Zitat von Anthea im Beitrag #6
Zitat von Gast im Beitrag #5
Warum schafft es Schule nicht, allen Schülern zumindest ein solides Grundgerüst mitzugeben?
Gute und berechtigte Frage. Gerade die deutsche Sprache ist hinsichtlich der Möglichkeiten ihrer Ausdrucksformen so vielfältig. Umso erschreckender erscheint mir oft, über welch ein eingeschränktes Vokabular Schüler verfügen.
Ich denke allerdings auch, dass Worte/Wörter, die Verwendung dieser und den Kontext, in dem sie zum Einsatz kommen, reine "Emotion" sind. Und empathielose Menschen kennen für die Vielschichtigkeit vieler Dinge eben nur ein einziges Wort. Hell ist hell, dunkel ist dunkel. Die verschiedenen Facetten und Nuancen, das Be- und Ergreifen "mit allen Sinnen" ist ihnen nicht gegeben.
Sicherlich auch eine gute Frage an unsere Lehrerin Moorhuhn, wenn sie aus der Karibik zurück ist.
Hach, das ist ja ewig her, bevor ich erneut in die Karibik abflattere, will ich nun aber mal was dazu schreiben.
Rechtschreibung, Grammatik, Sprachgefühl- das liegt ganz eng beieinander, und wieder einmal hat Schule versagt, wenn diese Fähigkeiten heute nur noch rudimentär ausgebildet sind.
Ich muss ja wohl diesem illustren Forum keine Vorträge halten über sozialen Wandel und den Einfluss moderner Medien. Auch Schule ist ein Teil der Gesellschaft und agiert nicht losgelöst davon.
Gerade bin auch etwas verwundert, weil an anderer Stelle sehr heftig kritisiert wurde, dass Schule noch viel zu wenig digitalisiert daherkommt und mediale Möglichkeiten ein Schattendasein an der Schule fristen.
Das eine hat eben Auswirkungen auf das andere. Sprachgefühl und der Sinn für korrekten Gebrauch der Sprache wird immer noch in erster Linie in der mündlichen Sprachausübung von Angesicht zu Angesicht erlernt und verinnerlicht. Wenn nun aber mehr und mehr im "Telegrammstil", mit Emoticons und vorgefertigten Sprechblasen kommuniziert wird, geht ne Menge Wortschatz unter, den man auf herkömmliche Art des Austausches erst mal produzieren muss. Insofern verkümmert
Sprache, Dialekte, Soziolekte kommen noch dazu.
Wenn ich im Deutschunterricht verlange, Arbeitsergebnisse ganz klassisch ohne Powerpoint und andere mediale Krücken zu präsentieren, bin ich ein Fossil, andererseits sind die meisten Schüler nicht einmal in der Lage, einen eigenen Einleitungstext für ihre Power Point zu formulieren, geschweige denn, die Folien ohne Rechtschreibfehler zu erstellen. Und ja, im Vorfeld bespreche und übe ich das mit ihnen, allerdings mit durchwachsenem Erfolg.
Für mich ergibt sich aus dieser Erfahrung, dass Lehrplaninhalte viel mehr diesem neuen Sprachverständnis angepasst werden müssen. Rhetorikunterricht sollte ein eigenständiges Lehrfach werden und dort müsste zunächst auf moderne Medien auch erst mal konsequent verzichtet werden. Einfach in ganzen Sätzen sprechen und Quellen bearbeiten, sodass sie sinnvoll für das eigene Thema werden.
Was die ständigen Rechtschreibreformen angeht- die sind in meinen Augen zweitrangig, ein paar Fehler in der Groß-und Kleinschreibung kann man verschmerzen, nicht aber grammatikalisches und stilistisches Wirrwar.