#1111

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 07.12.2024 22:47
von Findus | 2.877 Beiträge

Sicher, Meridian. Das Wetter ist statisch und wird 2025 wie in diesem Jahr

Kehr mal zur Wissenschaft zurück.


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#1112

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 08.12.2024 12:34
von Meridian | 2.980 Beiträge

Ich befasse mich mit diesem Thema genau. Das kann ich dir sagen. Wir haben in den letzten Wintern meist das Glück, dass sich (vielleicht aufgrund des Klimawandels) immer wieder die milde, sehr windige und regenreiche West- bis Südwestwetterlage durchgesetzt hat. Wir sollten uns aber nicht darauf verlassen, dass das in jedem Winter garantiert bleibt. Das letzte wirklich schlechte Windjahr war 2010. Januar und Februar waren oft von Kälteeinbrüchen beherrscht, und der Dezember 2010 sollte noch als einer der schneereichsten bekannt sein. Bei solchen Wetterlagen ist es meistens weit weniger windig als bei der klassischen Westlage mit ihren durchziehenden Sturmtiefs. Resultat war ein Windjahr, das nur 75% des Windstroms lieferte, welcher bei mittleren Verhältnissen zu erwarten wäre. Damals war das aber kein Drama, weil die Windkraft mit 8% (6% wurden 2010 tatsächlich geliefert) vom Bedarf noch keine so große Rolle spielte wie jetzt. Die Windausfälle waren aber v.a. im Winter stark, so dass die Windräder in Jan, Feb und Dez teils nur die Hälfte vom dem lieferten, was in diesen Monaten üblich war. Im Sommer 2010 liefen die WEA durchschnittlich, aber im Sommer ist es grundsätzlich weniger windig.

Jetzt macht die Windkraft (onshore und offshore) etwa 24% vom Strombedarf aus, jedenfalls bei durchschnittlichen Windverhältnissen. Bei einem Jahr wie 2010 wären das auf einmal nur noch 18%. 1% des Strombedarfs entspricht ungefähr 6 TWH (6 Mrd . kWh). Demzufolge entspräche ein Minus von 6% einem Minus von 36 TWh. Das wäre der Strombedarf von fast ca. 3 Wochen. Und wenn im Winter die WEA nur die Hälfte leisten, dann gibt es ganz schnell Versorgungslöcher. Heutzutage sind für die Wintermonate je 15 - 20 TWh üblich. Die Hälfte wären 7,5 - 10 TWh. D.h. in drei Monaten könnte eine Lücke von 22,5 - 30 TWh entstehen, wenn alle 3 Wintermonate so windschwach wären. Ist wenig wahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Schon 2 solcher windschwacher Monate wären sehr kritisch. Die Politik ist verpflichtet, auch bei solchen Worst-case-Szenarien Lösungen zu haben.

Und die Photovoltaik? Deren Zubau ist das einzig erfreuliche beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch im Winter bringt das nur wenig. Während diesjahr die PV erstmals an 4 Monaten in Folge jeweils über 8 TWh lieferte, waren es im November gerade einmal 1,6 TWh. Und das ist nicht ungewöhnlich wenig, sondern eher normal. Im Dezember wird möglicherweise nicht einmal 1 THW geliefert, im Januar oft auch nicht. D.h. Windausfälle werden im Winter nicht durch die Sonne kompensiert. Im Sommer ergänzen sich Windkraft und PV häufig (außer bei windarmen schwül-gewittrigen Wetterlagen, wobei die PV selbst da alleine wegen der Tageslänge weit mehr liefert als an einem sonnigen Dezembertag).

Wie jetzt 2025 wirklich wird, man wird sehen. Aktuell ist es noch windig, aber ein Hochdruckgebiet mit wenig Wind, aber Hochnebel oder etwas Sonne naht und wird die WEA ab Wochenmitte "arbeitslos" machen. Wie lange das bleiben will, ist unsicher. Laut Vorhersagemodell kommen die atlantischen Tiefs mit viel Wind wieder ab dem 3. Advent. Verlassen kann man sich aber nicht darauf. Blockierende Hochs können sehr zäh sein.

