Zitat von Till im Beitrag #1
"Hylas und die Nymphen" (John William Waterhouse 1896) wurde in der Manchester Art Gallery abgehängt; das gleiche soll "Thérèse, träumend" (Balthus 1938) im New Yorker Metropolitan Museum of Art widerfahren, geht es nach einer Petition von 10.000 Unterstützern; das Selbstporträt des amerikanischen Fotorealisten Chuck Close wurde wegen dessen "sexuell anzüglichen Verhaltens" aus der Universität von Seattle entfernt - sorgt "Me Too" nun für eine Säuberung in der Malerei?
Philipp Demandt, der Leiter des Städel-Museums, der Liebieghaus-Skulpturensammlung und der Kunsthalle Schirn in Frankfurt, gab derweil zu bedenken, dass die "Museen bald leer" wären, mache man "die Tugendhaftigkeit des Künstlers zum Maßstab".
http://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-...nheit-1.3849687
Gerade Balthus ist ein Beispiel, an dem die Verlogenheit und Heuchelei der Debatte offensichtlich wird. Balthus mag pädophil gewesen sein, nur: solange er seine Obsessionen nur malt, ist das reichlich nebensächlich. Rubens jedenfalls mit seiner Verherrlichung von antiken Vergewaltigungen wäre da weitaus angreifbarer.
Zudem muß man in diesen Zeiten zugeben - tut man es nicht, ist man blind und verlogen - daß gegenüber der träumenden Therese die Darbietung 15jähriger Mädels im Eiskunstlauf, bei deren gespreizten Beinen man fast bis in die Gebärmutter schauen kann, weitaus anzüglicher und aufreizender ist. Oder die Darbeitungen der Cheer Leader Mädels Aber hier zeigt sich die Verlogenheit: das eine ist erlaubt, obwohl es weitaus anzüglicher ist, weil es sich hinter der Maske sozialer Gepflogenheit wie dem Sport verstecken kann,
Vollends verlogen und fast schon nur als Satire zu fassen ist das Gomringer-Gedicht. Aber Lächerlichkeiten sollte man nicht ernst nehmen, sondern herzlich darüber lachen. Vor allem sollte man sie nicht mit #metoo in Verbindung setzen. Hier geht es nämlich nicht um Bewunderung, sondern um krasse Gewalt und um die Ausnützung von Machtgefügen.