich gibt, einfach ärgerlich. Auch wenn Petry ihr Kind werbewirksam in die Kamera hält, damit dann möglichst viele sagen: So etwas will ich auch haben , so sollen sich diejenigen gut überlegen, ob sie sich ein Kind auch selbst leisten können.
Und nicht Berechnungen anstellen, wieviel Geld zum vielleicht spärlichen Haushaltsaufkommen dazu kommt, wovon dann Windeln etc. gekauft werden können.
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Träume, als lebtest du ewig - lebe, als stürbest du heute. James Dean
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 21:34von Luftdrache (gelöscht)
Wichtiges Thema, die Kinderarmut. Ein schöner Diskussionsansatz und ein wenig böslich, wie du selbst ja offen schreibst.
Nur welche Frage schneidest du hier an? Die Frage nach der Bildung? Die nach der Bewältigung von Armut? Oder ist es gar die Hinführung zu der fehlenden Frage nach der Struktur sozialer Ungleichheit?
Zu dem was du boslich nennst - die Welt wird keinen Deut besser dadurch, dass auf andere Herabgesehen wird. Sie wird dadurch allenfalls autoritärer.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 21:41von Till (gelöscht)
Zitat von Anthea im Beitrag #1Das kann eigentlich nur so funktionieren, dass man das Kindergeld weitestgehend abschafft und durch kostenlose staatliche Leistungen ersetzt (Kita, Sport, Museen, ÖPVN, ...)
Ich denke, dass gewisse Förderungen von Kindern – und hier speziell in Bezug auf geldliche Zuwendungen – nicht hinsichtlich der Verwendung den Eltern überlassen werden sollten. Sondern ganz gezielt dem Kind zu Gute kommen müssten.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 21:44von Luftdrache (gelöscht)
Zitat von Till im Beitrag #3Zitat von Anthea im Beitrag #1Das kann eigentlich nur so funktionieren, dass man das Kindergeld weitestgehend abschafft und durch kostenlose staatliche Leistungen ersetzt (Kita, Sport, Museen, ÖPVN, ...)
Ich denke, dass gewisse Förderungen von Kindern und hier speziell in Bezug auf geldliche Zuwendungen nicht hinsichtlich der Verwendung den Eltern überlassen werden sollten. Sondern ganz gezielt dem Kind zu Gute kommen müssten.
Die Liste ginge weiter. Kostenloses Mittagessen in KiTa und Schule, Kostenfreiheit für den KiTa Besuch. Angebote der offenen Jugendarbeit in den Stadtteilen und Dörfern, usw. . Das wäre das Modell des skandinavischen Wohlstandsstaates.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 22:08von Anthea • | 12.633 Beiträge
Zitat von Luftdrache im Beitrag #2
Wichtiges Thema, die Kinderarmut. Ein schöner Diskussionsansatz und ein wenig böslich, wie du selbst ja offen schreibst.
Nur welche Frage schneidest du hier an? Die Frage nach der Bildung? Die nach der Bewältigung von Armut? Oder ist es gar die Hinführung zu der fehlenden Frage nach der Struktur sozialer Ungleichheit?
Zu dem was du boslich nennst - die Welt wird keinen Deut besser dadurch, dass auf andere Herabgesehen wird. Sie wird dadurch allenfalls autoritärer.
Ich bin noch ein wenig weiter "boslich". Besser wäre es, wenn Eltern einen "Kinderführerschein" machen müssten, bevor sie sich welche anschaffen. ;-(
Was ich damit meine: Es ist nicht einfach, plötzlich Verantwortung übernehmen zu müssen, für ein kleines hilfloses Lebewesen.
Die Welt kann wirklich besser werden, wenn "Bildung" ganz oben an steht.
Und "herabsehen" ist nicht richtig. Allenthalben Situationen richtig einschätzen. Denn Kinder haben Chancen verdient. Und die erlangen sie nicht, wenn Eltern mehr Geld für "die Wurst aufs Butterbrot" erhalten.
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RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 22:24von Luftdrache (gelöscht)
Nimm es mir nicht böse, Anthea. Es geht doch letztlich nicht um einen Elternführerschein. Bei solchen Ideen muss ich schnell an die frühere chinesische kontrollierte Ein-Kind-Politik denken. Daher finde ich diese Diskussion entsprechend gruselig.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 22:26von moorhuhn • | 1.488 Beiträge
"Besser wäre es, wenn Eltern einen "Kinderführerschein" machen müssten, bevor sie sich welche anschaffen. ;-(" (Anthea)
Ich gebe zu, manchmal kommen mir auch solche Ideen
Letzlich ist eine solche Vorgabe aber auch wieder ein weiterer Schritt zum Überwachungsstaat.