Das Windjahr 2024 war bislang gar nicht so schlecht. Alleine die Windleistung von 2023 wurde bereits übertroffen, aber nicht der Jahresrekord von 2022. Um den auch noch zu brechen, muss es bis Jahresende sehr windig werden. Rekordleistungen gab es im April und September. Eher schwach war der Oktober, der November mit 12 TWH war besser als erwartet trotz Hochnebel. Hätte aber die Hochnebellage bis zum Monatsende gehalten, wären nur 5-6 TWh geleistet worden, da bis Monatsmitte nur knapp 3 TWh geliefert wurden. Zeigt, wie abhängig man von windigen Wetterlagen ist.

Fazit: Ich habe bei manchen Politiker das Gefühl, dass sie sich bei der Energieversorgung zu sehr aufs Wetter verlassen, wonach genügend Energie kommt (nach dem Motto "wird schon gut gehen"). Nichts gegen Solar- und Windenergie. Im Gegenteil! Aber zur Energiesicherheit gehören auch immer Worst-case-Szenarien wie mehrere Winter mit wenig Wind und viel Kälte hintereinander, am besten noch mit einigem Schnee, der auch die PV-Anlagen bedeckt (ändert eh nicht viel, ist aber trotzdem noch ein weiterer Ausfall). Und auch in solchen muss die Energieversorgung gewährleistet sein. Trotz Klimawandel sind kalte Winter weiterhin möglich.


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)


zuletzt bearbeitet 08.12.2024 12:41 | nach oben springen

#1113

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 08.12.2024 12:53
von Dr. Yes | 1.986 Beiträge

Viel hätte und wäre. Wie schlimm es im nächsten Winter wird, höre ich seit drei Jahren. Und ja, wenn tatsächlich wieder eine Eiszeit kommt, wird's schlimm. So wie 1962, als ich im Februar 14 Tage außerplanmäßig schulfrei hatte, weil der Main zugefroren war und kein Heizöl nachgeliefert werden konnte.


Ще не вмерла України і слава, і воля


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#1114

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 08.12.2024 17:18
von Meridian | 2.980 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #1113
Viel hätte und wäre. Wie schlimm es im nächsten Winter wird, höre ich seit drei Jahren. Und ja, wenn tatsächlich wieder eine Eiszeit kommt, wird's schlimm. So wie 1962, als ich im Februar 14 Tage außerplanmäßig schulfrei hatte, weil der Main zugefroren war und kein Heizöl nachgeliefert werden konnte.


Es geht mir weniger um Unwetterkatastrophen, bei denen es generell zu Ausfällen kommen kann infolge Beschädigungen oder sonstige Beeinträchtigungen der Infrastruktur. Dauerhaft windarmes Wetter im Winter ist in der Regel kein Unwetter. Aber es kann unter Umständen zur Energie Verknappung führen, jedenfalls so, wie die aktuelle Energieinfrastruktur aufgestellt ist.
Stürmische Wetterlagen liefern zwar viel Windstrom, können aber vielmehr zu Unwettern ausarten, wenn Orkan droht, das mal nebenbei.


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#1115

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 08.12.2024 17:37
von Findus | 2.877 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #1112
Ich befasse mich mit diesem Thema genau. Das kann ich dir sagen. Wir haben in den letzten Wintern meist das Glück, dass sich (vielleicht aufgrund des Klimawandels) immer wieder die milde, sehr windige und regenreiche West- bis Südwestwetterlage durchgesetzt hat. Wir sollten uns aber nicht darauf verlassen, dass das in jedem Winter garantiert bleibt.


