In einem anderen Forum habe ich einen Strang gefunden, in dem "die Mentalität des Vergessens, den Umgang mit der Geschichte und der Wandel von Freizeit- und Konsumgewohnheiten" beklagt wird und in einem Beitrag heißt es ganz konkret " die Städte entwickeln sich, jedenfalls hier in Deutschland, immer mehr hin zum gesellschaftlichen, ökologischen und sozialen Problemfall"
Das hängt m.E. mit viel größeren Prozessen zusammen.
Willkommen in der Nachgeschichte
Das liegt daran, dass die herrschende Klasse vergessen hat, das Herrschaft immer gegenüber den Beherrschten anschaulich zu sein hat. Daher sieht es auch nur so aus, dass die herrschende Klasse ihre Herrschaft freiwillig aufgegeben hat. Spätestens seit Marx wissen wir, dass eine herrschende Klasse ihre Herrschaft nie freiwillig aufgegeben wird. Das es jetzt zwar so aussieht, als habe die herrschende Klasse, ihre Herrschaft abgelegt, muss also andere Gründe haben.
Einer dieser Gründe ist meiner Meinung nach der, dass man nach dem Nationalsozialismus eine - bestimmte nur vordergründig "Linke" - Richtung in das demokratische System integriert hat, dessen Protagonisten ideologisch offenkundig - metaphorisch gesprochen - staatenlos und heimatlos sind, man kann das auch kosmopolitisch nennen. Ihre eigentliche Klientel, nämlich die Ureinwohner, die an das Land kulturell und sozial gebunden sind, haben diese "Kosmopoliten" vergessen und sich von ihnen durch ihre besondere Mentalität entfremdet. Die Ureinwohner können nicht einfach auswandern, wie der kosmopolitische Jetset, der heute hier und morgen da einen Lebensstil mit Freizeit- und Konsumgewohnheiten verkörpert, den die an ihrer Heimat geketteten, bloß durch eine dekadente TV-Welt kennen gelernt haben und sich doch heimlich danach sehnen.
Beide Gruppen, die Ureinwohner diese Landes und die Kosmopoliten, eint der geschichtsvergessene Zeitgeist - beiden fehlt völlig ein Geschichtsbewusstsein - wenn man davon absieht, dass das Gedenken an den Holocaust als gesellschaftlicher Reflex und Pflichtübung verkommen ist oder derselbe als Instrument der politischen Provokation oder als gesellschaftlicher Schlagstock der Repression missbraucht wird. Aber wen wundert das, sind doch die Bewohner dieses Landes, sowohl seine Ureinwohner und sein kosmopolitisches Establishment, nicht Söhne ihrer Vätern, die am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert haben, sondern Kinder jener Nachgeschichte, die letztendlich in Washington und Moskau unter den unterschiedlichen Vorzeichen ihren Ursprung hatte und 1989 zusammengefunden haben