In der Schweiz wird ja auch anders gesprochen, aber selbst das Schweizer Hochdeutsch offenbart in so manchen Dingen eine veränderte Ausdrucksweise. So habe ich in Basel folgende Schilder gesehen:
An einem Parkplatz
"Parkieren auf gekennzeichneten Flächen gestattet"
An einer Straßenbahnlinie:
"Tram hat Vortritt"
Doch bei Verbotsschildern (sei es Parkverbot oder das Verbot, eine Straße zu befahren) ist mir v.a. im katholisch geprägten Wallis häufig folgende Drohung aufgefallen:
"Fehlbare werden gebüsst"
Auf Amts-deutsch würde das heißen "Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt". Als Deutscher stellt man sich bei der Drohung immer vor, die Fehlbaren müssen ihre Missetaten öffentlich beim nächsten Kirchgang reuig bekennen.
Bestimmte Begriffe haben manchmal eine andere Bedeutung:
wischen (CH) - fegen oder kehren (DE)
nass reinigen - wischen
kehren - eine Kehre befahren, aber:
Kehricht - Müll
Bilet - Fahrkarte, aber
Fahrkartenschalter auch in CH
In Österreich wird dagegen mit Organstrafen gedroht. Als Deutscher stellt man sich vor, zwangsweise zur Organspende verdonnert zu werden. Ansonsten fallen beim Essen einige Unterschiede auf:
Erdapfel (AT) - Kartoffel (DE)
Obers - Sahne
Paradeiser - Tomate
Marille - Pfirsich
Kren - Meerrettich
Beim Supermarkt:
Hofer - Aldi
In den berühmten Wiener Kaffeehäusern findet man vergeblich den normalen Kaffee. Wer aber trotz der interessanten anderen Angebote darauf besteht, muss sich mit politisch nicht ganz korrekten Begriffen abgeben:
kurzer Schwarzer - Kaffee schwarz, kleine Portion
langer Schwarzer - Kaffee schwarz, große Portion
kurzer Brauner - Kaffee mit etwas Milch, kleiner Portion
langer Brauner - Kaffee mit etwas Milch, große Portionen, aber:
Kaffee verkehrt - Milch mit etwas Kaffee
Kosakenkaffee - Kaffee mit Wodka
und noch vieles mehr...
Das alles ist ja noch das "Hochdeutsch" der beiden Länder. Die Dialekte sind noch eine ganz andere Hausnummer... Im Falle der Schweiz einfach mal lesen:
https://als.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Houptsyte
Es kann sein, dass sich das v.a. für Norddeutsche nicht leichter liest wie niederländisch. Was ist aber der Unterschied zw. Dialekt und Sprache? Zumindest in allen Kulturen, wo auch Schrift existiert, ist eine Sprache eine Sprache, wenn sie auch schriftliches nachzuweisen hat. Niederländisch hat ja eigene Literatur, das Schwyzerdütsch dagegen nicht. Deutschschweizer Literatur ist auf deutsch geschrieben mit den leichten Abwandlungen des Schweizer Hochdeutschs (gilt analog für Österreich und Südtirol). Ein Dialekt ist eine Mundart, und genau da liegt der Begriff: Mundart heißt nach dem Mund gesprochen und nicht geschrieben. Das alemannische Wikipedia ist zwar ein netter Versuch, den Dialekt zu verschriftlichen, aber er repräsentiert die Schweizer Dialektvielfalt nur unzureichend. Glaubt also ja nicht, die Deutschschweizer sprechen so wie im alemannischen Wiki. Die Berner sprechen anders wie die Zürcher, Basler, Schaffhauser, Thurgauer, Aargauer, Oberländer, Appenzeller, Bündner, Walliser usw.
Ich selber bin ja Schwabe und habe ich auf das Schwäbische geklickt. Ich kann sagen, dass ich beim Lesen derartig über den Text gestolpert bin, so dass ich sagen kann: Das ist nicht mein Schwäbisch. Auch da gibt es viele feine Unterschiede.
Zu guter Letzt noch ein bayrischer Witz:
Ein Bayer unterhält sich mit einem anderen über die englische Sprache und meint:
"Wissens. Englisch isch scho a komische Sprochn:
I hoaßt Ei
Ei hoaßt Egg,
Egg hoaßt koaner,
und koaner hoaßt nobody."