So what? Dann muss der Merz eben wenn er regiert Stromspeicher bauen lassen.
Ansonsten, was interessiert es mich, wenn es in Bayern kalt sein sollte, weil dort die Energiewende verschlafen wird? Die Hausaufgaben haben die nördlichen Bundesländer weit besser gemacht.


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#1116

RE: Potential der Photovoltaik

in Die Grünen 08.12.2024 17:45
von Dr. Yes | 1.986 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #1114
Es geht mir weniger um Unwetterkatastrophen
1962 war keine Unwetterkatastrophe, sondern einfach nur ein harter Winter. Damals wurde überwiegend noch mit Kohle und Öl geheizt, das zu einem Großteil mit Schiffen in die Städte transportiert wurde. Als der Nachschub knapp wurde, hat man als Erstes bei den öffentlichen Einrichtungen gespart. Auch heute gibt es Pläne, wer mit Priorität mit Erdgas beliefert wird, falls es mal knapp wird.

Tatsache ist, dass wir von Putin unabhängig geworden sind, dass in den letzten zwei Jahren die Füllstände unserer Gasspeicher am Ende des Winters nicht unter 60% lagen (2022 lag er bei 25%, weil Gazprom seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkam; soviel zur Verlässlichkeit Russlands), und dass der Weltmarktpreis für Erdgas heute auf dem Stand von vor 2021 ist. Das gefällt den Putinfreunden natürlich überhaupt nicht, weshalb sie uns einreden wollen, wie schlimm doch alles ist.


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zuletzt bearbeitet 08.12.2024 18:03 | nach oben springen

#1117

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 05.01.2025 19:06
von Meridian | 2.980 Beiträge

2024 ist der Strom aus erneuerbaren Energien gegenüber nur leicht angestiegen. Grund ist ein unterdurchschnittliches Windjahr, wonach trotz Zubau die WIndstromproduktion gegenüber 2023 leicht zurückgegangen ist.

https://www.energy-charts.info/charts/en...gendItems=gw2w3

Strom aus Photovoltaik hat trotz schlechterer solarer Bedingungen zugelegt, was durch den starken Zubau zurückzuführen ist.

https://www.energy-charts.info/charts/en...gendItems=iw2w1

Zudem war 2024 das erste Kalenderjahr, bei alle Monate mind. über 1 TWh PV-Strom geliefert haben.

https://www.energy-charts.info/charts/en...ms=jyh&month=-1

Bemerkenswert ist die Wasserkraft, die erstmals seit 2013 wieder über 20 TWh geliefert hat. Grund sind 2 vergangene regenreiche Jahre.

https://www.energy-charts.info/charts/en...legendItems=ly3

Die Biomasse ist ist gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, aber weiterhin auf niedrigerem Niveau als zw. 2015-22. Warum weiß ich nicht, denn die Leistung wurde nicht abgebaut, eher umgekehrt. Ich vermute, dass bei starkem Überangebot an Windstrom auch die Biomasse sich zeitweise zurücknehmen muss.

https://www.energy-charts.info/charts/en...legendItems=ly4

Der Anteil der erneuerbaren wird immer dominanter, aber Achtung: Der Anteil ist auf den Nettostromverbrauch bezogen, also ohne Eigenverbrauch der Kraftwerke, ohne Verluste in den Stromleitungen und ohne die vorwiegende Gaskraftwerke für die industrielle Eigenproduktion, die nicht am öffentlichen Stromnetz sind. Hier die gesamte Stromerzeugung:

https://www.energy-charts.info/charts/en...24&source=total

Die helleren Farben zeigen die nicht-öffentliche Stromerzeugung, wobei beim Erdgas der nicht-öffentliche Anteil hoch ist, aber auch bei der PV infolge Eigenverbrauch. Etwas Eigenverbrauch gibt es auch bei der Biomasse, jedoch nicht bei der Windenergie. Bei der Wasserkraft kommen die Verluste bei den Pumpspeichern hinzu (Wirkungsgrad bei ca. 80%).

