Wer erinnert sich noch an die unsägliche "Kinder statt Inder"-Kampagne der CDU, als der damalige Kanzler Schröder ein Abkommen mit Indien schloss, wonach indische Fachkräfte nach Deutschland zuwandern könnten?

Sie löste bei einigen Leute wirklich Panik aus. So erzählte mir ein damaliger junger Mann, dass er im Zug folgendes erlebt hatte: Er wurde im Abteil von einer älteren Dame angesprochen, die an ihn immer wieder die gleichen Worte wiederholte: "Sie müssen Computer studieren! Sie müssen Computer studieren! Sonst kommen die Inder." Offenbar wurden von einigen völlig verantwortungslosen Politikern Schreckensbilder aufgestellt, wonach halb Indien nach Deutschland einfällt.

Nun ist Scholz in Indien, und es wurde u.a. vereinbart, dass erneut indische Fachkräfte nach Deutschland kommen, um den Ausbau der PV zu unterstützen, denn in DE könnte das Ausbauziel sonst am Fachkräftemangel scheitern.

https://www.solarserver.de/2023/02/27/fa...ie-deutschland/

Möglich ist auch, dass diesmal die AfD eine Gegenkampagne einleitet. Möglicherweise mit einem Video wie folgendem:

https://www.youtube.com/watch?v=8KsAXigNGTs

mit den Worten, dass nun pro Tag 10 solcher Züge auf dem Weg nach Deutschland sein werden. Die AfD kümmert nicht, dass es mehrere Fehler gibt:

1. Das Video ist aus Bangladesh. "Indien oder Bangla... Bengalidingsbumms... Ist doch egal" Ist es nicht, denn in Indien sind 85% der Bahnstrecken elektrifiziert. Das sitzt keiner mehr auf dem Dach. (Allerdings haben indische Züge oft über 20 Waggons.)

2. Die Spurbreiten passen beide nicht zur in Europa üblichen Normalspur, hier: Dreischienengleis für indische Breitspur und Meterspur.

3. Selbst in Bangladesh gibt es nur zum Ende des Ramadans so stark überfüllte Züge.

4. Wahrscheinlich würde die AfD auf eine islamische Invasion abzielen. Im Fall von Bangladesh stimmt das insofern, wonach die meisten Menschen Moslems sind, nicht aber in Indien mit einem Moslemanteil von ca. 15% (Hindu-Anteil 78%).

5. Zudem würde die AfD weiterhin das Bild von einem völlig rückständigen Land auf afrikanischem Entwicklungsniveau mit seinen gesellschaftlichen Kasten geben. Richtig: Armut und Elend gibt es immer noch in Indien, das Kastensystem auch, doch die Zustände bessern sich laufend, und die Regionen, wo Indien richtig modern erscheint, nehmen weiter zu.

Hier mehr zum Vorhaben, indische Fachkräfte zu gewinnen.

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/...raefte-101.html

https://www.tlz.de/politik/scholz-indien...d237759343.html

Anmerkung: Bengaluru und Bangalore sind die Namen derselben Stadt im Süden von Indien. Bangalore ist noch die englisch abgefärbte Bezeichnung, Bengaluru ist nun offizieller Name. Indien benennt in letzter Zeit immer wieder Städte um, um einerseits von der britischen Prägung weg zu kommen, so auch Mumbai (Bombay), Chennai (Madras) oder Kolkata (Kalkutta), aber auch von der islamischen Prägung wie Prayagraj (Allahabad).

Aber zum Thema: Ob und inwieweit das mit dem Fachkräftemangel stimmt in Deutschland, von dem immer gesprochen wird? Nichts gegen die Inder selber; es arbeiten ja auch Deutsche in Indien, das fördert den interkulturellen Austausch. Natürlich steckt auch dahinter, Indien an den Westen zu binden, also weg von Russland und China. Aber so wie ich Modi einschätze, macht er das bis zu einem gewissen Grad mit - und handelt weiter mit Russland. Da laufen für Indien gerade durch den Krieg begingt so gute Geschäfte, die man sich nicht entgehen lassen will. Zudem will Indien Russland nicht in die totale Abhängigkeit von China treiben, denn das wäre auch für Indien selber gefährlich. China ist für IN nach wie vor ein gefährlicher Feind, und an der gemeinsamen Grenze kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Nur die extreme Topographie des Himalayas verhindert schlimmeres.

Gegen Angst und Unwissen hilft Information.

