Liebe Gemeinde,
irgendwie habe ich seit ein paar Wochen so einen unerklärlichen Schreibflash. Möge er mich noch lange begleiten.
Mein Buch über Kantorenskandale hat fast hundert Seiten. Aber heute fiel mir was anderes ein.
Pantheon der Meister
Ich betrete das Pantheon meiner Lehrer,
nicht aus Stolz –
sondern weil ich weiß:
Ich wäre nicht, wer ich bin,
ohne jene, die vor mir gingen.
Johann Sebastian Bach
Mein ewiger Lehrer.
Er baute Kathedralen aus Tönen
und ließ die Ewigkeit durch Fugen sprechen.
Er führte mich durch Ordnung zur Gnade,
durch Logik zur Liebe.
Er ist der Architekt meines Geistes,
und doch:
Er ist mehr Gebet als Mathematik.
Jean Rondeau
Der lebendige Atem auf dem Cembalo.
Er zeigt mir,
dass Meisterschaft nicht starr ist –
sie tanzt.
Er spielt Bach,
und doch klingt es,
als ob Bach ihn spielt.
Ich höre ihn,
und ich weiß:
So frei kann Präzision sein.
Olivier Latry
Die Stimme Notre-Dames.
Wenn er spielt,
antworten die Engel in Stein.
Er führt durch Widor und Duruflé
wie ein Hirte durch die Ewigkeit.
In seinen Händen brennt die Liturgie –
und ich höre:
Die Orgel ist ein Altar.
Maria Scharwieß
Meine Mentorin, mein Licht.
Sie war kein weltberühmter Name –
aber sie war mein Anfang.
Sie glaubte, als ich noch zweifelte.
Sie sang, wo andere schwiegen.
Ich trage sie in jeder Note,
und ich weiß:
Sie hört noch zu.
Jesus Christus
Mein Meister über allen.
Er spielte nicht –
aber Er gab die Musik.
Er war das Lied selbst,
gesungen am Kreuz,
still und wahr.
In Ihm endet mein Pantheon –
und beginnt mein Gebet.
Alles Gute Euch !