Denkt man sie zuende, stellt sich die Frage nach den Kriterien, die Eltern für diesen Schein erbringen müssen und welche Konsequenzen eintreten, wenn jemand ohne Führerschein in den Kreißsaal fährt.
Ist Stoff für eine Dystopie- irgendwann schreibe ich eine
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 22:37von Luftdrache (gelöscht)
Die Frage ist doch eher: Wie schaffen für eine bessere Welt? Wie können wir unterstützen? Wie kann man Menschen stark machen und befähigen, verantwortlich zu sein?
Ich gebe moorhuhn absolut Recht. Wir sollten die von dir beschrieben Probleme ressourcenorientiert und an das Positive im Menschen glaubend angehen.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 23:19von moorhuhn • | 1.488 Beiträge
Ich hab immer ein bisschen Bauchgrummeln bei solchen Fragen: "Wie schaffen für eine bessere Welt?" (Luftdrache)
Da hocken wir hier und hauen in die Tasten und haben doch nur eine ferne Vorstellung von dem, was in der großen weiten Welt so abgeht.
Habe ja von meinem Karibiktrip nicht nur den Jetlag zurückbehalten. Gerade was das Thema (Kinder) Armut angeht, bin ich geerdet und lese die Kritik über deutsche Verhältnisse sehr verhalten. Wir "jammern" auf sehr hohem Niveau!
Ohne die präkeren sozialen Bedingungen meines Urlaubslandes im Einzelnen auszuführen, am meisten hat mich schockiert, dass junge Leutz mit einem Uniabschluss in dieser Urlaubsanlage ganze 7 Dollar am Tag verdienen, ihre Familien mit manchmal 4 Kindern an 6 Tagen im Monat sehen, für Unterkunft und Verpflegung am Arbeitsort rund 50 Dollar im Monat und je nach Entfernung zum Heimatort auch noch bis zu 40 Dollar für die Busfahrt bezahlen müssen. Es gibt keine Krankenversicherung, nur ein rudimentäres, kostenloses Bildungswesen.
Ich weiß, es geht um Deutschland, aber trotzdem kriege ich diesen Vergleich nicht aus dem Kopf und finde, dass staatliche Verantwortung in Bezug auf Familienförderung und Soziales durchaus gegeben ist, viele das aber gar nicht zu schätzen wissen und selbst nicht aus den Puschen kommen.
Unabhängig von diesen schlechten Eindrücken war ich wiederholt fasziniert und angetan von der Lebensfreude, der Herzlichkeit und Friedlichkeit dieser Menschen, sie sind uns charakterlich und im Sinne von Verantwortung übernehmen um Längen voraus
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 23:28von Anthea • | 12.633 Beiträge
Zitat von Luftdrache im Beitrag #6
Nimm es mir nicht böse, Anthea. Es geht doch letztlich nicht um einen Elternführerschein. Bei solchen Ideen muss ich schnell an die frühere chinesische kontrollierte Ein-Kind-Politik denken. Daher finde ich diese Diskussion entsprechend gruselig.
Das war eher ironisch gemeint. Aber dennoch: So ganz falsch wäre es nicht....
Wobei wir aber bei der Verhütung wären. Und diese halte ich für wichtig.
Früher hieß es in Großfamilien: Wo sechs satt werden, wird das auch noch ein siebtes... Aber andere Zeiten. Heute heißt es doch, die "Gesellschaft", das große Anonymum, womit in dem Falle die Erwerbstätigen und Leistungsträger gemeint sind, wird es schon richten.
Heute ist es so - und das meine ich wirklich ernst - dass "Kinderkriegen" für manche "Erwerb" ist. Diese "Herdprämie" spielt da auch mit hinein.
Ich habe solche Familien kennen gelernt - und es waren keine Ausländer.
Und da kann man sagen "arme Kinder". Aber oberflächlich betrachtet ist ja alles in Ordnung...
Ganz schlimm finde ich auch Überlegungen, die im Schwange waren oder sind, dass "Kinderlose" stärker besteuert werden soll(t)en.
Ja, ich fände es auch richtiger, anstatt den Eltern Gelder zu überweisen, den Kindern wirkliche Sachwerte zukommen zu lassen.
