#16

RE: Gedichte

in Gedichte 21.02.2018 11:21
von Anthea | 12.662 Beiträge

Hermann Hesse, wie ich finde: ein beeindruckendes Gedicht!

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#17

RE: Gedichte

in Gedichte 12.07.2018 15:00
von grimmstone | 478 Beiträge

Und der Mund mein Mund
sein Mund...!
ein Gitterweiß
hält dich,
die kurze Weile.

Augenknopf-
blind
das Wort:
und schon
fällt das Licht
ins Schloß.


Erich Arendt


Bitte hier unterschreiben: https://abruesten.jetzt


zuletzt bearbeitet 12.07.2018 15:01 | nach oben springen

#18

RE: Gedichte

in Gedichte 18.11.2018 10:13
von Anthea | 12.662 Beiträge

So viele Dinge liegen aufgerissen
von raschen Händen, die sich auf der Suche
nach dir verspäteten: sie wollen wissen.

Und manchmal in einem alten Buche
ein unbegreiflich Dunkles angestrichen.
Da warst du einst. Wo bist du hin entwichen?

Hielt einer dich, so hast du ihn zerbrochen,
sein Herz blieb offen, und du warst nicht drin;
hat je ein Redender zu dir gesprochen,
so war es atemlos: Wo gehst du hin?

Auch mir geschahs. Nur daß ich dich nicht frage.
Ich diene nur und dränge mich um nichts.
Ich halte, wartend, meines Angesichts
williges Schauen in den Wind der Tage
und klage den Nächten nicht ...
(da ich sie wissen seh).

Rainer Maria Rilke


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#19

RE: Gedichte

in Gedichte 27.01.2019 17:17
von grimmstone | 478 Beiträge

An den Mond

Wandre unermüdlich,
Lass den Kopf nicht hängen,
Die Fürsorge des Herrn ist groß.
Gib der Erde, die sich unter dir
Ausdehnt, dein sanftes Lächeln;
Sing den Gletschern, die aus den Himmeln
Hängen, ein Wiegenlied.
Du sollst wissen: Ein Unterdrückter,
Niedergestreckt zur Erde,
Strebt wieder zur Höhe der reinen Berge,
Wenn die Hoffnung ihn erhebt.
Lieblicher Mond, so schimmre nun,
Wie früher, durch die Wolken;
Lass in dem nachtblauen Gewölbe
Deine Strahlen spielen.
Ich aber knöpfe meine Weste auf
Und werfe meine Brust dem Mond entgegen;
Mit ausgestreckten Armen werde ich
Den Spender des Lichts auf der Erde verehren.

Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (Stalin)


Die meisten Ruinen haben zwei Beine.
http://nachtschichten.eu
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#20

RE: Gedichte

in Gedichte 27.01.2019 17:29
von Anthea | 12.662 Beiträge

Oh, wie schön.
Hätte man Stalin gar nicht zugetraut.... Ist dann so zu sehen wie "Zwei Seelen wohnten ach in seiner Brust...."
Diejenige, die ein solches Gedicht verfassen konnte, gefällt mir besser.

----


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
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#21

RE: Gedichte

in Gedichte 28.01.2019 15:00
von denker_1 | 1.614 Beiträge

Ich öffne meine Hand
um sie
dir freudig entgegen zu halten

Ich öffne meine Hand
um dem zu entrinnen,
was sie schließt

Ich öffne meine Hand
damit meine Taube
fliegen kann, zu Dir

Ich öffne meine Hand
um mit dir
wieder Frieden zu schließen

(Petra Wittig)

Sie hat einen Gedichtband veröffentlicht, wo dieses Gedicht enthalten ist.
Die genaue Auflagenhöhe weiß ich nicht. War meine Ex Frundin, die halt wunderbar dichten kann. Beim Spazierengehen immer Stift und Schreibblock mitgehabt und wenn ihr eine Eingebung kann, hat sie das sofort aufgeschrieben. Ich habe sie dann ermutigt, einen Gedichtband zu veröffentlichen. Da ist das obige Gedicht dabei.



zuletzt bearbeitet 28.01.2019 15:28 | nach oben springen

#22

RE: Gedichte

in Gedichte 05.03.2019 18:35
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Oh zerfrettelter Grunzwanzling
dein Harngedränge ist für mich
Wie Schnatterfleck auf Bienenstich.
Grupp, ich beschwöre dich
mein punzig Turteldrom.

Und drängel reifig mich mit krinklen Bindelwördeln
Denn sonst werd ich dich rändern in deine Gobberwarzen
Mit meinem Börgelkranze, wart's nur ab!


von Vogon Jeltz


Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie doch bitte die anderen.
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#23

RE: Gedichte

in Gedichte 18.02.2020 17:34
von Hamlets Gummibärchen (gelöscht)
avatar

Paradieslos


Möglicherweise wird es,
vielleicht schon nächste Woche,
einen Ruck geben
und das Paradies wird
sich auf Erden ausbreiten.

Epidemisch,
wie die Spanische Grippe.

Ich aber werde dann darauf bestehen,
in einem kleinen Winkel der Erde,
so wie sie war,
bleiben zu dürfen.

Paradieslos.


"Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung" (Thomas Mann, Der Zauberberg)

Man kann aus keiner Mücke einen Elefanten machen, aber jeden Elefanten zur Schnecke.


zuletzt bearbeitet 18.02.2020 17:34 | nach oben springen

#24

RE: Gedichte

in Gedichte 18.02.2020 18:05
von Anthea | 12.662 Beiträge

Sehr schön und nachdenklich stimmend. Einige meiner Gedanken dazu:

Die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies wird Wirklichkeit...
Aber dennoch verwehrst du dich...
Da fragt man sich "warum?"
Denn, es soll so bleiben wie es ist - Hölle vielerorts - ist nicht erstrebenswert...
Man gewöhnt sich an alles...
Es sei denn, du hast bereits dein eigenes kleines Paradies in deinem selbst gestalteten Leben gefunden.
Mit Liebe - es kann nicht besser werden.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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