Der Anteil der erneuerbaren liegt im Jahr 2024 demnach bei ca. 60% der Stromproduktion.

Bei der PV wird weiterhin ein anhaltender Ausbau erwartet, bei der Windenergie, deren Ausbau schleppend vorangeht, wird wegen Zuschlägen hoher ausgeschriebener Mengen eine deutliche Steigerung erwartet, Onshore und Offshore (es sei denn, die AfD gewinnt haushoch und stoppt den Ausbau).

Der Zubau für 2024 ist noch nicht vollständig (wird aktuell bis November gezeigt). Ende Jan /Anfang Feb werden Ergebnisse erwartet.

https://www.energy-charts.info/charts/in...n&interval=year

Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen sind wohl abgebaut worden. Der PV-Zubau ist sehr dominant. Aber: Da die PV in DE wegen der Strahlungsverhältnisse im Mittel nur zu 10% genutzt wird, heißt das, dass 10 GW PV nur wenig mehr liefert wie 1 GW Braunkohle. Trotzdem: Es werden wohl diesjahr ca. 16 GW PV erwartet. Entspricht also immerhin der Dauerleistung eines großen Kraftwerks von ca. 1,6 GW. Und PV-Potential ist noch viel vorhanden. Wichtig ist allerdings die Speicherung. Und da gibt es nach starker jährlicher Zubausteigerung erstmals eine Konsolidierung:

https://www.energy-charts.info/charts/in...s=2w2w9&year=-1


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(Benjamin Franklin)


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zuletzt bearbeitet 05.01.2025 19:15 | nach oben springen

#1118

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 07.01.2025 19:20
von Meridian | 2.980 Beiträge

Hier noch 2 Artikel über die Energiebilanz in DE und über Bidens letzte Erlasse zum Schutz vieler Gebiete vor Öl- und Gasborungen.

https://www.focus.de/earth/analyse/ueber...xing_share=news

Deckt sich mit vielem von meinem vorigen Artikel, aber hier noch mit weiteren Informationen.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/m...xing_share=news

Ob Trump das rückgängig machen kann? Hoffentlich nicht.


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(Benjamin Franklin)
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#1119

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 11.01.2025 16:39
von Meridian | 2.980 Beiträge

Hier erste Daten zur Windenergie 2024. Nicht so schlecht wie erwartet:

https://www.solarserver.de/2025/01/10/au...orjahresniveau/

Wind an Land weniger, Offshore dafür mehr, so dass der Zubau etwa dem Vorjahr entspricht. Genaugenommen ist es sogar mehr, da der Offshore-Anteil höher ist. Grund: Offshore-Windräder liefern bei gleicher Nennleistung ungefähr doppelt so viel Strom wie Windräder an Land. So müsste man sie eigentlich doppelt zählen. Der Nutzungsgrad (also in % von der Nennleistung) beträgt für Windräder in DE bei durchschnittlichen Windverhältnissen etwa folgendes:

Offshore: 40% (dabei etwas darüber in der Nordsee und etwas darunter in der Ostsee)
Onshore Küste und Höhenlagen der Mittelgebirge: 25 - 30%
Onshore Norddeutsches Tiefland: 20% (direkt nördlich der Mittelgebirge wegen Föhneffekten etwas mehr)
Süddeutschland: 15%

Zum Vergleich Photovoltaik in DE: ca. 10%
Klingt wenig, aber die inzwischen relativ günstigen Preise für PV-Strom sind auf die Verhältnisse in DE bezogen. Viel billiger ist PV natürlich in Südeuropa oder gar in den Wüstengebieten. Ein Nutzungsgrad von 30% für PV ist aber schon das höchste aller Gefühle. Man darf nicht vergessen, dass alleine 50% durch die Nacht verloren gehen. Weitere Verluste gibt es auch bei schönstem Wetter durch Zeiten von niedrigem Sonnenstand, Dunst und Hitze.
PV-Anlagen mit nahezu 100% Auslastung gibt es nur an Satelliten sowie an der Raumstation ISS im Weltall.