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RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2017 23:45von Anthea • | 12.633 Beiträge
Zitat von moorhuhn im Beitrag #9
Ich hab immer ein bisschen Bauchgrummeln bei solchen Fragen: "Wie schaffen für eine bessere Welt?" (Luftdrache)
Da hocken wir hier und hauen in die Tasten und haben doch nur eine ferne Vorstellung von dem, was in der großen weiten Welt so abgeht.
Habe ja von meinem Karibiktrip nicht nur den Jetlag zurückbehalten. Gerade was das Thema (Kinder) Armut angeht, bin ich geerdet und lese die Kritik über deutsche Verhältnisse sehr verhalten. Wir "jammern" auf sehr hohem Niveau!
Ohne die präkeren sozialen Bedingungen meines Urlaubslandes im Einzelnen auszuführen, am meisten hat mich schockiert, dass junge Leutz mit einem Uniabschluss in dieser Urlaubsanlage ganze 7 Dollar am Tag verdienen, ihre Familien mit manchmal 4 Kindern an 6 Tagen im Monat sehen, für Unterkunft und Verpflegung am Arbeitsort rund 50 Dollar im Monat und je nach Entfernung zum Heimatort auch noch bis zu 40 Dollar für die Busfahrt bezahlen müssen. Es gibt keine Krankenversicherung, nur ein rudimentäres, kostenloses Bildungswesen.
Ich weiß, es geht um Deutschland, aber trotzdem kriege ich diesen Vergleich nicht aus dem Kopf und finde, dass staatliche Verantwortung in Bezug auf Familienförderung und Soziales durchaus gegeben ist, viele das aber gar nicht zu schätzen wissen und selbst nicht aus den Puschen kommen.
Unabhängig von diesen schlechten Eindrücken war ich wiederholt fasziniert und angetan von der Lebensfreude, der Herzlichkeit und Friedlichkeit dieser Menschen, sie sind uns charakterlich und im Sinne von Verantwortung übernehmen um Längen voraus
Liebes moorhuhn, du sprichst mir aus der Seele. Das ist es, was ich meine, dieses Jammern auf hohem Niveau. Wir wissen gar nicht, wie gut wir es hier in Deutschland haben. Und keiner fällt wirklich durch ein soziales Netz, so er nicht will. Aber dazu gehört auch eine gewisse Einstellung.
Ich habe eben eine Sendung bei Stern TV gesehen über Straßenkinder. Alleine in Berlin sollen 6000 auf der Straße leben. Auch wenn dahinter zum Teil schlimme Schicksale in der Familie stehen, wo dann die Jugendlichen das Haus verlassen, so muss das nicht sein, dass sie fortan ihr Leben auf der Straße verbringen müssen. Dafür gibt es Hilfen. Und Kinder/Jugendliche müssen auch lernen, dass es keine vollkommene Freiheit geben kann in der Art: Mir gefällt es zu Hause nicht - und jetzt kommt mal für mich auf (DIE Gesellschaft). Da gab es Forderungen, dass doch den Jugendlichen kostenlos ein Haus zur Verfügung gestellt werden sollte, wo sie drin wohnen könnten....
Dass Menschen, die irgendwie auf eine Art "schiefe Bahn" geraten sind, Hilfe benötigen und auch erhalten sollen, das ist unstrittig. Aber allzuviel ist "ungesund".
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RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.07.2017 00:01von moorhuhn • | 1.488 Beiträge
Letztlich ist es eben dieser Wohlstandskreisel und "behütete" Bedingungen, die selbst weniger betuchte Leutz in unserem Land im eigenen Saft schmoren lassen. Da geht ganz viel Motivation den Bach runter und schert Menschen über einen Kamm. Nicht alle denken und handeln ja so.
Zu Straßenkids gibts auch ganz viele Erklärungsmodelle, genau wie zu Obdachlosen und Hausbesetzern. Sie alle haben ein Problem mit staatlicher Gewalt und genießen teilweise ihre Opposition, weil sie eben, wenn es hart auf hart kommt doch wieder aufgefangen werden. Ist ja gut so, aber ich bin allmählich müde, mich mit ihren Problemen zu beschäftigen und herauszufinden, wie man aus ihnen verantwortungsbewusste Menschen machen könnte.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.07.2017 06:33von heiner • | 881 Beiträge
Also ich erzähle dann auch mal, hier dann von einer älteren Lady, nennen wir sie Tante Emma.
Tante Emma hatte ihr Arbeitsleben, ledig geblieben, im eigenen Lebensmittelgeschäft in einer Gemeinde in BaWü gestaltet. In den Jahren von 1958 bis 2005 lief das auch recht und manchmal schlecht aber nie richtig gut. Sie war jedoch bescheiden und hat sich nicht beschwert. Als sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein "Aldi" niedergelassen hatte, da war kein Geschäftsbetrieb mehr, den man so nennen konnte und die Miete für den kleinen Laden konnte sie nun auch nicht mehr aufbringen.