Es ist doch etwas anderes, wenn es um Fachkräfte geht. Die kommen nicht so ohne weiteres nach DE. Inder wandern traditionell nach Großbritannien aus, wenn es um Europa geht. Selbst damit, dass Inder nicht unbedingt einen Job vorweisen müssen, glaube ich nicht, dass sie einfach so nach DE wollen.

Und wenn die AfD ehrlicher wäre, dann müsste sie nicht das Zug-Video aus Bangladesh zeigen, sondern eines aus Indien:

https://www.youtube.com/watch?v=hosZwlMrhe8

Der Zug ist das Ergebnis weitgehend von indischen Fachkräften. Das wäre eine ganz andere Werbung nach dem Motto "Schau, die können was. Da können wir bestimmt gegenseitig voneinander lernen."

Als ich noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft war und in der heiligen Max-Planck-Gesellschaft arbeitete - also schon in den Nullerjahren und um die Jahrtausendwende, gab es in einigen Instituten die heftige Diskussion, die englische Sprache als alleinherrschende und verpflichtende Verkehrssprache einzuführen, da man von unseren amerikanischen Freunden und Gastwissenschaftlern ja nun wirklich nicht verlangen dürfe, deutsch zu lernen.

Ob sowas heute durchgesetzt ist, weiß ich nicht - ist ja auch schon zwei Jahrzehnte her und ich seit 2011 Privatier - klingt besser als Rentner - aber Schwachsinn gab es eben immer schon. Also Stelle ich die Forderung, daß in den Schulen als erste Fremdsprache Indisch gelehrt wird und wir der Schulpflicht Entwachsenen dies privat nachholen müssen. Klassenarbeiten müssen den Ausländersaemtern zur Bewertung und Benotung vorgelegt werden, und als neues Nationalgericht schlage ich Bombay Potatoes vor.

Im Ernst: in Sachen Deutscher Sprache werde ich zum blutrünstigten aller Raubtiere. Es dürfen meinethalben soviele Ausländer kommen, wie wir Gutmenschen wollen - nix dagegen, ich bin ja nicht von der AFD. Aber die haben, wenn sie hier leben und arbeiten wollen, die Landessprache zu lernen.

Übrigens: mit den asiatischen Gastwissenscftlern gab es obige Probleme nie. Die konnten nach einem Monat genug deutsch, um sich ausreichend gut verständigen zu können.

Zitat

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Also Stelle ich die Forderung, daß in den Schulen als erste Fremdsprache Indisch gelehrt wird und wir der Schulpflicht Entwachsenen dies privat nachholen müssen.

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Wenn du wüsstest, wie viele Sprachen es in Indien gibt. Alleine an Schriften gibt es schon mehr als 10. Zwar hat die Sprache Hindi (हिन्दी) den größten Anteil der Bevölkerung. Doch als Stadt der Hochtechnologie gelten Bengaluru und Hyderabad. Die dort vorherrschenden Sprachen und zugehörigen Schriften sind Kannada (ಕನ್ನಡ) bzw. Telugu (తెలుగు), wobei in Hyderabad ein recht hoher Anteil an Moslems ist, der Urdu (اردو) spricht. Doch die Techniksprache bleibt weiterhin englisch, auch wenn Modi sich verstärkt für Sanskrit (संस्कृत) einsetzt als Sprache für ganz Indien. Sanskrit ist für Indien ungefähr das, was in Europa Latein ist.

Ansonsten stimme ich zu: Wer länger in DE bleiben will, der soll auch deutsch lernen. Peinlich ist es hier, dass es in DE so manche Unternehme gibt, in denen nur englisch gesprochen wird, auch wenn nur Deutsche dort arbeiten. So manche Engländer, die so etwas sehen, wundern sich nur noch, obendrein, dass das Englisch hinsichtlich der Qualität sich deutlich von muttersprachlichen Englisch unterscheidet. Während einer Phase, in der ich mich um eine Stelle beworben habe, habe ich nicht selten auf Stellen in DE nur auf englisch verfasste Jobangebote gesehen, und das nicht nur von Universitäten und Instituten oder teilweise sogar beim Deutschen Wetterdienst (an diesen Stellen war sogar besseres Englisch [C1] als Deutsch [B2] gefordert), sondern auch in einigen Unternehmen. Die Bewerbung musste dann auf englisch erfolgen, jedoch weiterhin mit deutscher Gepflogenheit wie Bewerbungsfoto, Angabe von Alter und Familienstand. Diese 3 Angaben sind v.a. in den USA tabu, aber auch in Großbritannien nicht nötig.