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(Benjamin Franklin)
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#1120

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 12.01.2025 17:08
von Dr. Yes | 1.986 Beiträge

Zitat
Großen Beifall bekam Weidel bei ihrer Rede für den Ausruf: "Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande." Diese Aussage wurde im Netz stark diskutiert und kritisiert. Weidels Co-Parteichef Tino Chrupalla erklärte später auf Nachfrage, Weidel habe sich hauptsächlich auf die Windkraftwerke bezogen, für die Wälder gefällt würden. (tagesschau)

Das ist natürlich sehr intelligent. Windkraft hat mittlerweile einen Anteil von rund einem Drittel an der gesamten Stromerzeugung, das ist weit mehr als die Kernenergie jemals hatte. Noch dazu liegt die Wertschöpfung bei Windstrom nach meinem Dafürhalten vollständig in Deutschland, was sonst nur noch bei Braunkohle der Fall wäre (und dem bisschen Wasserkraft und Müllverbrennung). Das halbherzige Zurückrudern Chrupallas macht die Sache nicht besser.

Hier findet man übrigens interessante Detailinformationen zum Strommarkt in Deutschland 2024, insbesondere auch zu Großhandelspreisen. Dabei wird die "Schreckensmeldung" vom Dezember relativiert.


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zuletzt bearbeitet 12.01.2025 17:27 | nach oben springen

#1121

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 12.01.2025 18:16
von Meridian | 2.980 Beiträge

In Naturwäldern und sonstigen Schutzgebieten haben Windräder und Freiflächen-Solarparks meiner Meinung nach nichts verloren. Aber von Wirtschaftwälder, besonders in Fichten-Monokulturen bereichern sogar Windräder die Artenvielfalt. Denn solche Wälder sind sehr artenarm. Durch WEA erzeugte Lichtungen ziehen sonnenhungrige Insekten und auch Vögel an. Natürliche Wälder haben immer wieder Lichtungen. Wirtschaftwälder natürlich nicht (oder nur nach Fällung größere Bestände oder erzwungen nach Sturmschäden), denn das ist ja unwirtschaftlich.

Wenn man an die Machtübernahme von rechtspopulistischer Parteien in anderen Ländern denkt, dann haben sie wie z.B. in Polen den Ausbau erneuerbarer Energien gebremst, aber in den letzten Jahren ist der Ausbau der Windenergie immer schneller vonstatten gegangen, und die ganzen Projekte in PL stammen immer noch von der PiS-dominierten Vorgängerregierung von Kaczynski.

Auch Trump hat in seiner ersten Amtszeit gegen die Windenergie gewettert, aber behindert hat er sie nicht, allerdings hat er die Förderung der EE auch nicht ausgeweitet. Die Schweiz war in den 90er-Jahren zeitweise Vorreiter bei der Photovoltaik. Aber schon seit 2002 ist in CH die rechtspopulistische SVP stärkste Partei mit seitdem 25-30%. Da das früher war, hat sie doch erheblich zur Ausbremsung der erneuerbaren Energien beigetragen. Jetzt, sehr spät kommt die Energiewende so langsam in Gang. Auch die Agrarwende, wo CH in den frühen 2000ern vor Österreich. Vorreiter war, hat Rückschläge erlitten. Der Flächenenteil an Agrarflächen mit ökologischem Anbau ging in den 00er-Jahren sogar zurück, steigt seitdem wieder an. Man steht zwar beim Flächenanteil besser da wie in DE, aber ist deutlich hinter AT. Hier geht die Agrarwende so weit, dass ein Biobauer als sexy gilt, aber nicht ein konventioneller Bauer. Eigentlich wichtig, denn Vollerwerbsbauern haben heutzutage Schwierigkeiten, eine Frau zu finden. Und wenn wir bei Österreich sind: Auch ein Kickl wird die Energie- und Agrarwende vielleicht etwas ausbremsen, aber nicht rückgängig machen.

