Zitat von Till im Beitrag #26
Naja, ich denke, hier geht es mehr um Wissenschafts-Nobelpreise. Und auch die sind ein Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse in einem Staat.
Sicherlich geht es mehr um Wissenschafts - Nobelpreise.
Diese haben ein besonderes Ansehen. Doch auch diesbezueglich gehe ich weitgehend konform mit
Anton Jaru in "Another View"
Alles beginnt schon mit der lächerlich hohen Zahl an Nobelpreisträger aus den USA. Fast 3 Mal so viele wie der Zweitplatzierte – Überraschung – das Vereinigte Königreich. Besonders erstaunlich ist das, weil noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Amerikaner relativ weit vom ersten Platz entfernt waren (damals war es Deutschland). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als die ganze westliche Hemisphäre in die US-amerikanische Einflusssphäre gelangte, ist die Zahl amerikanischer Nobelpreisträger sprunghaft angestiegen und hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts letztlich verfünf- bis versechsfacht. Durch diesen Fakt bin ich sehr skeptisch geworden und habe deswegen vor allem am Fall Russlands Forschungen angestellt. Schnell wurde klar – es begann nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern ganz am Anfang nach der Gründung der Nobelpreis-Stiftung.
Naturwissenschaften
Beispiel 1: Der Russe Nikolai Lunin entdeckte 1881 die Vitamine. Mit dem Nobelpreis wurde er trotzdem nicht geehrt, stattdessen aber der Niederländer Christian Eijkman und der Brite Frederick Gowland Hopkins, die 1929 den Preis für Physiologie und Medizin „für die Entdeckung der antineuritischen und wachstumsstimulierenden Vitamine“ gewannen. (Selbstverständlich lebte Lunin noch zu dieser Zeit.)
Beispiel 2: Der Rumäne Nicolae Paulescu entdeckte 1916 das Insulin. Das Nobelpreis-Komitee interessierte das aber herzlich wenig und verlieh den Nobelpreis „für die Entdeckung des Insulins“ 1923 den beiden Kanadiern Sir Frederick Grant Banting und John James Rickard Macleod – glatt gelogen.
Beispiel 3: 1892 entdeckte der Russe Dmitri Iwanowski die Viren. Jeder Mensch würde sagen – eine Jahrhundert-Entdeckung. Nobelpreis dafür? Nein. Immerhin ist er erst 1920, also fast 20 Jahre nach Beginn der Verleihungen, gestorben.
Beispiel 4: 1930 gewann der Inder Chandrasekhara Venkata Raman den Physik-Nobelpreis „für die Entdeckung der Raman-Streuung“. Problem hierbei ist, dass nicht er die „Raman“-Streuung entdeckt hatte, sondern eine Woche vor ihm die beiden sowjetischen Physikern Leonid Mandelstam und Grigori Landsberg. Den Nobelpreis gewannen sie dennoch nicht.
Noch mehr Beispiele gefaellig?
Hier:
http://www.neopresse.com/gesellschaft/an...dem-nobelpreis/