Eine gute Frage stellt der israelische Historiker Ilan Pappé in seinem Buch "Was ist los mit Israel"? In Kapitel 9 behandelt er die "Gazamythologien".
Tatsächlich, so Pappé, müsse man der Fairness halber anmerken, daß das Ausmaß palästinensischer Gewalt im Allgemeinen und der internen Gewalt im Besonderen wesentlich geringer ist, als man angesichts von der völkermörderischen Politik Israels in den letzten Jahren geschaffenen wirtschafltichen und sozialen Bedingungen erwarten würde.
Die frühere Strategie Israels im Gazastreifen bestand in der Ghettoisierung der Palästinenser, aber das funktionierte nicht. Die solchermaßen eingesperrte Gemeinschaft - so die Bemerkung des Historikers, brachte ihren Lebenswillen zum Ausdruck, indem sie Raketen auf Israel abfeuerte. Die Ghettoisierung oder Quarantäne ethnischer Gemeinschaften habe historisch noch nie funktioniert, selbst da, wo sie von ihren Unterdückern als gefährliche Untermenschen betrachtet werden. Die Juden wüssten das aus ihrer Geschichte am besten. Die nächsten Stadien der Behandlung der gegen solche Gruppen gerichteten Politik waren dann sogar noch schrecklicher und barbarischer.
Es sei schwer zu sagen, was die Zukunft für die Palästinenser bereithält - In der Gegenwart leben sie, unerwünscht und dämonisiert, im Ghetto und unter Quarantäne. Haben wir eine Wiederholung der unheilvollen historischen Beispiele zu erwarten, schrieb Pappé in seinem Buch.
Heute, 10 Jahre später, haben wir die Antwort darauf. Die "völkermörderische" Politik steigerte sich mit jeder militärischen "Operation".
Der Unterschied dieser Operationen lag im Grad der Eskalation- immer mehr Feuerkraft, immer mehr Opfer und immer mehr Kollateralschäden. Eine weitere Dimension war der Einsatz noch üblerer Mittel seitens Israels. Der "Erste Regen" wurde abgelöst von dem "Sommerregen" eine neue Komponente. Es folgten "Herbstwolke", wobei Kinder und Frauen die meisten Opfer waren., mit jeder neuen Operation eine höhere Zahl getöteter Menschen. Dennoch leistete der Streifen weiter Widerstand. Die Codenamen wurden immer unheilvoller. " Gegossenes Blei" - 2008 war ein bislang beispielloses Bombardement und erinnerte viele an das Flächenbombardement 2003 im Irak. Hauptziel war die Zerstörung ziviler Infrastruktur. Nichts blieb verschont, weder Krankenhäuser noch Schulen. 1500 Palästinenser wurden getötet. Es folgte "Wiederkehrendes Echo", "Pfeiler der Verteidigung" "Starker Fels" 2014, in deren Verlauf 2200 Palästinenser getötet wurden.
Die Vollendung des "Todesurteils" erfolgte im Oktober 2023, der nicht, wie viele behaupten der "Anfang" war. Er war die Folge all dessen, was Pappé in seinem Buch auflistete.
Die Hamas ist weder gut noch böse, sondern das Resultat der israelischen Politik.