Und in DE verdienen die Gemeinden kräftig Erwerbssteuern durch Windräder und PV-Anlagen. Will Weidel diese Gemeinden in den Bankrott treiben? Außerdem brauchen wir mehr Energie jetzt und nicht in 10 Jahren. Der Bau eines Atomkraftwerks dauert im besten Falle 10 Jahre, aber bei der Planung, wie man sie in DE kennt, dürfte das deutlich länger dauern. Auch andere Länder sind kein Vorbild: In Frankreich wurde das Atomkraftwerk Flamanville erst 2024 fertig statt 2012, und die Kosten liegen bei über 13 Mrd € statt 3,3 Mrd. Das sind andere Kaliber als die Kostensteigerungen des BER und Stuttgart 21, obwohl: Noch ist S21 nicht fertig.

Fazit: Sobald erzkonservative oder populistische Parteien merken, dass man die Energiewende zu ihren Zwecke nutzen kann, drehen sie den Spieß herum, werfen den Grünen vor, sie nicht genügend oder falsch angegangen zu haben, und machen sie für sich zueigen. Rechtsextreme machen dann den Slogan Umweltschutz = Heimatschutz.


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(Benjamin Franklin)
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#1122

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 13.01.2025 05:48
von Findus | 2.877 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #1121
In Naturwäldern und sonstigen Schutzgebieten haben Windräder und Freiflächen-Solarparks meiner Meinung nach nichts verloren. Aber von Wirtschaftwälder, besonders in Fichten-Monokulturen bereichern sogar Windräder die Artenvielfalt.


Das musst du mir bitte erklären. Warum ist das besser als Aufforstung? Auch ein gesunder und vollständiger Baumbestand ist wichtig, un die CO2 - Speicherfunktion des Waldes zu erhalten. Monokulturen werden inzwischen deswegen auch zu Mischwäldern umgebaut. Und endlos "natürlichen Wald" hat Deutschland gar nicht mehr.


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#1123

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 15.01.2025 19:24
von Meridian | 2.980 Beiträge

Verwilderung von Grasländern (führt zunächst zur Verbuschung, wobei die Brombeere viel Pionierarbeit leistet) führt meist wegen Lichtarmut zur Verringerung der Artenvielfalt. Naturwälder haben Lichtungen, was die Artenvielfalt fördert. Wirtschaftwälder haben das nicht, und somit tragen Windräder in Wirtschaftswäldern durchaus zur Artenvielfalt bei. Natürlich macht's die Menge. Zuviel WEA in Bäder will ich auch nicht.

zu einem anderen Thema:
Ich habe im Beitrag #1119 geschrieben, dass Photovoltaik nur im Weltall zu 100% ausgelastet wird. Ob PV im Weltall zur Stromversorgung auf der Erde wahr wird?

https://www.focus.de/earth/solarstrom-au...xing_share=news

Die Stromübertragung würde wohl per Funk geschehen. Erste Pionierprojekte gibt es, wenn auch nicht im Weltall. Ich frage mich, wie hoch der Übertragungsverlust sein wird. Selbst wenn er nur 50% beträgt, wäre der Gesamtwirkungsgrad mit 50% immer noch höher als beim bestmöglichen PV-Standort auf der Erde. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit wäre aber eine andere, zumal das erheblich teurer sein dürfte. Da müssten dann wiederverwendbare Raketen wie bei SpaceX eingesetzt werden, um an Wirtschaftlichkeit überhaupt zu denken.


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(Benjamin Franklin)
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#1124

RE: erneuerbare Energien 2024

in Die Grünen 15.01.2025 19:33
von Findus | 2.877 Beiträge

Danke, Meridian


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