Hier muss ich sagen, dass das Gespräch anlässlich einer Mahlzeit in den Räumlichkeiten einer "Tafel" gewesen war und die Frau erzählte, dass sie in ihrer Selbstständigkeit zu wenig Mittel verfügbar hatte um eine Altersversorgung aufzubauen und sie so mit € 450.- monatlich eine Rente hat, die zum Leben ebenso wenig ausreicht wie zum sterben. Zwar lässt sie sich über Wohngeld helfen, für "Harz" ist sie zu stolz.
Man sollte, wie ich meine, sein Herz nicht verschließen vor den Sorgen der Menschen um uns herum und dort nach Problemlösungen suchen wo sie sich anbieten. Manchmal reicht schon ein Blick über die Grenze zum nächsten Nachbarn, der mit "sozialen Aufgaben" ernsthafter umgeht als unsere Regierung, die offenbar die Sorgen der Wohlhabenden primär abarbeitet.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.07.2017 09:40von fjodorov (gelöscht)
Zitat von moorhuhn im Beitrag #9
Ich hab immer ein bisschen Bauchgrummeln bei solchen Fragen: "Wie schaffen für eine bessere Welt?" (Luftdrache)
Da hocken wir hier und hauen in die Tasten und haben doch nur eine ferne Vorstellung von dem, was in der großen weiten Welt so abgeht.
Habe ja von meinem Karibiktrip nicht nur den Jetlag zurückbehalten. Gerade was das Thema (Kinder) Armut angeht, bin ich geerdet und lese die Kritik über deutsche Verhältnisse sehr verhalten. Wir "jammern" auf sehr hohem Niveau!
Ohne die präkeren sozialen Bedingungen meines Urlaubslandes im Einzelnen auszuführen, am meisten hat mich schockiert, dass junge Leutz mit einem Uniabschluss in dieser Urlaubsanlage ganze 7 Dollar am Tag verdienen, ihre Familien mit manchmal 4 Kindern an 6 Tagen im Monat sehen, für Unterkunft und Verpflegung am Arbeitsort rund 50 Dollar im Monat und je nach Entfernung zum Heimatort auch noch bis zu 40 Dollar für die Busfahrt bezahlen müssen. Es gibt keine Krankenversicherung, nur ein rudimentäres, kostenloses Bildungswesen.
Ich weiß, es geht um Deutschland, aber trotzdem kriege ich diesen Vergleich nicht aus dem Kopf und finde, dass staatliche Verantwortung in Bezug auf Familienförderung und Soziales durchaus gegeben ist, viele das aber gar nicht zu schätzen wissen und selbst nicht aus den Puschen kommen.
Unabhängig von diesen schlechten Eindrücken war ich wiederholt fasziniert und angetan von der Lebensfreude, der Herzlichkeit und Friedlichkeit dieser Menschen, sie sind uns charakterlich und im Sinne von Verantwortung übernehmen um Längen voraus
Zugegeben,bisher hat es die Politik trotz aller Bemühungen noch nicht geschafft Verhältnisse in D zu schaffen die vergleichbar mit Entwicklungsländern sind,aber sie versucht es ja weiter.Die Diskussion um eine Agenda 2020 ist zwar abgeflaut,läuft aber im Hintergrund weiter.Also unterhalten wir uns über Armut in D dann weiter,wenn wie in Afrika,Kinder mit aufgeblähten Hungerbäuchen am Straßenrand liegen.Solange geht es uns ja gut,wie die Kanzlerin meint.
RE: Kinderarmut oder arme Kinder?
in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 27.07.2017 11:08von antenna (gelöscht)
# 9 moorhuhn
"wir jammern auf sehr hohem Niveau, was die Kinderarmut angeht."
denke ich beim Anblick bettelnder meist syrischer Kleinkinder auf den Strassen meiner Wahlheimat. Auch ich bin mir bewusst, dass es um Deutschland geht bzw. ein Vergleich nicht angeht - und trotzdem geht mir ein solcher nicht aus dem Kopf. Nicht zu vergessen die ungemein hohe Zahl der Jugendarbeitslosigkeit und Uniabschluesse, die nichts oder nicht viel wert sind.
Lebensfreude kann ich nichtsdestotrotz in grossem Masse erkennen, doch gleichzeitig die Abnahme von Herzlichkeit und Friedlichkeit.
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